Vorsaison
auf der
Toilette verschwunden und sie brauchte auch ziemlich lange, bis sie wiederkam.
Ich wartete solange mit der Bestellung und sah mir die Serie >Dallas< auf
Spanisch an. Wenn man nur die deutsche Synchronisierung gewöhnt war, dann
klangen J.R. Ewing und Co. auf Spanisch irgendwie sehr lustig. Schließlich kam
Corinna zurück. Sie hatte wohl selbst erst jetzt bemerkt, dass sie zwar keine
Gesichtsverletzungen davongetragen hatte, dafür aber drei tiefe blutige
Streifen auf einem Arm und am Hals hatte. Die Kratzer am Hals hatte sie sich
jedoch gleich überschminkt. Corinna war wütend und zischte, dass die beiden putas ihr das noch büßen würden! Ich versuchte Corinna zu beruhigen und winkte Ramon,
damit er unsere Bestellungen aufnehmen konnte. Unaufgefordert ging er auch zum
Fernseher und schaltete von >Dallas< auf Video und dann lief auch schon
wieder >Thriller< mit Michael Jackson. Doch im Gegensatz zu sonst, wippte
Corinna diesmal nicht im Takt der Musik.
Ich wollte wissen was putas bedeutete und warum Fiona und Shauna sich nach alle dem dann doch geweigert
hatten, das „Mau-Mau“ zu verlassen —immerhin hatte Paco sie rausgeschmissen. Das
hatte selbst ich verstanden! Corinna antwortete, weil eben auch die beiden
Schottinnen genau wüssten, dass das „Mau-Mau“ die beste Bar in Lloret sei. Ich
konnte das kaum glauben — diese Absteige? Corinna lachte und nickte. Dann
erklärte sie mir, dass Antonio mangels Personal zurzeit nur von Freitag bis
Sonntag geöffnet habe und seine eigene Freundin dann vor der Theke als
Barmädchen säße. Zusammen mit einer unglaublich fetten Kubanerin und einer, wie
Corinna sich ausdrückte, ziemlich abgehalfterten und drogensüchtigen Spanierin.
Corinna sagte, eigentlich sei das „El Barco“ keine schlechte Bar. Es sei
wesentlich grösser als das „Mau-Mau“ und habe sogar eine Tanzfläche, aber es
läge zu weit weg vom Schuss und sei gerade für die Touristen nicht einfach zu
finden. Das „Japón” lag gleich um die Ecke vom „Mau-Mau“, war relativ neu und
wohl auch von der Einrichtung her sehr exklusiv. Dort arbeiteten unter anderem zwei
Mädchen aus Polen, die der Besitzer angeblich eigens von dort hatte kommen
lassen. Mit säuerlicher Miene fügte Corinna hinzu, dass mir die beiden schon
noch früh genug begegnen würden und sie die einzigen Frauen seien, die am
helllichten Tage mit Lockenwicklern in den Haaren auf der Straße umherliefen. Jedenfalls
gingen sie in dieser Aufmachung schon mal mit einem der beiden Eduardos zu
Ramon zum Essen. Die beiden Eduardos, das waren Vater und Sohn, die das „Japόn“
gemeinsam betrieben. Außerdem arbeiteten laut Corinna noch eine Spanierin, eine
Französin und neuerdings wohl auch eine Amerikanerin im „Japón”. Corinna
zögerte einen Moment und meinte dann, dass im „Japón” allerdings jedes Mädchen
verpflichtet sei, mit den Gästen auf Wunsch auch ins Séparée zu gehen und das
wollten die Schottinnen genauso wenig, wie Corinna oder ich. Deshalb blieb ihnen
eigentlich nur das „Mau-Mau“.
Corinna sagte, Paco hätte Glück, weil
er Ausländerinnen beschäftige, denn diese wurden von den spanischen Gästen
bevorzugt und gerade im Winter bestand die Kundschaft nun mal hauptsächlich aus
Einheimischen. Dennoch spüre man im „Mau-Mau“ deutlich einen Rückgang, seit im „Japón”
diese putas aus Polen arbeiteten, wie Corinna die beiden Polinnen
verächtlich nannte. Putas waren also Nutten, soviel hatte auch ich jetzt
verstanden. Im „Mau-Mau“ war Rosi die einzige, die mit den Gästen ins Séparée
ging. Corinna sagte, dass Rosi jedoch oft nächtelang im „Mau-Mau“ säße, ohne
auch nur einen Gast zu haben. Kaum jemand spendierte ihr noch Copas an der Bar
und ihr Job war einzig und alleine die Arbeit im Séparée. Rosi tat mir leid,
denn im Gegensatz zu den Schottinnen fand ich sie sehr nett und ich fragte
mich, wie sie so über die Runden kam. Corinna zuckte auf meine diesbezügliche
Frage jedoch nur teilnahmslos die Schultern und bemerkte in abfälliger Weise,
dass Rosi ja offensichtlich aber noch nicht am Hungertuch nage, womit sie auf
Rosis Figur anspielte. Corinna fand, dass Typen, die für Geld Sex wollten,
besser nach Gerona ins „Eros Center“ fahren sollten. Ein wenig small talk für Geld an der Theke einer Bar, wobei ein Gast einem auch schon mal die Hand
aufs Knie oder den Arm um die Taille legte — OK, aber mehr war bei Corinna
nicht drin und bei mir auch nicht. Mir fiel ein
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