Vorsätzlich verliebt
Sie wissen schon … schwul?«
»Nein, ist er nicht.« Max staunte über die Denkprozesse eines Vierzehnjährigen. »Ich habe letztes Jahr das Haus seines Freundes eingerichtet, und der hat mich Jamie und Tandy empfohlen.«
»Wer war der Freund?«
»Colin, oder so.« Max runzelte die Stirn, als ob er in seinen Erinnerungen kramen musste. »Nein, Cal, so hieß er. Cal Cavanagh.«
Eddie setzte sich aufrecht hin und rief: »Sie machen Witze! Cal
Cavanagh
!«
»Würdest du bitte leise sein?«
»Aber … aber er ist der genialste Spieler der Welt.«
»Ist er das? Ich schaue nicht viel Fußball. Kann dann ja wohl von Glück reden, der gute alte Cal.«
Eddies Augen wurden schmal. Er war sichtlich ins Schwitzen geraten. »Nehmen Sie mich auf den Arm?«
Max zuckte mit den Schultern. »Warum sollte ich dich auf den Arm nehmen?«
Eddie war überzeugt. Er ließ seinen Kopf gegen das Velourspolster seines Sitzes sinken. »Das ist unglaublich. Sie haben ja keine Ahnung. Cal Cavanagh und Jamie Michaels spielen für die beste Mannschaft der Welt, und Sie kennen sie
persönlich
. Jeden Augenblick könnte Ihr Handy klingeln, und einer von beiden könnte am anderen Ende sein. Das ist meine Lieblingsmannschaft, wissen Sie. Seit ich ein Kind war. Gestern habe ich deren Fan-Shirt getragen.«
Max wusste das, obwohl es eine Weile gedauert hatte, bis er geschaltet hatte. Er hatte nicht gelogen, als er sagte, dass Fußball nicht sein Ding war.
»Ich kann es nicht glauben«, fuhr Eddie fort. »All die Zeit hat Lou kein Wort darüber verloren.«
»Sie interessiert sich auch nicht für Fußball.«
»Cal
Cavanagh
! Wohnt er in einem großen Haus?«
Max nickte. »Ziemlich groß. Elektrische Pforte. Acht Schlafzimmer, neun Badezimmer, ein Snookerraum und ein Innenpool, in dem die Namen Cal und Nicole in goldenen Fliesen auf dem Grund des Beckens stehen.« Sie hatten jetzt den Eingang zu Versailles erreicht.
»Cal und Nicole?« Eddies Augen wurden groß. »Aber sie haben sich vor sechs Monaten getrennt. Er hat ihr den Laufpass gegeben.«
Max nickte. »Ich weiß. Ich habe ihn gewarnt, dass die goldenen Fliesen ein Fehler seien.«
Am Samstagabend aßen sie alle im Garten des Hotels. Der Mond am klaren Sternenhimmel war fast voll, und der Duft von Bougainvillea, Knoblauch und
Gauloises
vermischte sich mit dem Geruch der neunten Klasse von Harleston Hall – eine nicht ganz so exotische Mischung aus Heranwachsenden und verschwitzten Turnschuhen.
Während die Kinder Dampf abließen und gegen ein Team französischer Teenager Pétanque spielten, saßen Max und Fenella Trent an einem langen, auf Böcken stehenden Tisch, zusammen mit Tom Lewis und Josie Endell. Die Unterhaltung hatte sich lange genug um Versailles gedreht. Max goss sein Glas und das von Josie nach und brachte das Gespräch endlich – über Sophia Coppolas üppige Version von
Marie Antoinette –
auf das Thema Lieblingsfilme.
»Ist das Leben nicht schön!«
Fenellas glänzende Haare schwangen hin und her, während sie erregt in die Hände klatschte. Verdammt, dabei hatte sie nur Orangensaft getrunken. »Oh, und
Marine gegen Liebeskummer
! Oder
Ich tanz mich in dein Herz hinein
! Alle mit Fred Astaire und Ginger Rogers!« Sie presste die Hände auf die Brust. »Ich könnte sie ständig anschauen.«
O je, wie alt war sie? Neunzig?
»Dann werde ich Sie nie ins Kino einladen können.« In seiner lockeren, lakonischen Art lehnte sich Tom Lewis auf seinem Stuhl zurück und zählte an den Finger ab. »Also gut, die Top drei.
Terminator. Gladiator. Rambo
.«
Josie Endell schlug ihn spielerisch gegen den Arm. »Du und dein Testosteron. Ehrlich, du bist ein großes
Kind
.«
Für den Bruchteil einer Sekunde fing Max Toms Blick auf, und etwas Unausgesprochenes ging zwischen ihnen hin und her. Tom wusste, dass er es wusste. Das stumme Einverständnis war da. Dann war der Moment vorüber, und Tom zuckte mit den Schultern. »Was soll daran falsch sein? Diese Art von Film schaue ich mir eben gern an.«
»Audrey Hepburn!«, quietschte Fenella.
Max bewahrte sein Pokerface. »Hat sie in
Rambo
mitgespielt?«
»Nein, Sie Dummer! In
Frühstück bei Tiffany
!«
Josie meinte beschwichtigend: »Jungs mögen eben Actionfilme, Frauen mögen Frauenfilme. Meine Lieblingsfilme sind
Tatsächlich Liebe
und
Harry und Sally
. Nichts geht über eine gute, alte Liebeskomödie.« Mit einem Lächeln, das ihre Grübchen zur Geltung brachte, sagte sie zu Tom: »Und ich wette, bei Claudine ist
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