Vorsaison
Toiletten führte. Doch ich tat so, als würde mir
das nicht auffallen. Ich saß dort, wo zuvor seine Freundin gesessen hatte und
konnte die Tür zu den Toiletten auch nicht sehen, weil sie sich in meinem
Rücken befand. Ich schlug vor, nächste Woche mit unseren Spanischstunden weiter
zu machen, die heute wegen Grahams Party erneut ausgefallen waren. Pepe
lächelte gequält.
>>Leider geht das nicht
mehr<<, sagte er dann. Ich tat so, als sei ich überrascht und fragte nach
dem Grund.
>>Wenn Graham morgen wegfährt,
zieht sofort meine Freundin bei mir ein und die möchte das einfach
nicht<<, stotterte Pepe.
>>Was will sie nicht, dass du
dir etwas dazu verdienst oder dass wir weiterhin befreundet sind? Du gehst mir
nämlich schon den ganzen Abend aus dem Weg und ich finde das ziemlich blöd von
dir!<<
Pepe lächelte wieder gequält und fing
dann an, sich zu entschuldigen und gleichzeitig fing er an, seine Freundin zu
verteidigen.
>>Es ist halt so, dass sie dich
und Corinna mal vom Fenster aus gesehen hat, wie ihr abends zum Mau-Mau seid
und weil ich ihr nicht gesagt habe, was ihr beide hier in Lloret macht, hat sie
schließlich unseren Vermieter gefragt. Und jetzt will sie halt nicht, dass ich
noch Kontakt mit euch habe!<<
Dabei hatte Pepe mich endlich
angesehen und nicht mehr darauf geachtet, ob seine Freundin wiederkäme.
Plötzlich krallte sich jemand von hinten mit beiden Händen in meine Haare! Der
Angriff kam vollkommen unerwartet.
>>Puta, eres una
maldita puta!<<, kreischte jemand, während sich auf meinem Kopf ein
wahnsinniger Schmerz ausbreitete. Da erst registrierte ich, dass es Pepes
Freundin war, die sich auf mich gestürzt hatte. Pepe war aufgesprungen und
wollte sie von mir wegzerren. Der Schmerz auf meinem Kopf ließ daraufhin auf
einer Seite nach und ich bekam mit, wie Pepes Freundin nun mit der freien Hand nach
Pepe schlug. Mir schossen die Tränen in die Augen und ich griff nach hinten, um
ihre andere Hand aus meinen Haaren zu lösen. Im selben Augenblick war jedoch
schon Maurice zur Stelle. Ich konnte ihn nicht sehen, weil er ebenfalls hinter
mir stand, doch ich hörte seine Stimme und wie er zu Pepes Freundin sagte, dass
sie mich loslassen solle. Sofort fing sie an, Maurice als stinkenden Moro zu bezeichnen und das Reißen an meinen Haaren verstärkte sich noch einmal. Ich
schrie und gleichzeitig hörte ich ein klatschendes Geräusch und war frei. Ich
bekam kaum noch Luft vor lauter Schmerzen und mir wurde schwarz vor Augen. Irgendjemand
setzte sich neben mich auf die Bank und sagte auf Deutsch, dass ich tief
durchatmen solle. Dann wies dieselbe Stimme Graham auf Englisch an, ihm ein
Küchenhandtuch und etwas Eis zu bringen. Ich versuchte tief durchzuatmen und
aus den schwarzen Schatten, die ich an den Außenseiten meiner Augen hatte
wahrnehmen können, wurden nun schwarze Punkte. Wie aus weiter Ferne hörte ich
Pepes Freundin, die kreischte, dass der Moro sie geschlagen habe und
dass sie ihn wegen Körperverletzung anzeigen würde. Trotz der Schmerzen musste
ich nun lachen. Ich konnte immer noch nicht richtig sehen, doch ich erkannte
nun, dass es Markus war, der neben mir saß. Er sagte gerade, dass ich mich
nicht erschrecken solle, aber er würde mir jetzt ein Tuch mit ein wenig Eis auf
meinen Hinterkopf drücken und dazu müsste ich meine Hände vom Kopf nehmen.
Jetzt erst wurde mir bewusst, dass ich mir mit beiden Händen meinen Kopf hielt.
Im Hintergrund hörte ich Pepe und seine Freundin, wie sie sich stritten. Pepe
wollte, dass sie sich beruhigte und mit ihm nach Hause ginge, doch sie hatte
sich in Rage geredet. Immer wieder schrie sie, dass Corinna und ich putas wären und sie nicht mit putas unter einem Dach leben würde. Sie würde
die Polizei rufen und dann würden wir alle samt verhaftet und ausgewiesen —
auch der Moro ! Maurice saß mir mittlerweile gegenüber, da wo Pepe zuvor
gesessen hatte und meinte, ich solle einfach nicht hinhören. Doch ich konnte
gar nicht anders und ich hörte auch Corinna, die ebenfalls nicht um spanische
Schimpfwörter verlegen war, und wie sie ihrerseits nun Pepes Freundin
beschimpfte! Schließlich schaltete sich John, der Besitzer vom „Picasso“ ein
und sprach ein Machtwort. Er erklärte Pepes Freundin, wenn sie nun nicht
augenblicklich sein Lokal verließe, er es sei, der die Polizei riefe und sie
wegen Hausfriedensbruch anzeige! Danach kehrte Ruhe ein, doch für mich war der
Abend gelaufen.
Nachdem ich mich ein wenig gesammelt
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