Vorsaison
Spanisch verstand, hatte Fiona teilweise
Spanisch und teilweise Englisch gesprochen. Doch kaum war ihr die Beleidigung
über die Lippen gekommen, da flog Corinna auch schon auf die Schottin zu und
schlug ihr mit voller Wucht ihre Handtasche ins Gesicht! Fiona kippte rücklinks
von ihrem Barhocker. Corinna benutzte einen riesigen, transparent-pinkfarbenen
Plastikbeutel, den man oben zuziehen konnte, als Handtasche. Viele Mädchen in
Lloret trugen diese hässlichen Beutel mit sich herum und auch Babs hatte sich
gleich so ein Ding gekauft. Ich hatte jedoch beschlossen, dass ich nicht jeden
Modewahnsinn mitmachen musste, zumal diese Beutel auch noch durchsichtig waren.
So konnte zum Beispiel jeder sehen, dass Corinna darin neben einem großen
Portemonnaie, einem Kosmetiktäschchen und Papiertaschentüchern auch Deo, eine
Zahnbürste, Zahnpasta und andere Utensilien, wie frische Unterwäsche mit sich führte.
Jedenfalls war ihr Beutel ziemlich voll und deshalb auch relativ schwer.
Was dann folgte ging alles rasend
schnell; während Fiona zu Boden ging, sprang ihre Schwester Shauna, die von
Corinna aus gesehen hinter ihrer Schwester gesessen hatte, auf, krallte sich in
Corinnas Haaren fest und riss Corinna ebenfalls zu Boden. Weil das Ganze sich
in der kleinen Ecke, gleich neben dem Eingang abspielte, da wo die Schottinnen
am liebsten saßen, fielen die beiden voll auf Fiona, die noch am Boden lag und
sich den Kopf hielt. Zum Glück kippte Fionas Hocker dabei in die andere Richtung.
Instinktiv ging ich zwischen Shauna und Corinna, die sich nun am Boden wälzten,
doch plötzlich stürzte sich Fiona auf mich, die unter den beiden
hervorgekrochen war. Irgendwie gelang es mir jedoch, mich mit einer ruckartigen
Drehung loszureißen, wobei ich ihr eher unbeabsichtigt meinen Ellenbogen ins
Gesicht rammte. Dann war Rosi zur Stelle und endlich auch Paco und gemeinsam gelang
es uns, auch Corinna und Shauna voneinander zu trennen. Shauna war wesentlich
grösser als Corinna, dennoch hatte sie einiges abbekommen. Drei lange blutige
Kratzer zogen sich durch ihr Gesicht und selbst in dem diffusen Licht konnte
man ihre strohigen, orange-roten Haare auf dem Boden liegen sehen. Aber dort
lagen auch genügend platinblonde von Corinna. Fiona hatte eine blutige Nase,
die sie mir zu verdanken hatte, und bestimmt eine dicke Beule von Corinnas
Handtasche. Ich hatte anscheinend nichts abbekommen, bis ich später bemerkte,
dass mein rechter Trizeps schmerzte und ich feststellte, dass sich dort der
Gebissabdruck meiner Angreiferin verewigt hatte.
Paco war außer sich und schrie die
Schwestern an, er habe die Schnauze nun endlich voll von ihnen! Sie sollten ihre
Klamotten packen und abhauen! Lieber würde er das „Mau-Mau“ schließen, als noch
länger ihre Pferdegesichter zu ertragen! Er sei der Chef und er alleine bestimme, wer welche Sonderrechte bekäme und wer nicht. Und solange Corinna
und ich jeden Abend doppelt so viel umsetzten wie sie beide, könnten wir auch
Sonderrechte fordern! Paco wollte sich auf keine weitere Diskussion einlassen,
ging demonstrativ zur Tür, riss sie auf und sagte nur ein Wort: >>Fuera-raus!<<
Doch die Schwestern weigerten sich
plötzlich und wurden ganz kleinlaut. Aus Fionas Nase tropfte weiterhin das Blut
in ihre Hand und von dort auf den Teppich. Rosi sagte dann, dass sich ihre
Handtaschen ja noch hinter der Theke befänden und Paco wies Rosi an, die
Taschen zu holen. Doch auch nachdem Rosi die Taschen der Schottinnen vor diese
auf den Tresen gelegt hatte, weigerten sich die beiden zu gehen. Ich war
ehrlich überrascht und hätte erwartet, dass sie nach dieser Szene die Bar
verlassen würden, immerhin war das „Mau-Mau“ ja auch nicht die einzige Copa-Bar
in Lloret! Corinna, der ihr Kopf sicherlich genauso wehtat, wie den beiden
Schottinnen, die sich aber nichts anmerken ließ, grinste schadenfroh. Dann flüsterte
sie mir zu, dass wir nun ruhig gehen könnten. Sie hob ihre Tasche auf und beim
Verlassen der Bar rief sie den beiden Schottinnen zu: >> Ahora
podrías trabajar de putas!<<
Ich hatte zwar nicht verstanden, was
Corinna da gerufen hatte, aber die Schadenfreude in ihrer Stimme war nicht zu
überhören gewesen. Wir gingen zu Ramon. Auch das meiste von dem was Paco den
beiden Schottinnen da an den Kopf geworfen hatte, hatte ich natürlich nicht
verstanden, aber Corinna war während des Essens gerne bereit, mir alles noch
einmal haarklein zu übersetzen. Als erstes war sie jedoch bei Ramon
Weitere Kostenlose Bücher