Vorsaison
ersten Gäste
die das „Mau-Mau“ betraten, waren in der Regel für Corinna und mich. Nach zwei
bis drei Copas ließ die Spendierfreudigkeit jedoch zumeist nach und Corinna und
ich verabschiedeten uns, bevor die Kerle zu aufdringlich werden konnten. Paco
war zwar sicher nicht sehr erfreut über die Art und Weise, wie wir mit manchen
seiner Gäste umgingen, aber immerhin war das hier ja auch eine Bar und nicht die
Heilsarmee!
Alles in allem war an diesem Abend
auch schon etwas mehr los, als am Abend zuvor. Corinna sagte, dies hinge mit
dem bevorstehenden Wochenende zusammen. Montags und dienstags seien die
schlechtesten Tage. Deshalb schlug Corinna vor, dass wir uns den Montag als gemeinsamen
freien Tag nehmen sollten. Ich war einverstanden, nur hatten wir die Rechnung
wohl ohne den Wirt gemacht! Wir waren nach Feierabend extra noch geblieben,
weil Paco gerne wissen wollte, wie es denn nun mit mir weiterginge. Natürlich
hatte Corinna ihm schon erzählt, ich müsste zuerst noch einmal nach Deutschland
zurück fahren, um gewisse persönliche Dinge zu regeln. Dies hatte Paco noch mit
einem Grummen hingenommen — doch, als wir beide nun verlangten, einen Tag pro
Woche frei zu nehmen und das auch noch gemeinsam, brannte bei ihm eine
Sicherung durch. Paco wurde knallrot und einen schrecklichen Moment lang
befürchtete ich tatsächlich, dass er sich verschluckt hätte und zu ersticken
drohte. Doch dann holte er tief Luft und schnauzte, wenn auch hauptsächlich
Corinna an. Die zuckte jedoch noch nicht einmal mit der Wimper! Wir hatten
unser Geld schon von ihm bekommen und die anderen Mädchen waren auch schon weg.
Demonstrativ drehte ich mich auf dem Absatz um und sagte zu Corinna, dass ich
unter diesen Umständen nicht hier arbeiten würde. Die Zeiten, wo ich mir von
einem Mann etwas vorschreiben ließ oder mich gar anschreien ließ, waren ein für
alle Mal vorbei! Corinna nickte und sagte, wir würden gleich morgen ins „Japón”
oder ins „El Barco“ gehen. Natürlich verstand Paco die Namen der beiden Bars,
obwohl Corinna Deutsch mit mir gesprochen hatte. Er wurde erneut knallrot an
und machte wieder diese ekelige Geräusch, das mich immer mehr an einen Müllschlucker
mit eingebautem Mörser erinnerte, der unaufhörlich lief. Corinna wartete mit
unbeteiligter Miene und ich ebenfalls. Paco schlug derweil die Hände vor dem
Gesicht zusammen, nur um sie sogleich wie zum Gebet zu falten und uns entgegen
zu strecken. Wir blieben jedoch unnachgiebig!
>>Ich habe mir sagen lassen, das
Japόn hat sogar einen aire acondicionado <<, verkündete
Corinna betont lässig und Paco heulte wie ein geprügelter Hund. Ich nickte, ja
eine Klimaanlage, davon konnte das „Mau-Mau“ nur träumen.
>>Und Antonio, der Besitzer vom
El Barco rennt schon seit Mooonaten hinter mir her und fragt, warum ich
nicht für ihn arbeiten will<<, fuhr Corinna unbeirrt fort. Ich musste mir
ein Grinsen nun echt verkneifen. Sie wusste genau, dass Paco genug verstand, um
sich zusammenzureimen, worüber wir sprachen.
>>Japόn, aire
acondicionado, Antonio, El Barco – todo una mierda-alles Scheiße<<, schrie er schließlich und
klopfte dann mit dem Knöchel des rechten Zeigefinders so fest auf den Tresen,
dass mir meine Finger alleine schon vom Zusehen wehtaten.
>> Aquí,
el Mau-Mau es el mejor bar de Lloret!<< rief er inbrünstig. Aber selbst,
wenn er Recht hatte und das „Mau-Mau“ wirklich die beste Bar in Lloret war, wusste
er auch, dass Corinna und ich wenigstens im Moment am längeren Hebel saßen. Jede
andere Bar würde uns sofort mit Kusshand nehmen! Also blieb ihm nichts anderes
übrig, als schließlich nachzugeben, auch wenn er sich dabei aufführte, als
hätten wir ihm das Herz aus der Brust gerissen.
Auf dem Weg nach Hause konnte Corinna
sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten und rief, wir hätten es Paco mal so
richtig gezeigt. So ganz nebenbei erwähnte sie dann auch noch, dass sich seit
einiger Zeit das hartnäckige Gerücht halten würde, ein paar Typen aus Barcelona
wollten in Lloret eine weitere Copa-Bar eröffnen. Diese sollte jedoch noch
größer als das „El Barco“ und noch luxuriöser als das „Japόn“ werden. Vor
allen Dingen sollte diese Bar zentraler gelegen sein, als die drei Bars, die es
bisher gab und die alle ein wenig versteckt in Seitenstraßen lagen. Paco hatte
Angst vor noch mehr Konkurrenz und auch, dass seine Mädchen dann lieber für die
neue Bar arbeiten könnten. Corinna überlegte, wo
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