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Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Titel: Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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es sich, um in naher Zukunft darauf zurückzukommen. Er gab sich kurz einer Wunschfantasie hin: Brun gegen seine Männer eintauschen und ihn hier zurücklassen, wovon das kaiserliche Militär unterm Strich profitiert hätte, aber er sprach diese Vorstellung nicht laut aus.
    Das Gespräch mit den beiden Männern vom militärischen Sicherheitsdienst, die ursprünglich geschickt worden waren, um Corbeau zu holen, bot auf seine Art noch mehr Anlass, zusammenzuzucken. Sie waren von seinem Rang als Auditor genügend eingeschüchtert, um einen vollen und ehrlichen, wenn auch gestotterten Bericht über das Malheur zu geben. Aber solche unangebrachten Formulierungen wie Ich versuchte nicht, ihr den Arm zu brechen, ich versuchte nur, das Mutantenmiststück von der Wand abprallen zu lassen. Und All diese Hände, die nach mir griffen, machten mir Angst – es war, als wickelten sich Schlangen um mei

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    nen Stiefel, brachten Miles zu der Überzeugung, dass er diese zwei Männer nicht gern in der Öffentlichkeit als Zeugen auftreten lassen würde, zumindest nicht in der Öffentlichkeit der Quaddies. Jedoch gelang es ihm, die bedeutsame Tatsache festzustellen, dass zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes auch diese beiden der Meinung gewesen waren, Leutnant Solian sei soeben von einem unbekannten Quaddie ermordet worden.
    Er verließ die Zelle und sagte zu Venn: »Ich glaube, ich sollte lieber unter vier Äugen mit Fähnrich Corbeau sprechen. Können Sie uns einen geeigneten Raum zur Verfügung stellen?«
    »Corbeau hat schon eine eigene Zelle«, informierte
    Venn ihn kühl. »Das ist das Ergebnis der Behandlung durch seine eigenen Kameraden.«
    »Aha, dann bringen Sie mich bitte zu ihm.«
    Als die Zellentür zur Seite glitt, sah man einen großen jungen Mann, der schweigend auf einer Pritsche saß, die Ellbogen auf den Knien, den Kopf in die Hände gestützt. Die metallischen Kontaktkreise des neuralen Implantats eines Sprungpiloten schimmerten an den Schläfen und in der Mitte der Stirn, und Miles verdreifachte in Gedanken die Summe, welche die kürzlich erfolgte Ausbildung des jungen Offiziers das Imperium gekostet hatte. Der Mann blickte auf und runzelte verwirrt die Stirn, als er Miles sah.
    Er war ein typischer Barrayaraner: dunkelhaarig, braun
    äugig, mit olivfarbenem Teint, den seine Monate im Weltraum hatten blass werden lassen. Seine regelmäßigen Gesichtszüge erinnerten Miles ein wenig daran, wie sein Cou101
    sin Ivan im gleichen unreifen Alter ausgesehen hatte. Ein ausgedehnter blauer Fleck um das eine Auge war am Abklingen und wurde langsam gelblich-grün. Sein Uniformhemd war am Hals offen, die Ärmel hochgerollt. Einige verblassende unregelmäßige rötliche Narben verliefen im Zickzack über sein Kinn und kennzeichneten ihn als ein Opfer der sergyaranischen Wurmseuche, die vor einigen Jahren grassiert hatte; er war offensichtlich auf Barrayars neuem Kolonialplaneten aufgewachsen oder hatte dort zumindest während jener schwierigen Phase gelebt, bevor die oralen Wurmmittel perfektioniert worden waren.
    »Fähnrich Corbeau«, sagte Venn, »das ist der kaiserliche Auditor von Barrayar. Lord Vorkosigan. Ihr Kaiser hat ihn als offiziellen diplomatischen Gesandten geschickt, der Ihre Seite in den Verhandlungen mit der Union vertreten soll.
    Er wünscht Sie zu sprechen.«
    Corbeau öffnete beunruhigt den Mund, rappelte sich
    hoch und drehte den Kopf nervös in Miles’ Richtung. So sprang ihr Größenunterschied direkt ins Auge, und Corbeau zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
    »Wegen der gegen Sie erbrachten Beschuldigungen«,
    fügte Venn eher peinlich korrekt als freundlich hinzu, »und auch wegen Ihres noch nicht entschiedenen Antrags auf Asyl wird Eichmeisterin Greenlaw ihm nicht gestatten, Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus unserer Schutzhaft zu entfernen.«
    Corbeau atmete leicht auf, starrte aber Miles immer noch mit dem Ausdruck eines Mannes an, der einer Giftschlange vorgestellt wird.
    »Er hat sich auch verpflichtet, Ihnen nicht zu befehlen, 102
    dass Sie sich selbst erschießen«, fuhr Venn mit einem boshaften Unterton fort.
    »Danke, Chef Venn«, sagte Miles. »Ich werde das hier jetzt übernehmen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Venn verstand den Wink und zog sich zurück. Roic bezog schweigend Wachposten neben der Zellentür. die sich zischend schloss.
    Miles wies auf die Pritsche. »Setzen Sie sich, Fähnrich.«
    Er selbst setzte sich auf die gegenüberliegende Pritsche, legte den Kopf schief und

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