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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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sei, seinen richtigen Namen gut
leserlich an der Türklingel anzubringen!
    >>Unsinn<<, meinte Ernie.
>>Glaubst du, dass jemand durch Lloret marschiert und Namen von Klingeln
abschreibt, um sie dann mit möglichen Straftaten abzugleichen?<<
    >>Nein, das wohl nicht. Aber es
hat zumindest dazu geführt, dass Babs deinen vollen Namen kannte und ihn auch
der Polizei genannt hat, als sie selbst im Januar verhaftet wurde.<<
    Ernie blickte mich bestürzt an und
ich erzählte ihm schnell, was ich soeben selbst erst erfahren hatte.
    >>Wenn ich Hermann sehe, dann
ist er jedenfalls dran<<, endete ich. Ernie, der bislang am Gitter
gestanden hatte, hatte sich resigniert auf die Pritsche in seiner Zelle fallen
lassen.
    >>Wenn du jemanden dafür
beschuldigen willst, dann beschuldige lieber Detlef. Oder glaubst du, Herman
besitzt so viel Grips, dass er eine Liste mit Medikamenten — noch dazu auf
Spanisch — schreiben kann? Detlef hat einen Bruder der Arzt ist, oder zumindest
mal Medizin studiert hat, und Detlef ist auch derjenige der alles an Tabletten
einwirft, was er nur kriegen kann! Hermann mag den Zettel zwar an Babs gegeben
haben, aber er stammte mit Sicherheit von Detlef!<<
    Er stand wieder auf und kam nun ganz
nah an das Gitter heran.
    >>Haben die Bullen sonst noch
etwas im piso gefunden?<<, flüsterte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    >>Anscheinend nicht. Aber Peter
hat da so was angedeutet.<<
    >>Mach‘ dir deshalb keine
Sorgen. Peter weiß, was zu tun ist.<<
    >> Keine Sorgen machen? Das ich nicht lache! Aber das ist mir sowieso alles egal, weil ich gleich
morgen ins Picasso ziehe — vorausgesetzt der rothaarige Bulle hier erzählt
seinem Chef nicht vorher noch, woher er mich kennt!<<
    >>Um den brauchst du dir auch
keine Sorgen machen. Der Rothaarige ist einer der wenigen Bullen, die nämlich
wirklich OK sind, und mit dem Picasso würde ich an deiner Stelle auch noch warten
— zumindest solange, bis du mit Peter gesprochen hast.<<
    >>Ja, wenn der nicht vorher
krepiert — denn das hat mir dieser Comandante hier nämlich auch gesagt,
dass Peter angeblich todkrank ist!<<
    >>Das hat er dir
gesagt?<<
    >>Also ist es wahr?<<
    Ernie nickte.
    >>Peter meint, dass er
höchstens noch ein paar Wochen hat. Wenn ich du wäre, würde ich im piso
bleiben. Es ist bezahlt und so schnell findest du auch kein so gutes piso mehr.
Peter wird alles andere regeln. Er hat nur einen Ort gesucht, wo er in Ruhe sterben
kann.<<
    >>Ach, und ich soll dann die
Sterbebegleitung machen oder wie?<<
    So langsam wurde ich sauer. Doch
Ernie schüttelte bloß den Kopf.
    >>Nein<<, sagte er dann.
>>Wenn es soweit ist, wird Peter sich selbst eine Überdosis geben.
Medikamente dafür hat er in seinem BMW jedenfalls genug!<<
    Ich konnte kaum glauben, was Ernie da
sagte. Das wurde ja immer schöner.
    >>Und ich soll dann seine
sterblichen Überreste — was-?, vielleicht zusammen mit seinen Bierflaschen im
Müll entsorgen? Hast du vergessen dass wir alle ILLEGAL hier sind? So eine
Leiche wirft doch Fragen auf!<<
    Doch Ernie schüttelte nur wieder den
Kopf.
    >>Nein, Peter wird es in seinem
Auto tun und niemanden sonst mit da hineinziehen.<<
    >>Nun — da bin ich aber beruhigt!<<,
antwortete ich sarkastisch.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte mir,
dass unsere Zeit fast vorbei war.
    >>Wir haben noch zwei Minuten.<<
    Ernie seufzte.
    >>Hör zu<<, sagte er
dann. >>Die Bullen haben keine Ahnung — von nichts! Die wissen nur, dass
mein Anteil aus der Beute von den Überfällen damals nie gefunden wurde. Dieser Comandante glaubt nun, dass zumindest ein Teil davon immer noch existieren muss und ich
das Geld hier irgendwo versteckt habe — wovon hätte ich sonst auch all die
Jahre leben sollen? Das ist natürlich kompletter Unsinn, denn von dem Geld haben
meine Eltern früher regelmäßig die Bullen im Knast bestochen, damit man mich da
nicht kalt gemacht hat. Peter hat allerdings tatsächlich einen ziemlichen
Batzen Geld hier gewechselt und dieser Idiot von Comandante wollte auch
mir nicht glauben, dass das Geld nicht meines war. Er denkt, wenn er das Geld
findet, kann er sich noch ein paar zusätzliche Lorbeeren verdienen…<<
    Ich hätte Ernie gerne noch gefragt,
was Peter denn nun tatsächlich mit dem Geld gemacht hatte, aber eigentlich
konnte ich mir das schon denken. Unsere Zeit war um und der Rothaarige öffnete
die Tür.
     
    ***
     
    Als ich zurück ins piso kam, war
Peter gerade dabei zu kochen, so als ob nichts geschehen wäre. Es war kurz vor
sieben Uhr. Einerseits

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