Vorposten des Commonwealth
Allerdings sind wir nur vorübergehend an das kirchliche Rektorat in Repler City abkommandiert worden.“
„Zu schade. Aber der Geschmack des alten Orvenalix bessert sich.“ Der Kaufmann betrachtete Kitten beifällig.
Kitten wandte sich an Malcolm. „Das beantwortet Ihre Frage. Er ist unschuldig!“ Der Frachter-Kapitän stöhnte.
„Unschuldig?“ fragte Kingsley unsicher. „Dann soll ich also irgendeiner Missetat schuldig gewesen sein?“ Er setzte sich auf und sah Malcolm fragend an.
„Okay, okay. Essen wir zuerst, wie abgestimmt wurde. Ich gestehe, daß auch mein eigener Magen meine Wünsche beiseitesetzt. Ich bin am Verhungern.“
Die anderen spielten mit ihrem Nachtisch herum. Malcolm nagte sein viertes Geflügel-Bein ab. Es stammte vom Garvual, einem großen, fleischfressenden Watvogel. Da forderte ihn ein Blick des Gastgebers zum Sprechen auf. Malcolm war längst zu dem Schluß gekommen, daß Feinheiten an Kingsley ebenso verschwendet sein würden wie an Rose. Aus unterschiedlichen Gründen. Er wischte sich Hände und Mund mit einem warmen Handtuch ab, unterdrückte zum größten Teil ein gewaltiges Rülpsen und begann:
„Chatham, ich habe unter der letzten Fracht der Umbra einen Behälter mit Drogen gefunden. Die Fracht ging zu zweiundneunzig Prozent an Sie. Wir hatten auf Largess alles gelöscht, deshalb weiß ich, die Drogen sind dort an Bord gekommen. Sie enthielten auch eine größere Menge Bloodhype. Jawohl, Bloodhype. Beinahe rein, wie mir gesagt wurde. Dazu eine Reihe von anderen scheußlichen Giften, aber nichts in der Klasse von Jaster. Versuchen Sie jetzt nicht, den Dummmen zu spielen. Sie wissen bestimmt, daß das Zeug von neuem auf dem Markt ist.“
Kingsley tupfte sich zart die Mundwinkel mit einem Handtuch ab. „Es stimmt, daß ich nicht völlig uninformiert bin, wo es um den Handel in diesem Abschnitt des Spiralarms geht.“ Er lehnte sich zurück und faltete die Hände zufrieden über seinem vorstehenden Bauch. „Die Liköre kommen gleich. Sie schließen also daraus, daß ich irgendwie in diesen Handel verwickelt bin?“
„Sind Sie es?“
„Nein.“
„Warum sollten Sie es nicht sein? Sie wohnen in bequemer Nähe von Dominic Rose, von dem wir wissen, daß er für die Verteilung des Stoffs verantwortlich ist.“
„Wir leben auf demselben Planeten, das stimmt.“
„Die Sache ist zu ernst für sarkastische Bemerkungen, Chatham.“
„Theatralisches Gebaren fordert Sarkasmus heraus.“
„Okay. Sie wissen doch, die modernen Transportmittel lassen auf einem Planeten die Entfernungen zu nichts zusammenschrumpfen. Ihre Kontakte sind umfangreicher als seine, besser etabliert, gerade noch legal und von kräftiger finanzieller Unterstützung getragen. Er mit seinen illegalen Verbindungen und Sie sind logischer Partner bei einem Unternehmen, mit dem sich ein astronomischer Profit machen läßt.“
„Ich habe Gerüchte gehört, es sei der alte Schurke gewesen, der das Zeug umgeschlagen hat, aber es war mir nicht möglich, eine Bestätigung dafür zu erhalten. Er tarnt sich zu gut. Jetzt muß man wohl sagen, er tarnte sich? Sie haben in verschiedenen Punkten unrecht.
Erstens einmal, so sehr ich Roses Geschäftssinn und seine Fähigkeit, komplizierte Transaktionen über Parseks hinweg völlig geheim durchzuführen, respektiere, hasse ich ihn persönlich doch von Herzen. Das würde eine Verbindung, die sich gezwungenermaßen auf gegenseitiges Vertrauen gründen müßte, von vornherein unmöglich machen. Zweitens geht es mir danke, gut, indem ich mit legalen Artikeln handle. Es geht mir zu gut, als daß ich alles für einen einzigen Artikel aufs Spiel setzen möchte. Mag er so profitabel sein, wie er will. Und glauben Sie bloß nicht, ich beneide Rose nicht um die Gewinnspanne in dieser Branche. Ich beneide ihn, ja. Ich will auch nicht behaupten, daß ich eine nicht ganz koschere Sache mit Entrüstung ablehnen würde. Ich bin kein Heiliger. Aber dabei denke ich an ein achtbares Stimulanz wie zum Beispiel Kepong. Die Behörden betrachten es mit Stirnrunzeln, richtig verboten ist es jedoch nicht.“
„Das kommt darauf an, welche Rechtsanwälte einer hat“, bemerkte Kitten.
„Ja, es ist ein strittiger Punkt. Nun debattieren die Vertreter der Obrigkeit noch, und ich finde nichts Böses dabei, Heu zu machen, solange die Sonne scheint, wie das Sprichwort sagt. Möchten Sie wissen, was ,Heu’ ist? Aber Bloodhype? Das ist ein bißchen zu schmutzig. Eine anständige Waffe tötet
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