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Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Titel: Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vermutet hatte.
    Es war immer noch besser, wenn er das verdammte Band herunter hatte als drauf.
    Doch trotz der Geräusche, die er von sich gegeben hatte, reagierte der Gefangene auf die Befreiung seiner Lippen nicht mit empörtem Protest, Flüchen, Beschwerden oder 273
    wüsten Drohungen. Er keuchte einfach weiter. Seine Augen waren eigenartig glasig – der Blick, wie Miles erkannte, eines Mannes, der viel zu lange viel zu sehr erregt gewesen war. Bels loyale Schauerleute mochten ihn vielleicht ein bisschen angerempelt haben, aber er hatte diesen Blick nicht in der kurzen Zeit bekommen, seit er sich in den Händen der Quaddies befunden hatte.
    Chef Venn hielt zwei Hände voll Ausweisen hoch, links und rechts vor den Augen des Gefangen. »Also, wer sind Sie wirklich? Sie können uns ruhig die Wahrheit sagen.
    Wir werden es sowieso überprüfen.«
    Mürrisch und widerstrebend murmelte der Gefangene:
    »Ich bin Guppy.«
    »Guppy? Russo Gupta?«
    »Ja.«
    »Wer sind dann die anderen?«
    »Abwesende Freunde.«
    Miles war sich nicht ganz sicher, ob Venn den Tonfall mitbekommen hatte, und warf ein: »Tote Freunde?«
    »Ja, das auch.« Guppy/Gupta starrte in eine Ferne, die Miles in Lichtjahren berechnet hätte.
    Venn blickte erschrocken drein. Miles war hin und her gerissen zwischen dem Verlangen weiterzumachen und
    einem intensiven Wunsch, sich hinzusetzen und die Orts-und Datumsstempel auf all diesen Ausweisen – echten wie gefälschten – zu studieren, bevor er Gupta abschöpfte.
    Eine ganze Welt von Enthüllungen verbarg sich darinnen, dessen war er sich ziemlich sicher. Aber größere Dringlichkeiten bestimmten jetzt die Folge des Vorgehens.
    »Wo ist Hafenmeister Thorne?«, fragte Miles.

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    »Das habe ich diesen Schlägern schon gesagt. Ich habe von dem Burschen nie gehört.«
    »Thorne ist der betanische Hermaphrodit, den Sie letzte Nacht in einem Versorgungsgang beim Querkorridor mit einem K.o.-Spray besprüht haben. Zusammen mit einer blonden Quaddie-Frau namens Granat Fünf.«
    Guptas Gesichtsausdruck wurde noch mürrischer. »Hab keinen von den beiden jemals gesehen.«
    Venn wandte den Kopf und nickte einer Polizistin zu, die daraufhin sofort davonsauste. Kurz darauf kehrte sie durch einen anderen Eingang des Raumes zurück und
    brachte Granat Fünf herein. Granat hatte jetzt eine viel bessere Gesichtsfarbe, wie Miles erleichtert feststellte, und sie hatte offensichtlich inzwischen ihre Kosmetikutensilien herbeischaffen können, mit denen sie sich für ihr öffentliches Auftreten in die entsprechende Form zu bringen pflegte.
    »Aha!«, sagte sie fröhlich. »Ihr habt ihn erwischt! Wo ist Bel?«
    »Ist das der Planetarier«, befragte Venn sie förmlich,
    »der einen chemischen Angriff auf Sie und den Hafenmeister ausgeführt und letzte Nacht verbotene Gase in die öffentliche Atmosphäre freigesetzt hat?«
    »O ja«, erwiderte Granat Fünf. »Ich kann ihn nicht verwechseln. Ich meine, schauen Sie doch auf seine Schwimmhäute.«
    Gupta presste die Lippen zusammen, ballte die Fäuste und krümmte die Füße, aber jedes weitere Leugnen war offensichtlich vergeblich.
    Venn dämpfte seine Stimme zu einem hübsch drohenden 275
    offiziellen Knurren: »Gupta, wo befindet sich Hafenmeister Thorne?«
    »Ich weiß nicht, wo der Mistkerl von einem schnüffelnden Herm sich aufhält! Ich habe ihn in dem Behälter direkt neben ihr zurückgelassen. Da war er in Ordnung. Das heißt, er hat geatmet und so. Beide haben geatmet. Das habe ich überprüft. Der Herm schläft sich dort wahrscheinlich noch aus.«
    »Nein«, sagte Miles. »Wir haben alle Behälter in der Passage überprüft. Der Hafenmeister ist verschwunden.«
    »Na ja, ich weiß doch nicht, wohin er danach gegangen ist.«
    »Wären Sie bereit, diese Behauptung unter Schnell-Penta zu wiederholen und so die Beschuldigung der Entführung zu widerlegen?«, fragte Venn behutsam, um so ein freiwilliges Verhör anzubahnen.
    Guptas gummiartiges Gesicht erstarrte, und sein Blick glitt in die Ferne. »Das geht nicht. Ich bin allergisch gegen das Zeug.«
    »Stimmt das?«, fragte Miles. »Überprüfen wir es kurz, einverstanden?« Er kramte in seiner Hosentasche und holte den Streifen mit den Testpflastern heraus, den er sich in Erwartung genau einer solchen Situation aus den KBS-Vorräten auf der Turmfalke ausgeborgt hatte. Zugegeben, er hatte die zusätzliche Dringlichkeit von Bels beunruhigendem Verschwinden nicht erwartet. Er hielt den Streifen in die Höhe und erklärte

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