Vorsaison
sich sogleich.
>>Wie geht es dir?<<,
fragte Adelio auf Spanisch und ohne Rosi überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
>>Gut<<, gab ich
ebenfalls auf Spanisch zurück. Adelio wollte wissen, ob es OK war, wenn er sich
zu mir setzte. Ich nickte. Dabei huschte in unbeabsichtigter Weise ein Lächeln über
mein Gesicht, weil es eigentlich schon so sein sollte, dass die Mädchen zu den
Gästen hinübergingen, eine Unterhaltung anfingen und auch fragten, ob man sich
dazusetzen dürfe — nicht umgekehrt. Adelio hatte mein Lächeln gesehen und fragte
nach dem Grund. Also erklärte ich ihm meine Gedanken und die Arbeitsstrategie
einer Copa-Bar. Allerdings auf Deutsch, weil dies doch bedeutend einfacher für
mich war. Adelio hatte sich neben mich gesetzt und sah mich an. Während er mich
studierte, studierte ich ihn, während Paco einen Piccolo für mich auf den
Tresen stellte. Adelio sah wirklich unglaublich gut aus, außerdem hatte er so
eine gewisse Art, die sehr anziehend wirkte. Ein Mann wie er konnte doch jede
Menge Frauen haben und hatte es sicherlich nicht nötig, dafür in Bars zu gehen.
>>Der Mann vorhin, war das dein
Freund?<<, fragte Adelio. Ich wusste, dass er damit auf Maurice anspielte
und schüttelte den Kopf.
>>Nein<<, sagte ich dann.
>>Er ist nicht mein Freund, aber ich glaube er ist ein Freund — vielleicht wird er irgendwann sogar mal so etwas wie ein guter Freund.<<
>>Ein guter Freund mit dem du
ins Bett gehst?<<
>>Ein guter Freund, mit dem ich
vielleicht manchmal auch ins Bett gehe — ja.<<
>>Würdest du das auch mit mir
tun?<<
>>Du bist kein guter
Freund.<<
Adelio lachte.
>>Aber ich könnte einer
werden<<.
Ich nickte.
>>Ja, das könntest du — wenn
wir uns nicht ausgerechnet hier kennengelernt hätten.<<
>>Darauf trinken wir<<,
meinte Adelio und hob sein Longdrink-Glas mit Ballantine’s.
In der Ecke dort bei der Toilette
saßen wir ziemlich verdeckt vor den Blicken der anderen und um uns herum
brannte die Luft. Paco hatte die Musik auch wieder etwas leiser gedreht und so
wurde eine Unterhaltung auch wieder möglich ohne sich dafür anzuschreien. Während
Adelio und ich anstießen, kam Corinna zu uns herüber, tat überrascht, uns dort
sitzen zu sehen und sagte, wir sollten uns doch zu ihr und Titus setzen. Adelio
lehnte höflich aber bestimmt ab. Corinna zuckte die Schultern und verschwand
auf der Toilette.
>>Das heißt, wenn wir uns nicht
ausgerechnet in einer Bar kennengelernt hätten, dann hätten wir auch Freunde
werden können?<<, nahm Adelio unser Gespräch wieder auf.
Ich nickte wieder.
>>Und dann würdest du auch mit
mir schlafen?<<
Ich nickte erneut.
>>Schon möglich<<, sagte
ich dann.
Adelio tat überrascht.
>>Das heißt, das einzige, dass zwischen
einer Affäre, zwischen dir und mir steht, ist das hier?<<
Adelio machte eine Handbewegung ohne
den Blick jedoch von mir abzuwenden und ich nickte wieder. Adelio überlegte
einen Moment.
>>OK<<, sagte er dann.
>>Lass uns nochmal anfangen. Wie wär’s, wenn ich dich nächste Woche zum
Essen einlade?<<
Das brachte mich zum Lachen, doch ich
schüttelte den Kopf. Geschäft war Geschäft und Vergnügen war Vergnügen. Adelio
war mein Gast im „Mau-Mau“ und damit konnte unsere Beziehung auch immer nur rein
geschäftlicher Natur sein und sich auch nur auf meine Arbeit und das „Mau-Mau“
beschränken. Egal, wie sehr die Luft um uns herum dabei auch Feuer fing! Das
war eine Grenze, die ich auf keinen Fall vorhatte zu überschreiten. Ich
versuchte Adelio dies zu erklären.
>>Es hat was mit deiner Weigerung
zu tun, für Sex bezahlt zu werden?<<
Ich nickte.
>>Nun, ich hatte nicht vor,
dich dafür zu bezahlen!<<
Ich lachte.
>>Trotzdem, Adelio — es geht
einfach nicht.<<
>>Sag‘ bitte: Trotzdem, Adelio,
es geht einfach noch nicht!<<
Ich schüttelte demonstrativ den Kopf,
musste gleichzeitig aber wieder lachen. Adelio schaute derweilen in die Zukunft
und prophezeite, dass ich nicht lange im „Mau-Mau“ arbeiten würde und er
versprach mir, dass wir die besten Freunde seien, noch bevor der Sommer
zu Ende ginge. Dann wechselte er das Thema und fragte, wie ich ausgerechnet in
Lloret gelandet war. Ich erzählte ihm von der Reise, die ich gewonnen hatte. Adelio
sagte dazu, dass er nicht an Zufälle glaube und deshalb müsste es Schicksal
sein, dass ich hier gelandet wäre. Er meinte, er sei neugierig, was das Schicksal
als nächstes mit mir vorhabe und welche Rolle er dabei spielen würde. Plötzlich
hielt er mir eine
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