Vorsaison
hatte
ich nun tatsächlich und so willigte ich ein. Als wir zehn Minuten später bei
Ramon saßen, bestellte ich mir eine große Portion Paella und Corinna schaute
mich entgeistert an.
>>Mein Gott, wie kannst du
jetzt bloß etwas essen! Wenn ich fast drei Tage lang bei den Bullen gesessen
hätte, könnte ich wahrscheinlich nur mehr heulen!<<
Corinna hatte auf dem kurzen Weg zu
Ramon nur darüber geredet, wie Peter ihr Sonntagabend berichtet habe, dass die
Polizei Ernie verhaftet hätte und ich seit dem vergangenen Abend noch nicht wieder
nach Hause gekommen wäre. Mir wurde klar, dass sie tatsächlich immer noch davon
ausging, auch ich hätte die letzten Tage in einer Gefängniszelle zugebracht!
>>Nun, das Essen im Knast war
eben nicht so besonders<<, sagte ich und unterbrach damit Corinnas
Redefluss endlich. Stattdessen machte sich nun Entsetzen auf ihrem Gesicht
breit. Die Vorstellung verhaftet zu werden, war für sie grauenvoll.
>>Ich mach‘ doch nur
Spaß<<, sagte ich deshalb schnell. >>Ich war nicht im Knast und
Hunger habe ich nur deshalb, weil ich in den letzten zweieinhalb Tagen, außer
jeder Menge wirklich gutem Sex, kaum etwas bekommen habe!<<
Corinna brauchte einen Moment.
>>Wie, du warst gar
nicht…?<<
Ich schüttelte den Kopf und lachte.
>>Ja, aber Peter hat doch
gesagt…<<
Ich unterbrach Corinna: >>Ich
bin erst heute Morgen nach Hause gekommen! Aber nicht, weil die Polizei mich
irgendwo verhaftet hätte. Warum hätte sie das auch tun sollen? Richtig
ist, dass ich heute Nachmittag dort gewesen bin, um meinen Reisepass wieder
abzuholen, den man am Sonntag bei der Razzia natürlich in Ernies piso gefunden
hat. Aber bis heute Morgen bin ich bei einem, ähm, sagen mir mal Bekannten gewesen und hatte wohl den besten Sex meines Lebens!<<
Corinnas Gesicht spiegelte immer noch
Entsetzen wider und ich fragte mich, welche Vorstellung für sie letztendlich schockierender
war: Die, dass ich vielleicht zwei Tage im Gefängnis gesessen habe könnte oder
die, dass ich zwei Tage lang nur Sex gehabt haben könnte! In Anbetracht von
Corinnas Gesichtsausdruck musste ich jedoch erst einmal herzlich lachen — und
das tat gut. Denn so einfach, wie ich alles nun vor Corinna wiedergab, war es
natürlich nicht gewesen! Ganz besonders der Moment, als dieser El Comandante meinen Pass nochmal festhielt, bevor ich ihn endlich in meine Taschen
stecken konnte und der Augenblick, als ich den rothaarigen Polizisten sah,
waren alles andere als angenehm gewesen!
Corinna schien zudem nicht zu wissen,
warum man Ernie überhaupt verhaftet hatte und ich erzählte ihr, was ich wusste.
Was ich ihr jedoch nicht erzählte, dass Peter ziemlich große Geldbeträge
gewechselt hatte und ich davon ausging, dass er und Ernie dafür in Ceuta Drogen
eingekauft hatten. Allerdings sagte ich ihr, dass ich vorhätte, morgen
ebenfalls ins „Picasso“ umzuziehen.
>>Aber wieso?<<, rief
Corinna aufgebracht. >>Jetzt wo Ernie nicht mehr da ist, wird dieser
Peter wohl auch ganz bestimmt bald abhauen und dann hätten wir beide doch das
absolute Traumpiso!<<
Ich seufzte und sagte nichts weiter
dazu. Natürlich wusste Corinna auch nicht, dass Peter ernsthaft krank war und
auch davon erzählte ich ihr nichts. Das Ernie ein Bankräuber gewesen war,
schien Corinna jedoch nicht weiter zu verwundern. Sie sagte dazu lediglich, sie
habe sich immer schon so etwas gedacht, dass Ernie irgendwie Dreck am Stecken
gehabt hätte. Was sie jedoch wesentlich mehr interessierte, war das, was ich so
in den letzten Tagen getrieben hatte! Doch unsere Essenspause war vorbei
und der Rest unseres Gespräches würde wohl warten müssen.
Als wir zurück ins „Mau-Mau“ kamen,
saß Adelio schon an der Theke und wartete auf mich. Heute ist ja schon
Dienstag, fiel mir siedend heiß ein. Corinna nickte Adelio jedoch nur kurz
zu und ging gleich durch zur Toilette, während ich mich neben Adelio setzte. Zwischen
Titus und Corinna war das Verhältnis weiterhin angespannt, so wie Corinna mir
mittlerweile selbst erzählt hatte. Corinna hatte sich auch noch nicht
entschieden, welche Antwort sie Titus geben würde — aber ihre Bedenkzeit lief
ja auch erst zu Ostern ab und Corinna war sehr gut darin, Dinge, mit denen sie
sich nicht auseinandersetzen wollte, vor sich her zu schieben. Denn manchmal
lösten sie sich ja auch ganz von selbst.
Ich war froh, als ich dann mit Adelio
im Séparée saß. Mittlerweile verspürte ich dabei kein Unbehagen mehr und konnte
mich ganz
Weitere Kostenlose Bücher