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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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gemeint
hatte.
    >>Ja<<, antwortet ich
deshalb, >>sie kommt mich wieder um kurz vor acht abholen.<< Ich
bat Ernie nochmals, nichts davon Babs gegenüber zu erwähnen, und weil ich auch
nicht wollte, dass jemand anderes sich ihr gegenüber verquatschte, fügte ich
hinzu, dass er besser auch nichts zu Maurice sagen sollte. Doch Ernie meinte,
dass Maurice kein dummer Junge sei. Nachdem er mich vorgestern Nacht zusammen
mit Corinna in den Porsche hatte klettern sehen, könnte er sich den Rest auch
ganz gut selbst zusammen reimen — immerhin war es ja kein Geheimnis, wo Corinna
arbeitete. Und wenn ich nun schon anfangen würde, meine Freizeit mit ihr zu
verbringen, dann wäre es nur naheliegend, dass ich auch mit ihr zusammen
arbeiten würde!
     
    Dann fragte Ernie mich, wann ich nun
vorhatte, ganz nach Lloret zu ziehen. Im selben Atemzug fügte er hinzu, dass
ich trotzdem gerne weiterhin bei ihm wohnen könnte. Ich war froh, das
Ernie doch nicht böse auf mich war, weil ich nun in einer Bar arbeitete, und
nahm sein Angebot gerne an — vorerst jedenfalls. Trotzdem wollte ich, dass
zwischen ihm und mir klare Verhältnisse herrschten. Dabei dachte ich an
Samstagnacht und an meinen Eindruck, dass Ernie irgendwie enttäuscht gewesen
war, als er merkte, dass ich die Nacht mit Maurice verbringen würde. Während
ich dabei so an diese Nacht zurückdachte, hatte ich das Gefühl als ob diese
schon etliche Jahre zurückläge — so viel war irgendwie seitdem geschehen! Jedenfalls
erschien mir der Moment nun geeignet, auch dieses Thema anzusprechen. Ernie war
ein netter Kerl, aber definitiv nicht mein Typ! Ich wollte sicher sein, dass er
mir nicht bloß deshalb anbot, bei ihm zu wohnen, weil er sich Hoffnungen
machte, irgendwann könnte doch noch mal etwas zwischen uns laufen. Weil ich
nicht wusste, wie ich es anders hätte formulieren sollen, sagte ich es ihm
gerade heraus.
     
    Falls ich Ernie mit meiner Direktheit
getroffen hatte, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Stattdessen
sagte er, er sei froh, dass wir das Thema einmal ansprechen würden. Er meinte, mir
sei doch bestimmt schon aufgefallen, dass er bi sei. Aber eigentlich stünde er eher
auf Männer und auch wenn er ein hübsches Mädchen nicht von seiner Bettkante
schubsen würde, so sei ihm ein Typ wie Hermann doch wesentlich lieber! Dann
lachte er und weil er mein ungläubiges Gesicht sah, fügte er hinzu: >>Wie
Hermann aber mit ein bisschen mehr Grips.<<
    Er sagte, ihm sei klar, das zwischen
uns nichts laufen würde, aber er fände nun mal, dass Corinna und ich mit
Abstand die beiden bestaussehendsten Mädchen in Lloret wären und wenn er uns
schon nicht in seinem Bett haben könnte, so wäre es doch immerhin total cool,
wenn er vor den anderen Typen damit prahlen könnte, dass wir bei ihm wohnten.
Außerdem wüsste er, dass Barmädchen sehr gut verdienten und somit könnte er
immer sicher sein, dass wir pünktlich unsere Miete bezahlten. Was er von seinen
anderen Mitbewohnern nicht immer hätte behaupten können. Nachdem das geklärt
war, fühlte ich mich erleichtert und Ernie kam nochmal auf die Frage zurück,
wann genau ich denn nun gedachte ganz nach Lloret überzusiedeln. Darüber musste
ich nochmal nachdenken, aber ich wusste, das Paco sicherlich nicht begeistert
sein würde, wenn ich noch mal für mehrere Wochen verschwinden würde. Irgendwie
beschloss ich in dem Moment, dass ich eigentlich nur noch mal nach Deutschland
fahren müsste, um meine restlichen Sachen zu holen.
    >>Wenn alles gut geht, dann bin
ich nächste Woche Samstag wieder hier<<, sagte ich deshalb. Ernie grinste,
so als ob er genau die Antwort erwartet hätte!
     
                Mein zweiter Abend im
„Mau-Mau“ war nicht ganz so ertragreich, aber immerhin brachte ich es auf 10.500
Peseten und Corinna ebenfalls. Da wir als Team arbeiteten, machten wir in der
Regel natürlich auch denselben Profit. Außerdem hätte ich mich auch nie getraut,
einen Spanier alleine anzusprechen —denn dafür war mein Spanisch einfach noch nicht
gut genug. Und spanische Barbesucher, die wie Titus und Adelio sogar Deutsch
sprachen, waren eher die Ausnahme. Diesmal gab es auch keinen Krach darüber,
dass ich keinen Alkohol trank und Paco schenkte in meine Copas brav Orangesaft
ein. Ich bewunderte Corinna, die Alkohol kippte, als handele es sich dabei um
Wasser. Auch die beiden Schottinnen tranken Alkohol, vornehmlich Gin-Tonic,
aber sie bekamen auch wesentlich weniger Copas spendiert und die

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