Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
vermutlich die Feierlichkeiten beeinträchtigt.«
    »Dann hast du dir etwas Urlaub verdient.«
    Die Gräfin wurde nachdenklich. »Und was hat Madame
    Vorsoisson verdient? Ihre Tante hat uns einen
    Augenzeugenbericht über ihre Verwicklung in den Fall
    gegeben. Es klang nach einer schrecklichen Erfahrung.«
    - 420 -
    »Eigentlich hätte sie die öffentliche Dankbarkeit des Kaiserreichs verdient«, sagte Miles und erinnerte sich daran, wie er sich darüber geärgert hatte. »Stattdessen hat man alles tief-tief unter dem Sicherheitsdeckel des KBS
    vergraben. Niemand wird es jemals erfahren. All ihr Mut, all ihre kaltblütigen und klugen Taten, all ihr Heldentum, verdammt noch mal, hat man einfach… unsichtbar gemacht. Das ist nicht fair.«
    »In einer Krise tut man, was man tun muss«, sagte die Gräfin.
    »Nein.« Miles blickte zu ihr auf. »Einige tun es. Andere klappen einfach zusammen. Ich habe es gesehen. Ich kenne den Unterschied. Ekaterin – sie wird nie zusammenklappen. Sie hält die volle Distanz durch, sie findet das richtige Tempo. Sie wird… sie wird es schaffen.«
    »Wenn wir einmal beiseite lassen, ob wir über eine Frau oder über ein Pferd sprechen«, sagte die Gräfin –verdammt, Mark hatte praktisch das Gleiche gesagt, was war denn mit all seinen Nächsten und Liebsten los? –, »jeder hat den Punkt, an dem er zusammenklappt. Seine tödliche Verwundbarkeit. Bei einigen Leuten ist dieser Punkt nur weiter als der Standard.«
    Der Graf und die Gräfin tauschten wieder einen dieser telepathischen Blicke aus. Es war höchst unangenehm.
    Miles krümmte sich vor Neid.
    Er zog die zerfetzten Überbleibsel seiner Würde wie
    einen Mantel um sich zusammen und stand auf.
    »Entschuldigt mich. Ich muss gehen und… eine Pflanze
    gießen.«
    - 421 -
    Er brauchte dreißig Minuten, die er in dem nackten,
    krustigen Garten im Dunkeln herumwanderte, während
    sein Handlicht zitterte und Wasser aus seinem Becher über die Finger tröpfelte, bis er das verdammte Ding überhaupt gefunden hatte. Im Topf hatte der Skellytumspross ziemlich robust ausgesehen, aber hier draußen wirkte er verloren und einsam: ein Stücklein Leben von der Größe seines Daumens inmitten von viertausend Quadratmeter Sterilität. Das Pflänzlein wirkte auch beunruhigend schlaff.
    War es am Welken? Miles goss seinen Becher darüber aus; das Wasser malte einen dunklen Fleck auf den rötlichen Boden, doch dieser Fleck begann allzu schnell zu verdunsten und zu verblassen.
    Miles versuchte sich die Pflanze vorzustellen, wenn sie voll ausgewachsen war: fünf Meter hoch, der mittlere Schaft von der Größe und Gestalt eines Sumo-Ringers, und die fühlerartigen Zweige in die Luft ragend mit ihrer typischen Korkenzieherform. Dann versuchte er sich vorzustellen, wie er fünfundvierzig oder fünfzig Jahre alt war, das Alter, das er erreichen musste, um diesen Anblick zu haben. Wäre er dann ein einsiedlerischer, knorriger Hagestolz, exzentrisch, zusammengeschrumpft, invalide, umsorgt nur von seinen gelangweilten Gefolgsleuten? Oder ein stolzer, wenn auch gestresster Familienvater mit einer heiteren, eleganten, dunkelhaarigen Frau am Arm und einem halben Dutzend überaktiver Sprösslinge im Schlepptau? Vielleicht… vielleicht konnte die Hyperaktivität bei der Gen-Reinigung gedämpft werden, wenn er sich auch sicher war, dass seine Eltern ihn der Schummelei bezichtigen würden…
    - 422 -
    Demütig.
    Er ging wieder ins Palais Vorkosigan zurück, in sein
    Studierzimmer, setzte sich hin und versuchte mit einem Dutzend Entwürfe den besten verdammten demütigen Brief zu verfassen, den man jemals gelesen hatte.
    - 423 -

11
    Kareen lehnte sich über das Verandageländer
    am Haus des Lord Auditors Vorthys und starrte bekümmert auf die Fenster mit den geschlossenen Vorhängen in der hellen Backsteinfassade. »Vielleicht ist niemand zu Hause.«
    »Ich habe doch gesagt, wir hätten anrufen sollen, bevor wir hierher kommen«, erwiderte Martya nicht sehr hilfsbereit. Doch dann waren schnelle Schritte von drinnen zu hören – gewiss nicht die der Professora –, und die Tür schwang auf.
    »Oh, hallo, Kareen«, sagte Nikki. »Hallo, Martya.«
    »Hallo, Nikki«, sagte Martya. »Ist deine Mama zu
    Hause?«
    »Ja, sie ist schon wieder zurück. Wollt ihr sie
    besuchen?«
    »Ja, bitte. Wenn sie nicht zu beschäftigt ist.«
    »Nö, sie macht nur im Garten rum. Geht einfach durch.«
    Er wies einladend in die allgemeine Richtung des hinteren Teils des Hauses und

Weitere Kostenlose Bücher