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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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merkte, dass er schüchtern war. Ich bat ihn herein
und fragte, ob er Kaffee wollte. Doch der Kaffee aus meiner brandneuen
Kaffeemaschine schmeckte ihm nicht und ich gab zu, dass er bei weitem nicht
Ernies legendärem café aus dem spanischen Kaffeekocher das Wasser
reichen konnte! Während des Unterrichtes verquatschten wir uns und Pepe taute allmählich
auf. Amüsiert stellte ich fest, dass er anfing, mit mir zu flirten. Pepe war
eigentlich ganz niedlich, wenn auch noch ziemlich jung und so fragte ich ihn,
wie alt er denn genau sei. Über das Thema edad-Alter kamen wir so
ziemlich ohne Umwege auf das Thema amor , was im Spanischen sowohl für
Liebe als auch umgangssprachlich für Sex steht. Ich wollte von Pepe jedoch
wissen, warum ich liebe dich auf Spanisch umgangssprachlich te quiero hiess, obwohl te quiero genaugenommen ich will dich bedeutete. Warum
sagte niemand te amo, was tatsächlich ich liebe dich bedeutete?
Pepe musste daraufhin lachen und wollte wissen, wie ich bloß auf so etwas käme.
Ich zeigte auf Ernies Fernseher und erklärte, dies wüsste ich aus den vielen culebrones. Pepe lachte noch mehr und als er sich schließlich wieder beruhigte, erklärte
er, dies wären telenovelas. (Zu Deutsch: Seifenopern in Form von
TV-Serien). Die Spanier waren verrückt nach TV-Serien mit viel Herzschmerz, die
vornehmlich aus Mexiko oder Südamerika stammten. Den ganzen Tag über lief auf
einem der vier Kanäle immer irgendwo eine solche telenovela , die man
abfällig auch als culebron bezeichnete. Wir kamen wieder zurück auf das
ursprüngliche Thema; die Bedeutung von te quiero und Pepe wurde ernst.
Er sagte , te quiero würde aber auch bedeuten, wenn jemand mit einer
Person schlafen wolle, auch dann sage er te quiero oder, je nach Person
und Verlangen, auch quiero hacer el amor contigo. Doch Pepe meinte,
letzteres wäre den meisten Spaniern einfach zu lang. Te quiero reflektiere mehr das spanische Temperament. Offenbar aber auch das Südamerikanische,
denn diesen Ausspruch hörte ich ständig in den telenovelas und meistens
ging es gleich darauf auch richtig zur Sache!
    >>Und wie ist es mit quiero
follar contigo ?<<, fragte ich ihn und Pepe wurde puterrot. Plötzlich war
mir Alonso wieder eingefallen. Wahrscheinlich war er genau zu der Zeit da
gewesen, als ich oben im piso der Vermieter gewesen war. Schade, dachte ich und betrachtete Pepe nun etwas genauer.
    >>Quiero follar contigo<<, wiederholte ich.
     
     Kurz nach 3.00 Uhr morgens kamen
Ernie und Peter zurück. Beide waren total erledigt und wollten nur noch ins
Bett. Ernie wunderte sich zwar, mich hier so ganz alleine anzutreffen, doch ich
erinnerte ihn daran, dass montags ja immer mein freier Tag sei. Mit
Unschuldsmiene fügte ich dann hinzu, dass ich mich aber mit Pepe zum
Spanischunterricht getroffen hätte. Was wir danach jedoch auf Ernies Sofa
getrieben hatten, erzählte ich ihm natürlich nicht. Ernie warf mir einen
Seitenblick zu, so als ob er misstrauische wäre, verwarf eine Frage oder eine
Bemerkung die er scheinbar hatte machen wollen, jedoch wieder und meinte nur:
>>Ach ist doch auch egal<<, gähnte und ging ins Bett. Peter hatte
nur kurz hallo gesagt und war auch gleich in seinem Zimmer verschwunden. Wo
immer die beiden auch gewesen sein mochten, dachte ich so bei mir, offensichtlich
war es eine lange Fahrt bis dahin und zurück gewesen!
     
    Dienstagabend, als ich zum „Mau-Mau“
kam, wartete Adelio draußen vor der Tür auf mich. Sofort war mir wieder heiß
und ich fragte mich wirklich, was das für eine seltsame Form der
Anziehungskraft war! Oder lag es tatsächlich nur daran, dass ich beschlossen
hatte, ausgerechnet mit ihm nicht ins Bett zu gehen? Adelio sah mich an
und grinste.
    >>Du hast die Wahl<<,
sagte er. >>Wir können ins El Trull, eines der besten katalanischen
Restaurants fahren, zusammen essen und schauen, was danach passiert. Oder wir
können den Abend wieder in einem von Pacos Séparées verbringen, wobei du dir
deinen Ruf ruinierst und ich mir wahrscheinlich einen weiteren guten
Anzug!<<
    Ich lachte und antwortete, mir sei
mein guter Ruf genauso egal, wie seine guten Anzüge.
    >>Na dann<<, gab Adelio
zurück und öffnete mir galant die Tür zum „Mau-Mau“.
     
    Wieder saßen wir bis weit nach
Mitternacht im Séparée und unterhielten uns über alles Mögliche; vom Wetter,
über gutes Essen, den Stierkampf, bis hin zu Politik und Reisen und natürlich
redeten wir auch über Sex. Adelio sagte, dass er ein sehr guter Liebhaber

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