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Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau. Roman

Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau. Roman

Titel: Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Scharnigg
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Bett, das würde genügen.
    Um Max auch etwas berichten zu können, gründete er eine deutsche Gesellschaft für Eddie Slovik, die sich für die posthume Begnadigung des Soldaten einsetzte. Ludwig Honigbrod war Präsident und einziges Mitglied, bis ihn eines Tages ein förmlicher Aufnahmeantrag erreichte, geschrieben auf College-Briefpapier, da waren sie zu zweit. Immer wenn in den nächsten Jahren ein neuer Präsident gewählt wurde, formulierte Max in England eine geschliffene Petition für Eddie Slovik, die er Ludwig schickte, der sie unterschrieb und hinter seinem Namen in Klammern
Holder of patent »The Original Pildauer«
setzte. Eine Kopie sandte er an die Witwe. Sie bekamen nie eine Antwort, Slovik wurde nie begnadigt. Nachdem Max auch die Universität mit Auszeichnung abgeschlossen und eine Reihe von Aufträgen an verschiedenen Universitäten angenommen hatte, wuchs die Zahl der Mitglieder der Eddie-Slovik-Gesellschaft in den nächsten Jahren sprunghaft an, Studenten aus England, aber auch aus Berlin und Hamburg schrieben bewegende Aufnahmeanträge nach Pildau, sehr politisch, und Ludwig beantwortete jeden einzelnen, eine schöne Zeit, denn er war nicht ganz allein.
    Eines Abends, es war ein ganz sauber gewaschener Apriltag und der letzte Krieg schon beinahe zwanzig Jahre her, kam ein alter Renault den Feldweg nach Pildau, und zwei junge Männer mit Bärten stiegen aus. Sie sagten, sie wären Mitglieder der Eddie-Slovik-Gesellschaft, die sich persönlich vorstellen wollten und über schlagkräftigere Aktionen diskutieren. Slovik ist auch in Westdeutschland, er ist in uns allen, das sagten sie so, und Ludwig Honigbrod erkannte seine eigenen Gedanken im Fond des amerikanischen Wagens, wie lange war es her? Sie schlugen ein gelbes Zelt im Hof auf, wuschen sich im Löschweiher und wollten von Ludwig Honigbrod am nächsten Tag alles über Anbau und Selbstversorgung wissen. Sie waren nett, und Ludwig ließ sie, was hatte er schon zu fürchten? Er erklärte ihnen alles, was er über Mangold wusste, und merkte zum ersten Mal, dass es eine Menge war, es folgten Rüben, Erbsen, Kartoffeln und das Düngen mit Steinmehl, das er selbst herstellte, in einer primitiven Kugelmühle. Tagsüber lagen die Männer im Gras, rauchten in den Himmel und packten im Garten mit an. Sie durchsuchten den verfallenen Pfänderhof, räumten alte Truhen und Schränke heraus und begannen sie zu restaurieren, immer geduldig auf Ludwigs Anleitung bedacht. Die Küche wurde abends ihre Debattierstube, Ludwig saß dann oft nur auf der Bank und hörte zu, manches erschien ihm wirr und anderes kühn, aber es war so ein herrliches Bemühen in ihrem Ringen, wie er es überhaupt noch nie gespürt hatte. Sie ließen ihn in Ruhe, halfen, wenn er darum bat, beim Putzen und gingen bald sehr sorgfältig mit dem kleinen Garten um, und das war das Einzige, was ihm wichtig war.
    Mit dem Sommer kamen mehr Autos über den Feldweg, und oft, wenn Ludwig morgens um sechs in den Hof sah, war ein neues Zelt dazugekommen. Jemand hatte ein altes Brett genommen und mit roter Farbe »Ständige Sommertagung der Eddie-Slovik-Gesellschaft« daraufgeschrieben, es stand an der Stelle, an der ihr Feldweg auf die Straße einbog, wie ein Wegweiser. Im Dorf wurde wieder geredet, aber das war Ludwig Honigbrod ganz gleich. Er sah die jungen Leute über die Wiesen rennen, die Frauen umarmten die Birken am Löschweiher oder stiegen nackt und würdevoll hinein, als wäre es nicht nur ein winziger Tümpel mit uraltem Wasser. Die Hofstange gefiel der Gruppe besonders gut, auch wenn niemand sich erkundigte, aus welchem Grund es sie hier eigentlich gab. Ehrfürchtig schritten Neuankömmlinge mit erhobenen Händen darum herum, abends bildeten sie einen stehenden Kreis um das Podest, hielten die gefassten Hände in Richtung der Stangenspitze und atmeten laut, manche brüllten regelrecht ihren Atem hinaus. Sie schrieben ihre Namen mit den Fingern auf den Stamm, und als kein Platz mehr war, längten sie gemeinsam und feierten zwei Tage lang den gewonnenen Meter, flehten und sangen und waren wie die Kinder.
    Ludwig besah das alles meistens von seiner Bank aus, die Pfeife im Mund. Sein Leben hatte sich trotz der Gäste kaum verändert, sie hatten selbständig eine Grube ausgehoben und ein Häuschen darübergezimmert, er ließ sie ein Stück Garten abstecken, Samen hatte er genug, und auch vom Zucker aus dem schneelosen Winter war immer noch viel übrig. Auch wenn sie untereinander ständig zu

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