Vorsaison
fühlte ich mich müde, andererseits unglaublich aufgekratzt.
Allein mein Verhör hatte schon drei Stunden gedauert. Doch erst jetzt fing ich
an mich zu wundern, weil nicht ein einziges Wort davon zu Protokoll genommen
worden war! Aber wie hätte Ernie wohl darauf gesagt? Andere Länder, andere
Sitten!
Peter wollte sofort wissen, wie alles
gelaufen war und ob ich meinen Pass wieder hätte. Ich nickte und Peter atmete
einmal tief durch. Er fragte, ob ich Hunger hätte, doch ich konnte Peters Essen
nicht essen — heute nicht und sonst eigentlich auch nicht! Mir war natürlich
auch schon aufgefallen, dass Peter selbst ebenfalls kaum etwas davon aß. Nun
kannte ich den Grund dafür.
>>Wir müssen reden<<, sagte
ich. >>Ich weiß, dass du mindestens 100.000 DM gewechselt hast! Auch wenn
ich nicht weiß, wofür du so viel Geld brauchst. Aber ich denke, es hat etwas
mit deiner und Ernies Reise nach Südspanien zu tun gehabt und damit, dass Ernie
auch mit Drogen gedealt hat. Dieser Comandante, der sich Ernies Sache
angenommen hat, hat mir jedenfalls die Belege von der Bank gezeigt, wo du das
Geld gewechselt hast! Ich habe ihm nicht gesagt, dass du erst kürzlich in Ceuta
warst — obwohl ich es hätte tun sollen, alleine schon deshalb, weil du heute
Morgen nicht ehrlich zu mir warst und mir das mit dem Geld verschwiegen
hast!<<
Peter wollte etwas sagen, doch ich
hob die Hand. Ich war noch nicht fertig. >>Und er hat mir auch gesagt,
dass du todkrank bist und nicht mehr lange zu leben hast. Und — bevor ich es
vergesse, Ernie möchte, dass du ihm heute noch ein paar von seinen Klamotten,
etwas zu lesen und eine Stange Zigaretten bringst, weil man ihn morgen früh
schon nach Gerona verlegt.<<
>>OK, lässt sich alles
einrichten<<, sagte Peter als ich geendet hatte. >>Dass ich dir das
mit dem Geld nicht gesagt habe, war nur zu deinem Besten und ehrlich gesagt, hätte
ich auch nicht damit gerechnet, dass man dich deshalb ebenfalls in die Mangel
nehmen könnte. Ich habe diesem Comandante nämlich auch belegen können,
woher ich das Geld habe. Frage mich einfach, was du wissen möchtest und ich
verspreche, dass ich dir die Wahrheit sagen werde.<<
Ich nickte.
>>Aber nicht mehr heute. Ich
muss heute unbedingt wieder zur Arbeit, bevor ich auch noch meinen Job los bin.
Aber ich würde das gerne morgen Mittag alles klären, bevor ich ins Picasso
ziehe!<<
Als ich eben auf seine Krankheit zu
sprechen gekommen war, hatte Peter keinerlei Regung gezeigt, doch nun machte er
ein ziemlich betroffenes Gesicht. >>Aber du brauchst doch deshalb nicht
gleich auszuziehen<<, sagte er dann.
>>Doch, ich glaube das ist
besser so. Außerdem möchte ich nicht in noch mehr krumme Dinger mit hineingezogen
werden! Ich verstehe, wenn du am Ende deines Lebens das Bedürfnis hast, nochmal
etwas Abenteuerliches anzustellen, auch wenn das eventuell etwas Illegales ist.
Aber ich habe vor, noch ein paar Jahrzehnte zu leben und kann mir solche Abenteuer deshalb auch nicht erlauben!<<
Was ich da gesagt hatte, war gemein,
doch Peter erwiderte nichts darauf und meinte nur, es wäre wirklich besser,
wenn wir morgen nochmal in Ruhe über alles reden würden.
>>Es kann allerdings sein, dass
ich den Wecker nicht höre und wenn ich nicht wach werde, dann hau einfach so
lange gegen die Tür, bis ich Antwort gebe.<<
>>Vielleicht solltest du
einfach mal ein bisschen weniger trinken<<, sagte ich mit Blick auf die
leeren Flaschen.
>>Das würde mir jetzt auch
nicht mehr helfen<<, sagte Peter.
Für mich wurde es Zeit, mich fürs
„Mau-Mau“ fertig zu machen und ich ging in mein Zimmer. Und meinen Reisepass
würde ich ab jetzt auch immer mitnehmen!
***
Corinna kam jedoch nicht, um mich
abzuholen und so machte ich mich um kurz vor acht schließlich alleine auf den
Weg. Bei meinem Eintreffen in der Bar saßen Corinna und Rosi allerdings schon
an der Theke und machten total überraschte Gesichter, als sie mich sahen.
>>Ich war gerade dabei, Paco zu
erklären, dass man dich verhaftet hat und du wohl nicht mehr kommst<<,
rief Corinna sogleich.
>>Es ist alles OK. War alles
wohl nur ein Missverständnis<<, erwiderte ich daraufhin auf Spanisch,
damit auch Paco mich verstand. Etwas müde setzte ich mich an die Theke. Rosi
kam zu mir herüber, umarmte mich und sagte, wie froh sie sei, dass mir nichts
passiert wäre. Corinna verdrehte deshalb die Augen und schlug vor, erst einmal
Essen zu gehen, sobald die beiden Schottinnen und Donna einträfen. Hunger
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