Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
Venn und dem Richter, der all dies mit einem richterlichen Stirnrunzeln verfolgte: »Ein Hauttest auf Penta-Allergie auf Sicherheitsstufe. Wenn der Proband eine der sechs Arten künstlich induzierter Über276
empfindlichkeit oder sogar eine leichte natürliche Allergie aufweist, dann erscheint sofort eine Quaddel.« Um die Quaddie-Funktionäre zu beruhigen, löste er eines der klettenartigen Pflaster ab, klatschte es auf seinen eigenen Handrücken und zeigte es mit aufmunternd zappelnden Fingern. Dieser Trick reichte aus, dass außer dem Gefangenen niemand protestierte, als Miles sich vorbeugte und ein weiteres Pflaster auf Guptas Arm drückte. Gupta stieß einen Schreckensschrei aus, der ihm nur verwunderte Blicke einbrachte; unter den Augen der Zuschauer reduzierte er es zu einem kläglichen Wimmern.
Miles zog sein eigenes Pflaster ab und zeigte einen deutlichen rötlichen Ausschlag. »Wie Sie sehen, verfüge ich über eine leichte endogene Empfindlichkeit.« Er wartete noch eine kleine Weile, um klar zu machen, worauf er hinauswollte, dann langte er hinüber und löste das Pflaster von Guptas Arm. Die ziemlich blasse natürliche – Pilze waren natürlich, oder? – Hautfärbung war unverändert.
Venn, der sich dem Gang der Dinge anschloss wie ein alter KBS-Mitarbeiter, beugte sich zu Gupta vor und sagte:
»Das sind bisher schon zwei Lügen. Sie können jetzt aufhören zu lügen. Oder Sie können in Kürze aufhören zu lügen. Beides genügt.« Er richtete die zusammengekniffenen Augen auf seinen Quaddie-Kollegen. »Richter Leutwyn, kommen Sie zu der Entscheidung, dass wir hinreichend Grund haben für eine zwangsweise chemisch unterstützte Vernehmung dieses Durchreisenden?«
Der Richter schaute keineswegs ganz begeistert drein, aber er erwiderte: »Im Lichte seiner zugegebenen Verbindung zu dem beunruhigenden Verschwinden eines ge277
schätzten Angestellten der Station, ja, da steht es außer Frage. Ich erinnere Sie daran, dass es den Bestimmungen widerspricht, wenn Sie Verhaftete, die sich in Ihrer Gewalt befinden, unnötigen körperlichen Unannehmlichkeiten unterziehen.«
Venn blickte auf Gupta, der jämmerlich in der Luft hing.
»Wie kann es ihm unangenehm sein? Er befindet sich in der Schwerelosigkeit.«
Der Richter schürzte die Lippen. »Durchreisender Gupta, empfinden Sie abgesehen von Ihrer Fesselung im Augenblick irgendwelche besonderen Unannehmlichkeiten?
Brauchen Sie etwas zu essen oder zu trinken, oder Zugang zu sanitären Einrichtungen für Planetarier?«
Gupta riss mit den Handgelenken an den Fesseln und
zuckte die Achseln. »Nö. Na ja, meine Kiemen trocknen aus. Wenn Sie mich nicht loslassen, dann muss jemand sie besprühen. Das Zeug ist in meinem Sack.«
»Das hier?« Die Quaddie-Polizistin hielt etwas hoch, das ein vollkommen gewöhnlicher Plastiksprayer zu sein
schien, von der Art, die Ekaterin benutzte, um einige ihrer Pflanzen zu besprühen. Die Polizistin schüttelte den Behälter und er gluckerte.
»Was ist da drin?«, fragte Venn misstrauisch.
»Vor allem Wasser. Und etwas Glyzerin«, erwiderte
Gupta.
»Überprüfen Sie es«, sagte Venn zu seiner Polizistin. Sie nickte und schwebte hinaus; Gupta beobachtete ihren Abgang mit etwas Misstrauen, aber ohne besondere Beunruhigung.
»Durchreisender Gupta, es scheint, dass Sie für einige 278
Zeit unser Gast sein werden«, sagte Venn. »Wenn wir Ihnen Ihre Fesseln abnehmen, werden Sie uns dann Schwierigkeiten bereiten oder werden Sie sich benehmen?«
Gupta schwieg einen Moment lang, dann stieß er einen erschöpften Seufzer aus. »Ich werde mich benehmen. Es nützt mir ja eh nichts.«
Ein Polizist schwebte herbei und befreite die Hand-und Fußgelenke des Gefangenen. Nur Roic schien diese unnötige Höflichkeit nicht zu gefallen, er umspannte mit einer Hand einen Wandgriff und setzte einen Fuß auf ein Schott, das nicht mit Geräten besetzt war. bereit, sich vorwärts zu stürzen. Doch Gupta strich sich nur über die Handgelenke, dann bückte er sich, um die Fußknöchel zu reiben, und blickte dabei auf mürrische Weise dankbar drein.
Die Polizistin kehrte mit dem Behälter zurück und überreichte sie ihrem Chef. »Der chemische Schnüffler im Labor sagt, dass der Inhalt inert ist. Dürfte sicher sein«, berichtete sie.
»Sehr gut.« Venn warf Gupta die Flasche zu, und der fing sie trotz seiner seltsamen langen Hände ohne weiteres auf, fast ohne die übliche Schwerfälligkeit eines Planetariers. Miles war sich sicher, dass
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