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Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aussehender Prinz. Nicht ein Narr. Aber Cinderella war eine Diebin, und das Märchen war plötzlich in die Brüche gegangen.
    Ihm wurde übel vor Bestürzung, als er sich die heftige Auseinandersetzung, die Schande, die verletzte Freundschaft und das zerstörte Vertrauen vorstellte, die auf diese Entdeckung folgen mussten – er wandte sich fast ab. Er kannte den Wert der Perlen nicht, aber selbst wenn sie ein Vermögen wert waren, war er sich sicher, dass Mylord sie binnen eines Herzschlages eintauschen würde für die Seelenruhe, die er mit seinen alten Gefährten gehabt hatte.
    Es ging nicht. Sie würden morgen auf jeden Fall als Erstes vermisst werden. Er holte Luft und berührte den Lichtschalter.
    Taura wirbelte herum wie eine riesige Katze, als die Deckenlampen aufleuchteten. Einen Moment später stieß sie laut den Atem aus, sichtlich sich entspannend. »Oh, Sie sind’s. Sie haben mich erschreckt.«
    Roic befeuchtete die Lippen. Konnte er diese zerschmetterte Phantasievorstellung noch zusammenflicken? »Legen Sie sie wieder hin, Taura. Bitte.«
    Sie stand still da und schaute ihn an. die gelbbraunen Augen weit aufgerissen; eine Grimasse fiel auf ihre seltsamen Gesichtszüge. Sie schien sich zusammenzukrümmen, Spannung floss in ihren langen Körper zurück.
    »Legen Sie sie jetzt wieder hin«, versuchte es Roic noch
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    einmal, »und ich werde es niemandem erzählen.« Er trug einen Betäuber. Konnte er ihn rechtzeitig ziehen? Er hatte gesehen, wie schnell sie sich bewegte …
    »Ich kann nicht.«
    Er starrte sie verständnislos an.
    »Ich wage es nicht.« Ihre Stimme wurde gereizt. »Bitte, Roic. Lassen Sie mich jetzt gehen, und ich verspreche, ich bringe sie morgen wieder zurück.«
    Hä? Was? »Das … kann ich nicht. Alle Geschenke müssen eine Sicherheitsprüfung durchlaufen.«
    »Wurde das geprüft?« Ihre Hand zuckte an ihrer Tasche voller Beute.
    »Ja, sicher.«
    »Was für eine Prüfung? Worauf haben Sie sie geprüft?«
    »Alles wird auf Vorrichtungen und Explosivstoffe gescannt. Alle Speisen und Getränke und deren Behälter werden chemisch und biologisch getestet.«
    »Nur die Speisen und Getränke?« Sie richtete sich auf, die Augen funkelten, während sie schnell nachdachte. »Auf jeden Fall habe ich sie nicht gestohlen.«
    Vielleicht war es das Training in verdeckten Operationen, was sie befähigte, hier zu stehen und dreiste Lügen von sich zu geben? Oder um was handelte es sich sonst?
    Faktenwidrige Aussagen? Komplizierte Dinge? »Nun ja …
    was haben Sie dann hier getan ?«
    Wieder ließ eine Art gefrorener Qualen ihre Züge erstarren. Sie schaute nach unten, fort, in die Ferne. »Sie ausborgen«, sagte sie mit rauer Stimme. Sie blickte zu ihm hin
    über, als wollte sie seine Reaktion auf diese schwache Aussage überprüfen.
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    Aber Taura war nicht schwach, egal wie man das Wort definierte. Er fühlte sich ratlos, wie ein Schwimmer, der festen Boden unter den Füßen sucht und nicht findet. Er wagte es näher heranzugehen und die Hand auszustrecken.
    »Geben Sie sie mir.«
    »Sie dürfen sie nicht berühren!« Ihre Stimme klang verzweifelt. »Niemand darf sie berühren.«
    Lügen und Verrat? Vertrauen und Wahrheit? Was sah er hier? Plötzlich war er sich nicht mehr sicher. Tritt zurück, Wächter. »Warum nicht?«
    Sie blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an, als versuchte sie bis zu seinem Hinterkopf durch ihn hindurchzuschauen. »Liegt Ihnen Miles am Herzen? Oder ist er bloß Ihr Arbeitgeber?«
    Roic blinzelte in zunehmender Verwirrung. Er dachte an seinen Eid als Gefolgsmann, an dessen Ehre und Gewicht.
    »Ein Gefolgsmann der Vorkosigans ist nicht einfach, was ich bin, das ist, wer ich bin. Er ist überhaupt nicht mein Arbeitgeber. Er ist mein Lehensherr.«
    Sie machte eine frustrierte Geste. »Wenn Sie ein Geheimnis wüssten, das ihn bis ins Herz verletzen würde –
    würden Sie, könnten Sie es von ihm fern halten, selbst wenn er danach fragte?«
    Was für ein Geheimnis? Das hier? Dass seine ehemalige Geliebte eine Diebin war? Es schien nicht, als könnte es das sein, worüber sie redete – herumredete. Denk nach, Mann.
    »Ich … kann kein Urteil ohne Wissen abgeben.« Wissen. Was wusste sie, das er nicht wusste? Eine Million Dinge, dessen war er sich sicher. Er hatte einige von ihnen
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    kurz erblickt, Schwindel erregende Aussichten. Aber sie kannte ihn nicht, oder? Nicht auf die Art, wie sie offensichtlich, sagen wir, Mylord kannte. Für sie war Roic eine

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