Vorsaison
vielsagenden Blick
zu und ich verstand. Wie üblich wollte sie das Thema ihrer wenn auch unsinnigen
Angst nicht weiter erörtern. Lieber schob sie das Problem vor sich her, bis wir
schließlich an der Treppe standen, die zu Ernies piso und auch zum
„Picasso“ führte.
>>Kann ich nicht einfach heute
Nacht schon bei dir schlafen?<<, piepste sie daraufhin.
>>Von mir aus<<,
antwortete ich. >>Du hast die Wahl zwischen Ernies Zimmer mit
Schweißfuß-Geruch oder Peters Zimmer mit odeur de la bière.<<
Corinna kicherte erneut und entschied
sich dann für Ernies Zimmer. Ich gab ihr frische Bettwäsche und überließ sie
sich selbst.
Am nächsten Tag schleppte ich die
leeren Bierflaschen zum „Super Maso“ und kaufte auch gleich das Nötigste für
mich selbst ein: Queso Manchego, Pan Bimbo Integral, Donuts und diesen
wundervollen Flan de Coco von Danone, den es nur in Spanien gab! Auf dem
Weg zurück zum piso hielt ein Motorrad neben mir. Es war Alonso. Er
bedeutete mir, dass er mich fahren würde und so nahm ich hinter im Platz, die
Tüte mit Lebensmitteln am Handgelenk. Unten vor der Treppe zum piso fragte er mich, was mit Ernie sei und warum ich mich in letzter Zeit so komisch
verhalten hätte. Ich wusste nicht, was er damit meinte und Alonso half meinem
Gedächtnis auf die Sprünge.
>>Der Abend, wo du im Hollywood
warst und gleich darauf wieder gegangen bist, ohne ein Wort zu sagen!<<
>>Ach das<<, machte ich,
>>da war ich nur ein bisschen durch den Wind, wegen Ernie.<<
In Wirklichkeit hatte ich an dem
Abend Maurice gesucht, doch das konnte ich besser für mich behalten. Alonso
fragte ebenfalls nach Ernie, und an dem, was er selbst zu erzählen wusste,
merkte ich, dass die Gerüchteküche mittlerweile schon sehr phantasievoll
übergekocht war. Ich erzählte ihm, was ich auch Margaritha gesagt hatte und
spürte, wie dabei die Temperatur um uns herum langsam anstieg.
>>Kann ich mit nach oben kommen?<<,
fragte Alonso. Plötzlich war es unerträglich heiß und ich nickte. Oben im
Wohnungsflur hob Alonso mich mitsamt meiner Einkauftüte hoch und fragte,
welches das dormitorio de matrimonio-das große Schlafzimmer oder genauer übersetzt,
das Schlafzimmer der Eheleute sei. Ich schüttelte den Kopf und sagte, das
ginge nicht.
>>Wohnzimmer<<, stieß ich
hervor.
Alonso nahm mich, wie er es immer tat.
Diesmal musste der Esstisch dafür herhalten und ich überlegte, was wohl mit ihm
geschehen würde, wenn man ihn in diesem Zustand der höchsten Erregung, in einen
Bottich mit kaltem Wasser setzen würde. Nichts, antwortete das Stimmchen
in meinem Kopf, lediglich das Wasser würde auf der Stelle verdampfen! Gute
fünf Minuten später war Alonso auf seine Art wieder abgekühlt. Während er seine
Hose anzog, wurde er jedoch plötzlich stutzig und fragte, warum wir es immer
noch im Wohnzimmer trieben — jetzt wo ich doch alleine hier wohnte! Ich
erklärte ihm, dass Corinna einziehen würde und das große Schlafzimmer als das
ihre beansprucht hätte. Alonso tippte sich an die Stirn und wollte wissen,
warum ich das zugelassen hätte. Ich lachte und sagte, er solle warten, bis zum
nächsten Mal.
Als Alonso kurze Zeit später wieder
weg war, räumte ich die Lebensmittel weg. Dabei erschien Corinna in der Küche
und kicherte.
>>Mann, was war das denn eben?<<,
fragte sie neugierig.
>>Nicht was, wer .<<
>>OK, wer war das denn
eben?<<
>>Alonso.<<
Corinna kicherte wieder.
>>Mein Gott, geht der aber ran!
Seit ihr dabei immer so laut?<<
>>Ja und fast wäre er mit mir
auf dem Arm auch noch in dein Zimmer gestürmt. Er hat ja nicht wissen können,
dass das jetzt dein Zimmer ist.<<
Corinna musste lachen und ich lachte
mit ihr. Sie hob eine Hand und ich sah, dass sie ein paar Schlüssel hatte.
>>Die lagen in Ernies Zimmer.
Sind das die von der Wohnung und der Haustür?<<
Ich nickte und sagte, dass sie die
haben könnte, die Schlösser aber hoffentlich innerhalb der nächsten Tage auch noch
ausgetauscht würden! Corinna fragte warum und ich erklärte ihr, dass Peters
Schlüssel seit seinem Verschwinden ebenfalls weg waren und ich lieber auf
Nummer Sicher gehen wollte. Corinna überlegte einen Augenblick. Dann sagte sie,
dass es eigentlich doch viel praktischer wäre, jetzt gleich umzuziehen.
Jedenfalls wollte sie das Nötigste sofort rüber holen und das Zimmer im
„Picasso“ noch bis Montag weiterbezahlen — nur für den Fall. Mir sollte es
recht sein und ich bot an, ihr beim Transport zu helfen.
Als wir
Weitere Kostenlose Bücher