Vorsätzlich verliebt
mitten in der Bewegung und sah sie amüsiert an. »Über mein tragisches, nicht existierendes Sexleben?«
»Nun ja, irgendwie schon. Es geht um etwas, das Sie neulich Nacht sagten.« Tilly spürte, wie ihr Herz heftig gegen ihren Brustkasten schlug. »Als ich einen Witz darüber machte, wie … äh … gut Jack im Bett sein muss.«
Kayes Haare flogen in den Nacken, als sie den Kopf abrupt schräg legte. »Und?«
O Gott, war sie jetzt beleidigt? Würde sie so vertrackt diskret sein wie Jack? Warum waren die Leute nur so verschwiegen, wo das doch so total ärgerlich war? »Na ja, Sie sagten, ja, das sei er.«
»Stimmt.« Ein rätselhaftes Nicken.
Na schön, jetzt war sie schon so weit gegangen. »Soll das heißen, dass Sie und Jack …?«
Kayes Augen funkelten. »Es getan haben? Es miteinander getrieben haben? Etwas in der Art?«
O Schande. Tilly zuckte mit den Schultern. »Ja. Sorry.«
»Kein Problem. Ja, haben wir. Und er war es. Großartig, meine ich. In jeder Hinsicht.«
»Meine Güte.« Tilly wusste wirklich nicht, was sie jetzt sagen sollte. »Das war mir nicht klar.«
»Und jetzt denken Sie, was für ein unzüchtiger Haufen wir hier sind. Ehefrauen springen mit den besten Freunden ihrer Männer in die Kiste. Und Sie fragen sich, ob wir eine Affäre hatten.« Mit schiefem Lächeln ließ Kaye das Bettenmachen sein und setzte sich. Sie klopfte neben sich auf die Matratze. »Ist schon gut, ich wäre auch neugierig. Und nein, es war keine Beziehung. Mehr eine Therapie. Max und ich waren kein Paar mehr. Vom Kopf her wusste ich, dass es nicht meine Schuld war, aber ich war dennoch völlig am Boden zerstört. Mein Mann war schwul, und ich kann Ihnen sagen, das ist ein echter Tiefschlag für das eigene Ego. Ich hatte jedwedes Selbstvertrauen verloren. Nie zuvor hatte ich mich so unattraktiv, so wenig begehrenswert gefühlt.«
»Aber …«
»Ich weiß, das war dumm, aber so fühlte ich mich eben. Als ob ich dermaßen abtörnend wäre, dass Max lieber mit einem Mann als mit mir schlafen würde. Es war furchtbar. Der arme Max, er fühlte sich schrecklich deswegen. Es brachte ihn fast um, mich so bekümmert zu sehen. Dann eines Nachts verlor ich ein wenig die Fassung – nun ja, ich verlor sie eigentlich ganz und gar. Ich brüllte Max an, dass ich jetzt losziehen und mir einen völlig Fremden suchen und mit ihm Sex haben würde. Ich wollte Max einfach verletzen, ihm klarmachen, wie hintergangen ich mich fühlte. Jedenfalls brach ich gleich darauf in Tränen aus und jammerte, dass ohnehin niemand mit mir Sex haben wolle, weil ich ja so entsetzlich abtörnend sei.« Kaye verstummte, zuckte mit den Schultern. »Und eine Woche später lag ich mit Jack im Bett.«
Tilly musste das erst verdauen. »Sie meinen, Sie haben lieber ihn aufgerissen anstatt eines völlig Fremden. Sie haben ihn ausgewählt?«
»Nein, wir haben uns auf einen Drink getroffen und geredet, und von da an nahm es einfach seinen Lauf. Es war richtig nett und ganz natürlich, so wie es geschah. Aber wissen Sie, was? Ich habe nie herausgefunden, ob nicht vielleicht Max dahintersteckte. Keiner von beiden hat mir das je gesagt.«
»Sie denken, Max könnte Jack darum gebeten haben?«
»Ich halte das für möglich. Zum Teil, weil ich nicht glaube, dass Jack das getan hätte, ohne dass Max nicht wenigstens andeutete, es sei eine gute Idee. Tja, wer weiß? Es ist jedenfalls passiert.« Kaye schien es nicht zu bereuen. »Und es hat mir geholfen. Jack war einfach wunderbar, und danach fühlte ich mich wieder normal. Er hat mir mein Selbstvertrauen zurückgegeben. Ich schulde ihm dafür ungeheuer viel. Wirklich eine Nacht, die man nicht vergisst.«
Puh. »Aber … wünschten Sie sich nie mehr?«
»Ganz ehrlich? Nein. Weil Jack und ich so lange gute Freunde waren, wäre nie mehr daraus geworden. Das wussten wir beide. Der Funke war nicht da, existierte einfach nicht. Wir hatten fabelhaften Sex, aber das war auch schon alles. Und danach konnten wir einfach wieder Freunde sein. Vielleicht klingt das seltsam«, räumte Kaye ein, »aber es ist die Wahrheit.«
Am Zucken ihrer Schultern merkte Tilly, dass sie es ernst meinte. So was, man stelle ich vor.
»Und haben Sie es jemals Max erzählt?«
Kaye lächelte. »Ich sagte nur, dass ich bei Jack übernachtet hätte. Max wusste Bescheid. Ich musste ihm das nicht erst ausmalen.«
Tilly bemühte sich sehr, sich das nicht gemalt vorzustellen. Sie unterdrückte ihre aufkeimenden Neidgefühle. Kayes Reaktion
Weitere Kostenlose Bücher