Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
irgendeine trostlose Botschaft weiß Gott wo, überall, nur nicht in Vorbarr Sultana.«
»Ich weiß nicht, Ivan. Abgesehen von einem
Überraschungsangriff ist dies das politisch wichtigste Ereignis – des Jahres, wollte ich sagen, aber ich glaube wirklich, unseres ganzen Lebens. Je mehr kleine Erben Gregor und Laisa zwischen dich und mich einerseits und das Kaisertum andrerseits stellen können, desto sicherer werden wir sein. Wir und unsere Familien.«
»Wir haben noch keine Familie«, hob Ivan hervor. Sind das also die Absichten, die er mit dieser hübschen Witwe hegt? Oho!
»Hätten wir es gewagt, welche zu haben? Ich habe durchaus über dieses Thema nachgedacht, jedes Mal, wenn ich einer Frau nahe genug gekommen bin, um … ach, lassen wir das. Aber diese Hochzeit muss glatt vonstatten gehen, Ivan.«
»Dem widerspreche ich nicht«, sagte Ivan aufrichtig. Er langte hinunter, um das Kätzchen, das den Teller sauber geleckt hatte, davon abzuhalten, dass es seine Krallen an seinen blank polierten Stiefeln schärfte. »Wie war noch mal der Vorname deiner Witwe?« Miles hatte diese Information tatsächlich noch nicht preisgegeben.
»Ekaterin«, seufzte Miles. Sein Mund schien alle vier Silben zu liebkosen, bevor er sie widerstrebend von sich gab.
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Oja. Ivan erinnerte sich an jede Neckerei, die sein Cousin wegen seiner, Ivans, zahlreichen Liebschaften auf ihn losgelassen hatte. Hast du mich für einen Stein gehalten, an dem du deinen Esprit schärfen durftest?
Gelegenheiten, es ihm heimzuzahlen, schienen wie
Regenwolken nach einer langen Trockenheit über dem
Horizont zu hängen. »Sie ist in Trauer, nicht wahr? Es scheint mir, sie könnte jemandem mit einem Sinn für Humor gebrauchen, der sie aufheitert. Du nicht, denn du hast deutlich Bammel. Vielleicht sollte ich mich anbieten, um ihr die Stadt zu zeigen.«
»Darüber darfst du nicht einmal nachdenken. Die gehört mir.«
»Wirklich? Seid ihr schon heimlich verlobt? Schnelle
Arbeit, lieber Cousin.«
»Nein«, gab Miles unwillig zu.
»Ihr seid schon zu einem Einverständnis gekommen?«
»Noch nicht.«
»Dann gehört sie tatsächlich niemandem außer sich
selbst. Im Augenblick.«
Ganz im Gegensatz zu seinem typischen Verhalten,
nippte Miles langsam an seinem Tee, bevor er antwortete.
»Ich habe vor, das zu ändern. Wenn die Zeit gekommen ist, was gewiss noch nicht der Fall ist.«
»He. in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt. Warum kann ich es nicht versuchen?«
»Wenn du dich hier einmischst, dann gibt es Krieg«, versetzte Miles.
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»Lass dir bloß nicht deinen neuen hohen Rang in den
Kopf steigen, lieber Cousin. Selbst ein Kaiserlicher
Auditor kann einer Frau nicht befehlen, mit ihm zu
schlafen.«
»Ihn zu heiraten«, korrigierte Miles frostig.
Ivan legte den Kopf schief und grinste breit. »Mein Gott, du bist total verrückt geworden. Wer hätte das gedacht!«
Miles bleckte die Zähne. »Anders als du habe ich nie so getan, als wäre ich am Schicksal eines Ehemanns nicht interessiert. Ich habe keine mutigen Junggesellenreden gehalten, die ich dann hinunterschlucken muss. Und ich habe auch keinen jugendlichen Ruf als lokaler Sexbolzen aufrechtzuerhalten. Oder vergessen zu machen, falls notwendig.«
»Du meine Güte, sind wir heute aber wieder mal bissig.«
Miles holte tief Luft; doch bevor er etwas sagen konnte, warf Ivan ein: »Weißt du, wenn du den Kopf so senkst und so feindselig mit den Zähnen knirschst, dann wirkst du noch buckliger. Du solltest darauf Acht geben.«
Nach einem langen, frostigen Schweigen sagte Miles
leise: »Forderst du meine Findigkeit heraus… Ivan?«
»Äh …« Ivan musste nicht lange nach der richtigen
Antwort suchen. »Nein.«
»Gut«, flüsterte Miles und lehnte sich zurück. »Gut…«
Darauf folgte ein weiteres langes und zunehmend
beunruhigendes Schweigen, währenddessen Miles seinen
Cousin mit zusammengekniffenen Augen musterte.
Schließlich schien er zu einem Entschluss gekommen zu sein. »Ivan, ich bitte dich um dein Ehrenwort als Vorpatril - 61 -
– nur unter uns –, dass du Ekaterin in Ruhe lasst.«
Ivans Augenbrauen schnellten hoch. »Das ist ein
bisschen aufdringlich, nicht wahr? Das heißt, hat sie da nicht auch mitzureden?«
Miles' Nasenflügel zitterten. »Du bist nicht wirklich an ihr interessiert.«
»Wie willst du das wissen? Wie weiß ich es? Ich hatte kaum eine Chance, hallo zu ihr zu sagen, da hast du sie schon rausgebracht.«
»Ich kenne dich doch.
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