Vorsaison
lautem Donner ins Schloss
fiel. Welche Konsequenzen Detlefs dummer Scherz haben würde — insbesondere für
Ernie, war zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht absehbar.
Als Corinna mich dann abends wieder um
viertel vor acht abholte, war auch Babs gerade erst seit ein paar Minuten zurück.
Sie war jedoch sofort in ihrem Zimmer verschwunden. Ich hörte, wie sich der
Schlüssel im Schloss ihrer Tür drehte. Babs hatte sich eingeschlossen. Trotzdem
hatte ich an ihre Tür geklopft und gefragt, ob alles OK sei. Babs antwortete
mit dumpfer Stimme, alles sei OK, sie wolle aber noch etwas schlafen, bevor sie
sich später mit Hermann träfe. Babs war morgens mit Sicherheit alleine zum
Krankenhaus gegangen — und nun war sie sauer, weil man ihr dort ebenfalls
erklärt hatte, dass sie einem dummen Scherz zum Opfer gefallen war. Allerdings
erklärte es nicht, wo sie den Rest des Tages gesteckt hatte. Doch dann
klingelte es erneut und Corinna stand vor der Tür. Ich musste weg und so rief
ich Babs nur noch zu, dass wir uns später vielleicht noch im „Hollywood“
treffen würden.
Ernie hatte jedenfalls ganz Recht,
wenn er sagte, Babs und ich würden zwar gemeinsam Urlaub machen, hätten aber
gleich angefangen, getrennte Wege zu gehen. Wobei das mit dem Urlaub machen auf
mich ja nicht so wirklich zutraf und Babs auch immer gewusst hatte, dass ich
hauptsächlich nach Lloret gekommen war, um mir dort einen Job zu suchen.
Dennoch nahm ich mir vor, gleich morgen auf der Heimreise mal mit Babs zu
sprechen. Auf dem Weg zum „Mau-Mau“ erzählte ich Corinna dann von Detlefs
dummen Scherz und meiner Vermutung, dass Babs heute Morgen tatsächlich im
Krankenhaus gewesen war, um sich dort AIDS gegen Pickel verschreiben zu
lassen. Corinna schüttelte sich daraufhin vor Lachen, so wie es auch Ernie
getan hatte. Dann tippte sie sich an die Stirn und sagte, sie begreife nicht,
wie jemand so blöd sein könnte. Aber sie verstand auch meine Besorgnis nicht. Ich
fragte mich nämlich immer noch, wo Babs den ganzen Tag über gewesen sein
könnte.
>>Wahrscheinlich haben sie sie
für verrückt erklärt und gleich da behalten<<, meinte Corinna und musste
gleich wieder lachen. Dann sagte sie, Babs sei alt genug, um auf sich selbst
aufzupassen und wenn sie wirklich so blöd sei, dass sie nicht merkte, wenn
jemand sie auf den Arm nahm, dann sei sie selbst schuld! Damit war das Thema
Babs für sie abgehakt. Ich hatte jedoch das Gefühl, als ob Corinna Babs auch nicht
mochte. Ich hatte ihr erzählt, dass sie nun ebenfalls vorhabe, nach Lloret
überzusiedeln. Das einzige, was Corinna darauf gesagt hatte, war, dass es ihr
recht sein sollte, solange Babs nicht vorhabe, auch in einer Bar zu arbeiten.
Babs sah auf ihre naive Art eigentlich ziemlich niedlich aus und ich wurde das
Gefühl nicht los, dass Corinna in ihr eine Konkurrentin sah — zumal sich beide
vom Typ her ähnelten. Beide waren eher klein und üppig und beide waren blond
und blauäugig! Wobei Corinna mehr blond und Babs dafür mehr blauäugig ist, dachte
ich und war mir des Zynismus‘ durchaus bewusst! Detlef hätte an der
Umschreibung bestimmt seine wahre Freude gehabt. Doch Corinna sah auch schon sehr
verlebt aus, wohingegen Babs frisch und unverbraucht aussah. Wenn Babs in einer
Bar arbeiten würde, dann hätte Corinna schlechte Karten, so viel war jedenfalls
sicher.
Mit Paco hatte ich abgesprochen, dass
ich nächste Woche Sonntag zurück sei und am Abend auch gleich wieder arbeiten
würde. Allerdings hatte ich vor, schon samstags zurückzukommen, nur dass ich
samstags noch nicht gleich wieder arbeiten wollte — aber das ging Paco ja
nichts an! Corinna und ich wollten uns dann auch gleich auf die Suche nach
einem gemeinsamen Appartement machen und solange würde ich wieder bei Ernie
wohnen. Jedoch wollte ich ihm dann auf alle Fälle anteilmäßig Miete bezahlen,
selbst wenn ich nur für ein oder zwei Wochen bei ihm wohnen würde. Corinna ging
nämlich davon aus, dass wir relativ schnell eine eigene Wohnung finden würden.
Weil bei unserem Eintreffen im
„Mau-Mau“ noch keine Gäste anwesend waren, wollte Corinna erst zum Abendessen
zu Ramon gehen. Eine der Schottinnen, ich glaube es war Fiona, beschwerte sich
daraufhin bei Paco, weil außer Corinna und mir kein anderes Mädchen eine
Essenspause bekam. Sie sagte, sie hätte es satt, dass die zwei german
bitches eine Vorzugsbehandlung bekämen. Weil die Schottinnen mittlerweile
wussten, dass ich noch nicht viel
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