Vorsaison
hatte,
brachte Maurice mich nach Hause zurück. Mir war schlecht und schwindelig, aber
ich versuchte mich zusammenzureißen. In der Wohnung von Pepe war alles ruhig.
Bestimmt waren sie gleich zur Polícia Municipal gegangen und wahrscheinlich würde
innerhalb der nächsten Stunde wieder einmal die Polizei vor meiner Tür stehen!
Doch mir war so elend zumute, dass es mir ehrlich gesagt egal war. Maurice
schien meine Gedanken zu erraten und sagte, dass ich mir keine Sorgen machen
müsste. Das ganze Pub hatte immerhin mitbekommen, wie Pepes Freundin sich
grundlos auf mich stürzte. Mittlerweile hatte ich das Gefühl als wenn mein Kopf
gleich platzen würde — und dann klingelte es tatsächlich! Es war jedoch Markus,
der Tabletten vorbeibrachte. Er sagte, dies wäre ein sehr starkes Schmerzmittel
und er wollte dass ich gleich zwei Tabletten mit einem Glas Whiskey einnahm und in vier Stunden gegebenenfalls nochmals zwei Tabletten nahm.
Normalerweise hätte ich nie irgendwelche unbekannten Tabletten eingenommen und
von dem Whiskey bekam ich zudem Gänsehaut, was die Schmerzen auf meinem Kopf
erst einmal nur schlimmer werden ließ. Aber Markus meinte, durch den Whiskey
würde die Wirkung der Tabletten viel schneller einsetzen. Und die Schmerzen
waren so groß, dass ich nicht lange darüber nachdachte. Zehn Minuten später war
ich eingeschlafen oder wohl eher weggetreten!
Am nächsten Morgen wurde ich wach und
mein Kopf fühlte sich an wie rohes Fleisch. Ich hatte die ganze Nacht nur auf
einer Seite liegend schlafen können, aber ich hatte jedenfalls geschlafen! Als
erstes ließ ich Maurice nun meinen Hinterkopf untersuchen. Fast schon erwartete
ich, dass er mir sagen würde, ich müsste die nächsten Monate ein Toupet tragen,
doch so schlimm war es nicht, obwohl die Schmerzen über eine Woche anhielten.
Ein Beutel mit Eis brachte erneut etwas Linderung und auch die Tabletten von
Markus halfen enorm, vor allen Dingen, weil ich abends auch unbedingt wieder
zur Arbeit gehen wollte. Und obwohl ich es gewesen war, die von Pepes Freundin
so attackiert worden war, war es Corinna, die immer noch außer sich vor Wut auf
Rache sann! Nachdem Maurice weg war, erklärte sie, dass sie gleich abends mit
Paco darüber reden würde und meinte, dass er bestimmt ein paar Typen kenne, die
dieser Schlampe mal eine kräftige Abreibung verpassen würden. Ich wollte das
nicht, doch Corinna ließ sich nicht davon abbringen. Sie sagte, das Ganze hätte
auch nichts mit mir zu tun, aber sie ließe sich nicht so titulieren!
Ich habe keine Ahnung, ob Paco
einfach nur mehr Glück hatte wie ich und es schaffte, ihr diese Idee wieder
auszureden oder ob es einfach nur daran lag, dass er vielleicht doch keine so
zwielichten Typen kannte, die Corinnas Begehren nachgekommen wären. Letztendlich
geschah nämlich nichts! Weder klopfte die Polizei an unsere Tür, noch sahen wir
Pepe oder seine Freundin je wieder! Sie vermieden es einfach uns über den Weg
zu laufen und wie sich dann herausstellte, war Pepes Freundin auch schwanger. Außerdem
sollte ich auch nicht mehr allzu lange in Ernies altem piso wohnen bleiben
— auch wenn ich das damals so kurz vor Ostern noch nicht wissen konnte. Pepe
und seine Freundin zogen jedoch noch vor mir aus und meine Sorge, sie könnte mich
und Corinna bei den Bullen verpfeifen, blieb unbegründet.
Ein paar Wochen nach Grahams Party
stand eines Nachmittags die Wohnungstür zu Pepes piso sperrangelweit
offen. Es war ein Samstag, ich kam gerade vom Einkaufen zurück und sah, dass mein
Vermieterehepaar sich in der Wohnung aufhielt und miteinander diskutierte. Ein
Blick genügte, um zu erkennen, dass die Wohnung trotz des Mobiliars leer und
unbewohnt aussah. Es fehlten die persönlichen Gegenstände. Eigentlich hatte ich
auch weitergehen wollen, doch mein Vermieter hatte mich ebenfalls bemerkt und
kam heraus ins Treppenhaus. Dann fragte er mich, ob ich wüsste, wo Pepe sei und
wann ich ihn das letzte Mal gesehen hätte. Offenbar wusste er nichts von dem
Vorfall auf Grahams Party. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete wahrheitsgemäß,
dass ich weder Pepe noch seine Freundin seit Grahams Weggang gesehen hätte. Seine
Frau war mittlerweile ebenfalls ins Treppenhaus zurückgehinkt und berichtete
aufgebracht, dass die beiden das piso wohl bei Nacht und Nebel verlassen
hätten — und auch, dass Pepe seit März schon keine Miete mehr bezahlt hatte.
Als Spanier hatte er natürlich keine drei Monate im Voraus bezahlen
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