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Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Leerstelle in einer braunsilbernen Uniform. Er, der sich am liebsten in seinen spiegelblanken Stiefel gebissen hätte.
    Er zögerte, dann erwiderte er: »Mylord kann mit einem Wort mein Leben requirieren. Ich gab ihm dieses Recht auf meinen Namen und meinen Atem. Können Sie mir vertrauen, dass mir seine besten Interessen am Herzen liegen?«
    Blick traf auf Blick, und keiner blinzelte.
    »Vertrauen gegen Vertrauen«, flüsterte Roic schließlich.
    »Schlagen Sie ein, Taura.«
    Langsam, ohne ihren aufmerksamen, forschenden Blick von seinem Gesicht abzuwenden, zog sie das Tuch aus ihrer Tasche. Sie schüttelte es sanft und schüttete die Perlen wieder in ihre Samtschachtel. Sie hielt ihm die Schachtel hin. »Was sehen Sie?«
    Roic runzelte die Stirn. »Perlen. Schöne Perlen. Weiß und schimmernd.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Menge genetischer Modifikationen. Ob ich nun eine grässliche genveränderte Mutantin bin oder nicht …«
    Er zuckte zusammen, öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu.
    »… unter anderem kann ich ein wenig weiter in die ultraviolette und ziemlich viel weiter in die infrarote Richtung des Spektrums schauen als ein normaler Mensch. Ich sehe schmutzige Perlen. Seltsam schmutzige Perlen. Und das sehe ich normalerweise nicht, wenn ich Perlen anschaue. Und dann hat Miles’ Braut sie berührt, und eine
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    Stunde später war ihr so übel, dass sie kaum noch aufrecht stehen konnte.«
    Ein unangenehmer Schauder lief Roic durch den Körper.
    Und warum zum Teufel hatte nicht er diese Entwicklung der Ereignisse bemerkt? »Ja, so ist es. Sie müssen überprüft werden.«
    »Vielleicht habe ich Unrecht. Ich könnte Unrecht haben, ja. Vielleicht bin ich nur schrecklich und paranoid und –
    und eifersüchtig. Aber, Roic – Quinn. Sie haben keine Ahnung, wie sehr er Quinn geliebt hat. Und umgekehrt. Ich bin schon den ganzen Abend halb verrückt, seit sich alles zusammengefügt hat, vor lauter Nachdenken, ob Quinn wirklich diese Perlen geschickt hat. Es würde ihn nahezu umbringen, wenn dem so wäre.«
    »Aber die waren nicht bestimmt, um ihn umzubringen.«
    Es schien, dass das Liebesleben seines Lehensherrn so täuschend kompliziert war wie seine Intelligenz, beide getarnt durch seinen verkrüppelten Körper. Oder durch die Annahmen, zu denen die Leute über seinen verkrüppelten Körper gelangten. Roic überdachte die zweideutige Botschaft, die Arde Mayhew offensichtlich in der lebendigen Pelzdecke gesehen hatte. Hatte diese Quinn, die andere frühere Geliebte … – und wie viele mehr würden noch bei dieser Hochzeit auftauchen? Und in welcher Geistesverfassung? Wie viele gab es überhaupt insgesamt? Und was zum Teufel tat der kleine Kerl, damit er erwerben konnte, was allmählich weit mehr als sein fairer Anteil zu sein schien, wenn Roic nicht einmal … Er brach die sich im Kreise drehenden Gedanken ab. »Oder – ist diese Halskette tödlich oder nicht? Könnte es sich um einen hässlichen
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    Streich handeln, bei dem es einfach darum geht, die Braut in der Hochzeitsnacht krank zu machen?«
    »Ekaterin hat die Perlen kaum berührt. Ich weiß nicht, um was es sich bei diesem schrecklichen klebrigen Zeug handelt, aber ich würde diese Perlen nicht einmal für betanische Dollar an meine Haut lassen.« Sie verzog das Gesicht. »Ich möchte, dass es nicht wahr ist. Oder ich möchte, dass es nicht Quinn ist!«
    Ihr Entsetzen, davon war Roic zunehmend überzeugt, war ungeheuchelt, ein Schrei aus ihrem Herzen. »Taura, denken Sie nach. Sie kennen diese Quinn. Ich kenne sie nicht. Aber Sie sagen, sie sei clever. Glauben Sie, sie wäre schlicht dumm genug, mit ihrem eigenen Namen einen Mord zu signieren?«
    Taura blickte verblüfft drein, doch dann schüttelte sie den Kopf in neu aufgeflammtem Zweifel. »Vielleicht.
    Wenn es aus Wut oder Rache geschieht, vielleicht.«
    »Was ist, wenn jemand anderer ihren Namen gestohlen hat? Wenn sie diese Perlen nicht geschickt hat, dann verdient sie es, vom Verdacht befreit zu werden. Und wenn sie es getan hat … dann verdient sie gar nichts.«
    Was würde Taura tun? Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass sie ihn mit einer ihrer Krallenhände töten könnte, bevor er in der Lage war, seinen Betäuber herauszufummeln. Sie hielt die Schachtel noch fest in ihrer gro
    ßen Hand. Ihr Körper strahlte Spannung aus, wie ein Freudenfeuer Hitze ausstrahlt.
    »Es scheint fast unvorstellbar«, sagte sie. »Fast. Aber im Liebeswahnsinn können Menschen

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