Vorsaison
nicht<<,
antwortete Peter. >>Das alles ist lange her.<<
Dann fragte er mich, wie alt ich sei.
>>Neunzehn<<, antwortete
ich. Peter nickte und meinte, genauso lange sei auch der Unfall her, Karneval 1965.
Aus einer Laune heraus, erzählte ich Peter daraufhin, dass mein Vater ebenfalls
bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
>>Oh wie furchtbar<<, sagte
Peter daraufhin. >>Das muss schrecklich für dich gewesen sein.<<
Er fragte, wie alt ich da gewesen
wäre. Ich antwortete, dies sei noch vor meiner Geburt geschehen und dass meine
Mutter dann den besten Freund meines Vaters geheiratet habe. Peter hörte zu,
ohne etwas zu sagen und ich erzählte einfach weiter. Wie ich mehr oder weniger
bei meinen Großeltern aufgewachsen war und mein Stiefvater mich nicht ausstehen
konnte.
>>Tja<<, machte Peter,
>>manche Menschen sind grausam zu dir, obwohl du ihnen nichts getan hast und
einige von ihnen wären auch besser nie geboren worden.<<
Peter war bestimmt ein toller Vater
gewesen und umso mehr bedauerte ich, dass ausgerechnet er seine Familie
verloren hatte.
Dann fragte ich Peter, was er in
Deutschland machte und Peter korrigierte mich: >>Gemacht habe.<<
Während er weiter Kartoffeln rieb,
erzählte er mir, dass er mit seinem Bruder zusammen eine Heizungsfirma
betrieben hätte. Zu Silvester hatte er sich jedoch von seinem Bruder
ausbezahlen lassen. Peter nahm einen weiteren Schluck Bier und fasste sich einen
Moment an den Bauch. Peter sagte, er hätte immer nur gearbeitet und jetzt wolle
er den Rest seines Lebens einfach nur genießen und auch mal ein Abenteuer
erleben! Es gäbe niemanden mehr, auf den er noch Rücksicht nehmen müsste oder
dem er etwas vererben könnte — und vor allen Dingen sei er auch niemandem mehr Rechenschaft
schuldig.
>>Und was ist so abenteuerlich
daran, in Ernies Küche zu kochen?<< fragte ich.
>>Nun ich koche eben für mein
Leben gern. Außerdem war ich vorher noch nie im Ausland — außer in Schweden zum
Fischen, aber das zählt nicht. Das hier ist Abenteuer, jeden Tag aufs
Neue und wenn ich dabei auch noch kochen kann, genieße ich das Leben.<<
Für mich sah Lebensgenuss anders
aus! Für den Moment hätte ich mir zum Beispiel gerne ein großes Schlafzimmer
mit einem anständigen Doppelbett gewünscht!
Ich hielt den Moment für geeignet,
Peter nach seiner schlechten körperlichen Verfassung zu befragen. Doch er
lachte nur schallend, hielt sich aber gleich darauf wieder den Bauch und verzog
das Gesicht, als wenn er Schmerzen hätte.
>>Das lass mal schön meine
Sorge sein<<, gab er dann zurück und meinte, dass alles mit ihm in bester
Ordnung sei.
>>Und du findest nicht, dass du
ein bisschen zu viel Alkohol trinkst?<< fragte ich.
>>Ich trinke Bier und Bier ist
kein Alkohol. Und wenn du es genau wissen willst, ich hatte mal ein
Magengeschwür und seitdem bin ich ein wenig empfindlich — aber ansonsten geht
es mir wirklich gut!<<
Peter klang jetzt doch ein bisschen
genervt von meiner Fragerei und deshalb beschloss ich, die Sache erst mal nicht
weiter zu verfolgen. Aber meiner Meinung nach war Bier durchaus Alkohol!
Dennoch wechselte ich das Thema.
>>Erzählst du mir denn
wenigstens, wo Ernie und du gewesen seid?<<
Peter nickte.
>>Wir waren in Ceuta.<<
>> Ceuta? Aber das liegt
ja schon in Afrika!<<, rief ich und Peter nickte wieder.
>>Was du nicht sagst! Fast
1.400 Km, einfacher Weg — wenn du es genau wissen willst.<<
Peter wollte mir allerdings nicht
sagen, was er und Ernie dort gemacht hatten. Er sagte nur, er habe immer schon
mal ein kleines Abenteuer erleben wollen und Ernie habe ihm eben bei der
Erfüllung dieses Wunsches geholfen!
Später traf ich Ernie im „Hollywood“
und erzählte ihm von meiner Unterhaltung mit Peter.
>>Na endlich<<, stieß
Ernie hervor und meinte, es hätte ja auch lange genug gedauert, bis das Eis
zwischen uns beiden endlich angefangen habe, zu schmelzen.
>>Er hat mir aber auch erzählt,
wo ihr gewesen seid<<, fügte ich hinzu und Ernie warf mir einen misstrauischen
Blick zu.
>>Ach ja, hat er das?<<
Ich nickte.
>>Ja hat er! Und ich weiß jetzt
auch, dass es fast genau 1.400 Km bis nach Ceuta sind.<<
>>Pst<<, machte Ernie und
sah sich erschrocken um.
>>Mein Gott, muss gleich der
ganze Laden erfahren, wo ich gewesen bin?<<
Es war allerdings nicht viel los und
da es auch schon spät war, saßen wir alleine an unserer Stammtheke der barra
uno.
>>Aber was hattest du denn da
zu suchen?<< bohrte ich weiter und Ernie
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