Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
Vom Netzwerk:
sich wohl ein geeignetes
Gebäude für so eine Bar befinden könnte und ich wusste plötzlich die Antwort.
    >>Hattest du nicht gesagt, dass
diese kleine Discothek am Kanal, das Romance, nun geschlossen ist?<<,
fragte ich.
    >>Ja<<, bekräftigte
Corinna und wie aus einem Munde sagten wir beide dann: >>Und Jaime und
Alejandro sind wahrscheinlich die Betreiber der neuen Bar!<<
    >>Vorausgesetzt jedenfalls,
dass sie eine Genehmigung dafür bekommen<<, fügte Corinna hinzu.
     
    Dann fiel mir wieder ein, dass
Corinna ja auch was mit Paco am Laufen hatte! Also sprach ich sie darauf an.
Doch Corinna winkte bloß ab und meinte: >>A falta de pan, buenas son
las tortas!<<
    Und weil ich nicht verstand,
wiederholte sie auf Deutsch, in der Not frisst der Teufel Fliegen. (Corinna
hatte dieses Sprichwort jedoch nicht wortwörtlich, sondern sinngemäß übersetzt.
Wörtlich übersetzt heißt es so viel wie, wenn kein Brot da ist, ist Torte
auch gut . Obwohl Paco sicherlich nichts mit einem Sahneschnittchen gemein
hatte. Der Vergleich mit einer alten Schreibe Knäckebrot, hätte da doch schon
eher gepasst!) Corinna erzählte, dass Paco in einem kleinen Zimmer über dem
„Mau-Mau“ hauste. Noch nicht einmal eine Dusche habe er dort und wenn er zur
Toilette müsste, dann müsste er runter in die Bar. Zum Duschen ging er zu Ramon,
der über seiner Bodega auch noch ein paar Fremdenzimmer hatte — natürlich mit
Gemeinschaftsdusche auf dem Flur! Corinna sah meinen immer noch fragenden Blick
und zuckte die Schultern.
    >>Mein Gott, jetzt sieh mich nicht
gleich so schockiert an! Es ist Winter und ich bin eben nicht gerne alleine.
Mein Zimmer im Picasso ist auch nicht besser als die Bude von Paco und ehrlich
gesagt, wenn er nicht gerade hinter der Theke vom Mau-Mau steht, ist er
eigentlich gar nicht mal so ein schlechter Kerl.<<
     
    Ich hatte noch jede Menge Fragen,
aber mittlerweile waren wir vor Ernies Appartementhaus angekommen und Corinna
verabschiedete sich. Im Gegensatz zu der Nacht davor war ich diesmal auch nicht
müde, sondern irgendwie aufgekratzt und wäre gerne noch auf einen Sprung ins
„Hollywood“ gegangen. Aber es war mittlerweile schon fast vier Uhr und unter
der Woche schloss das „Hollywood“ nun um diese Zeit. Morgen war jedoch Freitag
und zum Wochenende hin öffnete die Discothek wieder bis 5.00 Uhr. Ich nahm mir
vor, morgen auf alle Fälle nochmal dorthin zu gehen.
     
    Obwohl ich nun nachts arbeitete und
immer erst sehr spät ins Bett kam, konnte ich nicht wie Corinna oder Ernie den
halben Tag verschlafen. Spätestens um 11.00 Uhr war ich schon wieder wach. Am Freitagmorgen,
ich war gerade erst aufgestanden, klingelte es und dem Klingelverhalten nach
musste es Babs sein! Babs hatte sich angewöhnt, immer erst unten an der Haustür
und dann nochmal oben an der Wohnungstür zu klingeln, egal, ob die Tür unten verschlossen
war oder nicht. Im Gegensatz zu mir hatte sie aber auch keinen eigenen
Schlüssel und die Haustür wurde über Nacht immer von den Hauseigentümern abgeschlossen.
Ich öffnete Babs die Wohnungstür und sie fiel gleich mit der Tür ins Haus — im
wahrsten Sinne des Wortes. Sie rief, sie bräuchte unbedingt meine Hilfe und
fragte, ob ich sie ins Krankenhaus begleiten könnte. Zuerst dachte ich
tatsächlich, Babs wäre krank. Doch dann erzählte sie mir von dem neuen Medikament
gegen Pickel, dass ihr Detlef empfohlen hätte und mir dämmerte, was nun als
nächsten kommen würde. Insgeheim verfluchte ich Detlef. Babs erzählte derweil, Detlef
habe ihr geraten, deshalb nach Lloret ins Krankenhaus zu gehen. Dort gäbe es
eine Ambulanz wo man ihr das Mittel gleich mitgeben könnte. Nun wollte sie,
dass ich sie dorthin begleite. Ich redete fast eine Stunde auf Babs ein, doch
sie blieb dabei, dass Detlef sie nicht auf den Arm genommen hätte und AIDS
wirklich ein Akne-Heilmittel sei — das ich ihr, aus welchen Gründen auch immer,
bloß nicht gönnte. Genau, wie ich ihr auch nicht gönnte, dass sie nun ebenfalls
nach Lloret ziehen wollte! Schließlich rannte Babs weinend in ihr Zimmer und
knallte die Tür hinter sich zu. Kurz darauf erschien ein verschlafen
aussehender Ernie und fragte, was denn los sei. Nachdem ich ihm kurz
geschildert hatte, was geschehen war, versprach er, später selbst mal mit Babs
zu reden. Doch dazu kam es nicht mehr. Noch während Ernie und ich in der Küche
saßen und uns bei einer Tasse café unterhielten, verließ Babs die
Wohnung erneut. Wir hörten, wie die Wohnungstür mit

Weitere Kostenlose Bücher