Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
hervorbrachten.
    Stattdessen wankte er zu seiner KomKonsole, setzte sich vorsichtig hin und gab versuchsweise den Code für die Wohnung der Koudelkas ein.
    Verzweifelt legte er sich vier verschiedene schnelle
    Eröffnungsworte zurecht, je nachdem, ob der Kommodore, Madame Koudelka, Kareen oder eine ihrer Schwestern - 396 -
    über das Vid antworteten. Kareen hatte ihn heute Morgen nicht angerufen; schlief sie, schmollte sie, war sie eingesperrt? Hatten ihre Eltern sie eingemauert? Oder noch schlimmer: sie auf die Straße geworfen? Warte mal, nein, das wäre ja in Ordnung – sie könnte kommen und hier wohnen…

Seine stumm geprobten Anfangsworte waren
    verschwendet. Ruf nicht akzeptiert blinkte ihm in boshaften roten Buchstaben entgegen, wie ein blutiges Geschmier über der Vidscheibe. Das Stimmenerkennungsprogramm war darauf eingestellt worden, ihn auszuschließen.
    Ekaterin hatte rasende Kopfschmerzen.
    Das war der viele Wein von gestern Abend, entschied
    sie. Schrecklich viel war davon serviert worden,
    einschließlich des Sekts in der Bibliothek und der
    verschiedenen Weine zu jedem der vier Gänge des
    Dinners. Sie hatte keine Ahnung, wie viel sie wirklich getrunken hatte. Pym hatte immer aufmerksam ihr Glas wieder aufgefüllt, wenn der Pegel unter zwei Drittel gesunken war. Auf jeden Fall mehr als fünf Gläser.
    Sieben? Zehn? Ihr übliches Limit war zwei.
    Ein Wunder, dass sie in der Lage gewesen war, aus dem überhitzten großen Speisezimmer hinauszugehen, ohne hinzufallen; doch wenn sie stocknüchtern gewesen wäre, hätte sie dann den Mut – oder sollte sie sagen: die Ungezogenheit – gefunden, das zu tun? Vom Trinken mutig – bist du das gewesen?
    Sie fuhr sich mit den Händen durch das Haar, rieb sich
    - 397 -
    den Hals, öffnete die Augen und hob wieder ihre Stirn von der kühlen Oberfläche der KomKonsole ihrer Tante. Alle Pläne und Aufzeichnungen für Lord Vorkosigans barrayaranischen Garten waren jetzt ordentlich und logisch organisiert und mit einem Index versehen. Jedermann –nun ja, jeder Gärtner, der wusste, was er überhaupt tat – konnte ihnen folgen und die Arbeit ordentlich abschließen.
    Die Schlussrechnung aller Ausgaben war angefügt. Das
    Arbeitskonto war ausgeglichen, abgeschlossen und
    unterzeichnet. Sie musste nur noch die Sendetaste auf der KomKonsole drücken, damit alles für immer aus ihrem Leben verschwunden war.
    Sie griff nach dem exquisiten kleinen Modell-Planeten Barrayar an der goldenen Kette, der neben der Vid-Scheibe lag, hielt ihn hoch und ließ ihn vor ihren Augen rotieren.
    Dann lehnte sie sich auf dem KomKonsolen-Stuhl zurück, betrachtete das Schmuckstück und rief alle Erinnerungen wach, die wie unsichtbare Ketten mit ihm verbunden waren. Gold und Blei, Hoffnung und Angst, Triumph und Schmerz… Sie kniff die Augen zusammen, und alles verschwamm.
    Ja, sie erinnerte sich an den Tag, als er das Ding gekauft hatte, bei ihrem absurden und letztlich sehr feuchten Einkaufsbummel in der komarranischen Kuppelstadt, als sein Gesicht munter gewesen war von der Komik der Situation. Sie erinnerte sich an den Tag, als er es ihr geschenkt hatte, in ihrem Krankenzimmer auf der Transferstation, nach der Niederlage der Verschwörer.
    Lord-Auditor-Vorkosigan-Preis für Erleichterung seiner Aufgabe hatte er es genannt, und seine grauen Augen - 398 -
    hatten gefunkelt. Er entschuldigte sich dafür, dass es sich nicht um die echte Medaille handelte, die jeder Soldat schon für eine geringere Tat verdient hätte, als was sie in jenem schrecklichen Nachtzyklus vollbracht hatte. Es war kein Geschenk. Oder wenn es eines war, dann hatte sie sehr falsch gehandelt, es aus seiner Hand anzunehmen, denn dieses Schmuckstück war viel zu teuer, als dass es schicklich gewesen wäre. Obwohl er gegrinst hatte wie ein Narr, hatte Tante Vorthys, die die Szene beobachtete, nicht mit der Wimper gezuckt. Deshalb war es ein Preis. Sie hatte ihn selbst errungen und dafür mit Abschürfungen, Schrecken und panischer Aktion gezahlt.
    Das gehört mir Ich werde es nicht hergeben. Mit gerunzelter Stirn streifte sie die Kette wieder über den Kopf und zupfte den Planetenanhänger in ihrer schwarzen Bluse zurecht. Dabei versuchte sie sich nicht vorzukommen wie ein Kind, das sich schuldig fühlte, weil es ein gestohlenes Plätzchen versteckte.
    Ihr brennendes Verlangen, nach Palais Vorkosigan
    zurückzukehren und ihren Skellytum-Sprössling herauszureißen, den sie wenige Stunden zuvor so sorgfältig und stolz

Weitere Kostenlose Bücher