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Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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jeden Fall aufbleiben. Ich kann Sie in Ihrem Zimmer anrufen, wenn es Neuigkeiten gibt. Falls es denn Neuigkeiten gibt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich könnte nicht schlafen.
    Vielleicht gibt es bald ein Ergebnis.«
    »Man weiß es nicht, aber ich hoffe es.«
    Sie ließen sich zum Warten zusammen auf einem stabil
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    wirkenden Sofa nieder, und zwar im anderen Vorzimmer, das dem Raum mit den ausgestellten Geschenken gegenüberlag. Die Geräusche der Nacht – ein seltsamen Knarren des Hauses, das sich an die Winterkälte anpasste, das leise Schwirren oder Summen ferner Automaten – waren in der Stille deutlich hörbar. Taura streckte ihre – nach Roics Vermutung verspannten – Schultern, und er verspürte kurz den Impuls, ihre eine Rückenmassage anzubieten, aber er war sich nicht sicher, wie sie es aufnehmen würde. Der Impuls löste sich in Feigheit auf.
    »Nachts ist es hier still«, sagte sie schließlich.
    Sie sprach wieder mit ihm. Bitte, hören Sie nicht auf!
    »Ja, doch irgendwie gefällt es mir.«
    »Oh, Ihnen auch? Die Nachtwache ist eine philosophische Art von Zeit. Ihre eigene Welt. Nichts bewegt sich dort draußen, außer vielleicht Menschen, die geboren werden, oder Menschen, die sterben, die Notwendigkeit und uns.«
    »Ja, und die bösen Nachtmenschen, gegen die wir auf Wache geschickt werden.«
    Sie blickte durch den Durchgang in die große Halle und dahinter. »Anscheinend ist es so. Was für ein übler Trick
    …« Sie verstummte mit einer Grimasse.
    »Diese Quinn, kennen Sie sie schon lange?«
    »Sie war schon bei den Dendarii-Söldnern, als ich zur Flotte kam – als ›Originalausrüstung‹, wie sie es ausdrückt.
    Eine gute Führerin, eine gute Freundin in vielen gemeinsamen Desastern. Und Siegen, manchmal. Zehn Jahre bilden ein Gewicht, selbst wenn man nicht darauf achtet.
    Vermutlich besonders dann, wenn man nicht darauf ach
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    tet.«
    Er folgte den Gedanken, die ihr Blick aussprach, ebenso wie ihren Worten. »Na ja. Gott erspare es mir. dass ich mich jemals einem solchen Rätsel gegenübersehe. Es wäre vermutlich ebenso schlimm, wie wenn der Graf, dessen Gefolgsmann man ist, gegen den Kaiser revoltiert. Oder wenn man entdeckt, dass Mylord in ein wahnsinniges Komplott zur Ermordung der Kaiserin Laisa verstrickt ist.
    Es dürfte einen nicht wundern, dass Sie die ganze Nacht in Ihrem Kopf im Kreis gelaufen sind.«
    »In immer engeren Kreisen, ja. Von dem Augenblick an.
    als ich daran dachte, konnte ich die Party des Kaisers nicht mehr genießen, und wusste doch, Miles wollte, dass ich sie genoss. Und ich konnte ihm nicht sagen, warum – ich fürchtete, er würde denken, ich fühlte mich fehl am Platz.
    Nun, das war ich ja auch, aber es war eigentlich kein Problem. Ich bin ja für gewöhnlich immer fehl am Platz.« Sie blinzelte mit den goldbraunen Augen, die in dem Halbdämmer dunkel und groß geworden waren. »Was würden Sie tun? Wenn Sie einen solchen Horror entdeckt oder vermutet hätten?«
    Er verzog den Mund. »Das ist eine schwierige Frage.
    Eine höhere Ehre muss der unseren zugrunde liegen, sagt der Graf. Wir können nicht immer gehorchen, ohne nachzudenken.«
    »Hm. Das sagt Miles auch. Hat er das von seinem Vater?«
    »Es würde mich nicht überraschen. Mylords Bruder Mark sagt, Integrität sei eine Krankheit, und man kann sie nur von jemandem bekommen, der sie schon hat.«
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    Ein kleines Lachen drang aus ihrer Kehle. »Das klingt wie Mark, stimmt.«
    Er überdachte ihre Frage mit der Ernsthaftigkeit, die ihr gebührte. »Ich würde ihn vermutlich anzeigen müssen. Ich hoffe, ich hätte jedenfalls den Mut dazu. Niemand würde am Ende gewinnen. Am allerwenigsten ich.«
    »O ja, das verstehe ich.«
    Ihre Hand lag zwischen ihnen auf dem Sofastoff, die Finger mit den Krallen klopften. Er wollte diese Hand nehmen und sie drücken, zum Trost – zu ihrem oder seinem Trost? Aber er wagte es nicht. Verdammt, versuch es, kannst du denn nicht?
    Dieser Widerstreit mit sich selbst wurde unterbrochen, als sein Armbandkommunikator summte. Die Torwache meldete die Rückkehr der Vorkosigan-Gesellschaft aus der kaiserlichen Residenz. Roic deaktivierte per Code die Abwehrschilde des Hauses und trat zur Seite, als die Heimkehrer einer Flottille von Bodenwagen entstiegen. Pym hielt sich nahe an die Gräfin und lächelte über etwas, das sie über die Schulter hinweg zu ihm sagte. Die Gäste, die, je nachdem, fröhlich, schläfrig oder betrunken waren, strömten plaudernd und

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