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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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kleine, bronzene Münze hin und meinte: >>Ein Penny für
deine Gedanken.<<
    Ich wischte meine Gedanken jedoch mit
einer Handbewegung fort. Ich hatte gerademal wieder daran gedacht, was seit
dem Reisegewinn alles geschehen war — und auch daran, wie es wohl weitergehen
würde. Stattdessen fragte ich Adelio, was ihn überhaupt in eine Bar, wie
das „Mau-Mau“ verschlagen habe. Mit seinem Aussehen konnte er doch jede haben!
    >>Nun jede scheinbar nicht —
jedenfalls noch nicht<<, antwortet Adelio und schmunzelte dabei. >>Aber
ich mag auch das Spiel — es erhöht den Reiz!<<
    Um uns herum stand immer noch alles lichterloh
in Flammen. Ich fragte mich, ob Adelio dies ebenfalls merkte. Dann wurde auf
einmal die Musik wieder lauter. Eine größere Gruppe Spanier hatte die Bar
soeben betreten und Titus und Corinna kamen zu uns herüber. Titus hatte keine
Lust mehr und wollte gehen. Adelio hatte mir gerade erst meinen zweiten Piccolo
bestellt und meinte, er käme wieder. Das nächste Mal aber alleine.
     
    Nachdem die beiden weg waren, wollte
Corinna wissen, was da zwischen mir und Adelio lief und ich sagte: >>Ach
nichts.<<
    Doch Corinna schien es besser zu
wissen und warf mir einen kritischen Seitenblick zu.
    >>Lass dich bloß nicht auf ein
Treffen mit ihm außerhalb der Bar ein! Wenn du damit erst mal anfängst, dann
kannst du ihn als Gast gleich abschreiben. Warum soll er hier viel Geld für
etwas bezahlen, wenn er es draußen von dir auch kostenlos haben kann!<<
    Dann hatten wir keine Zeit mehr, uns
noch weiter zu unterhalten, denn ganz plötzlich wurde es richtig voll und
selbst Rosi bekam eine Copa ausgegeben. Später sah ich sie gleich zweimal
hintereinander ins Séparée gehen, während ich damit beschäftigt war, dafür zu
sorgen, dass meine Gäste an der Theke nicht allzu aufdringlich wurden. Aber das
Problem hatten wir nun alle und immer wenn es zu arg wurde, entschuldigte ich
mich und ging erst einmal zur Toilette. Irgendwie war die Toilette jetzt aber dauernd
besetzt, denn irgendeine von uns vier, außer Rosi, brauchte nun immer gerade
eine Verschnaufpause! Ansonsten versuchten Corinna und ich uns nun wieder gegenseitig
zu helfen, so wie es auch die beiden Schottinnen taten. Wenn ein Gast zu aufdringlich
wurde, versuchte Corinna ihn abzulenken, meist in dem sie in die Hände
klatschte und anfing in dem engen Flur zu tanzen — das lenkte erst einmal ab.
Oder sie fragte nach einer Zigarette, wollte mit den Gläsern anstoßen oder wenn
es ganz heftig wurde, dann verschüttete sie auch schon mal ein Glas. Corinna
hatte sich im Laufe der Zeit wirklich viele Tricks angewöhnt, die ihr halfen,
sich die Finger lästiger Gäste wenigstens einigermaßen vom Hals zu halten. Je
aufdringlicher ein Gast war, desto schneller trank sie auch und ich tat es ihr
nach. Irgendwann war das Geld dieser Gäste dann ausgegeben und wir ließen sie
einfach stehen. Wurde dann jemand sauer und beschwerte sich, machte Paco ihn auf
das kleine Schild hinter der Theke aufmerksam. Darauf stand deutlich zu lesen, dass
die Mädchen sich nur verpflichteten, sich mit den Gästen zu unterhalten, solange
diese ihnen Copas spendierten! Wurde jemand wirklich zudringlich, ging Paco
aber auch dazwischen und sagte demjenigen, wenn er mehr wollte, müsste
er ins Séparée gehen und das kostete
5.000 Peseten. Doch wenn derjenige dann begriff, dass nur Rosi dafür zur
Verfügung stand, lehnte er meistens ab. Für Paco muss unsere Weigerung ins Séparée
zu gehen, schrecklich gewesen sein, zumal er dadurch viele Gäste an das „Japón”
verlor. Aber das war uns ehrlich gesagt so ziemlich egal! Trotz allem war das
„Mau-Mau“ nämlich immer noch eine Goldgrube für uns!
     
    Ich war froh, als es endlich 3.00 Uhr
war und hoffte, dass die letzten Gäste nun bald gehen würden. Ich hatte an dem
Abend neben den zwei Piccolos von Adelio noch einmal zwei Piccolos spendiert
bekommen. Aber verteilt auf den ganzen Abend und mit Pacos Hilfe, der meine
Flaschen nun immer wegräumte, auch wenn diese noch nicht ganz leer waren, was
er wirklich sehr raffiniert anstellte, war ich nun auch nicht mehr beschwipst. Oder
zumindest fühlte es sich nicht mehr so an. Ich bekam allerdings Adelio
nicht mehr aus meinem Kopf heraus und jedes Mal, wenn ich an ihn dachte, hatte
ich das Gefühl, als entzünde sich die Luft um mich herum erneut.
     
    Mein Verdienst an diesem Freitagabend
belief sich letztendlich auf 18.500 Pesten. Als wir jedoch endlich aus dem
„Mau-Mau“

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