Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
allerdings nicht gerade mit einer nachfolgenden schnellen und geschickten Aufnahme der Leiche außerhalb der Station zusammen. Und alle Quaddies hatten Weltraumerfahrung.
Er seufzte. »Damit kommen wir nicht weiter. Gehen wir und reden wir mit meinen Idioten.«
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Der Sicherheitsposten Nr. 3 von Station Graf lag an der Grenze zwischen der schwerelosen und der mit Schwerkraft ausgestatteten Seite der Station und hatte Zugang zu beiden. Quaddie-Bauleute in gelben Hemden und Shorts und ein paar ähnlich gekleidete Planetarier arbeiteten an Reparaturen am Haupteingang der Schwerkraftseite. Miles, Ekaterin und Roic wurden von Bel und einem ihrer Quaddie-Begleiter hindurch eskortiert; der andere war mit finsterer Miene zurückgeblieben, um an der Andockluke der Turmfalke Wache zu halten. Die Arbeiter drehten ihnen die Köpfe zu und starrten mit Stirnrunzeln auf die vorübergehenden Barrayaraner.
Bel führte sie im Zickzack durch ein paar Korridore zu einer tiefer liegenden Ebene, wo sie zu der Steuerkabine am Zugang zu den Haftzellen der Schwerkraftseite gelangten. Ein Quaddie und ein Planetarier waren gerade dabei, eine neue, gegen Plasmafeuer vielleicht widerstandsfähigere Fensterscheibe in ihren Rahmen zu heben; dahinter sah man einen weiteren gelb gekleideten Quaddie, der gerade die letzten Handgriffe an einer Reihe von neu installierten Monitoren erledigte, während ein uniformierter Quaddie in einem Schweber des Sicherheitsdienstes ihn dabei mit verschränkten oberen Armen und verdrießlicher Miene beobachtete.
An den mit Werkzeugen übersäten Gerüsten vor der Kabine trafen sie Eichmeisterin Greenlaw und Chef Venn, die
– jetzt mit Schwebern ausgerüstet – auf sie warteten. Venn legte Wert darauf, Miles sofort auf alle Reparaturen hin95
zuweisen, die bereits abgeschlossen oder noch im Gange waren, und das ganz detailliert, mit Angabe der ungefähren Kosten und mit einer Aufzählung aller Quaddies, die bei dem Durcheinander verletzt worden waren, einschließlich ihrer Namen, Ränge, medizinischen Prognosen und des Kummers, den ihre Familienmitglieder durchlitten hatten.
Miles gab anerkennende, jedoch unverbindliche Töne von sich und ging zu einer kurzen Gegenklage bezüglich des verschwundenen Solian und des düsteren Beweises des Blutes auf dem Deck der Ladebucht über, wobei er in einer kurzen logistischen Erörterung darlegte, wie die nach drau
ßen beförderte Leiche von einem möglichen Mitverschwörer außerhalb der Station fortgeschafft worden sein könnte.
Das brachte Venn zumindest zeitweise zum Schweigen; sein Gesicht zuckte wie das eines Menschen mit Magenschmerzen.
Während Venn sich zu der Wache in der Steuerkabine
begab, um Miles’ Zutritt zu dem Zellenblock zu regeln, blickte Miles auf Ekaterin und schaute sich dann ein wenig zweifelnd in dem keineswegs einladenden Gerüstbereich um. »Möchtest du hier warten oder dabei sein?«
»Möchtest du, dass ich dabei bin?«, fragte sie mit einem Mangel an Begeisterung in der Stimme, den sogar Miles spürte. »Ich weiß ja, dass du alle, die sich in deiner Sichtweite befinden, nach Bedarf in Beschlag nimmst, aber ich werde doch dafür sicher nicht gebraucht.«
»Nun ja, vielleicht nicht. Aber es sieht danach aus, als könnte es hier draußen etwas langweilig werden.«
»Sehen Sie, ich reagiere nicht ganz so allergisch auf Langeweile wie du, mein Lieber, aber um die Wahrheit zu 96
sagen, ich hoffte eher, ich könnte mehr von der Station sehen, während du hier den Nachmittag hindurch gebunden bist. Die Eindrücke, die wir auf dem Weg hierher hatten, schienen mir ganz verlockend.«
»Aber ich brauche Roic.« Er zögerte und überdachte das Problem ihrer Sicherheit.
Sie blickte freundlich spekulierend zu Bel hinüber, der zuhörte. »Ich gebe zu, ich hätte gern einen Führer, aber glaubst du wirklich, dass ich hier einen Leibwächter brauche?«
Es war möglich, dass sie beschimpft werden könnte,
wenn auch nur von Quaddies, die wussten, wessen Frau sie war, aber körperliche Angriffe, das musste Miles einräumen, schienen unwahrscheinlich. »Nein, aber …«
Bel lächelte sie herzlich an. »Falls Sie meine Begleitung annehmen würden, Lady Vorkosigan, so wäre ich erfreut, Ihnen Station Graf zu zeigen, während der Lord Auditor hier seine Gespräche führt.«
Ekaterins Gesicht hellte sich noch mehr auf. »Das würde mir sehr gefallen, ja, danke. Hafenmeister Thorne. Falls die Dinge sich gut entwickeln, wie wir ja hoffen müssen,
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