Vorsaison
verliebt in Hermann und es würde mir eh nicht gelingen, ihn ihr auszureden.
Alles, was ich bei dem Versuch erreichen würde, wäre, dass sie sich von mir
abwenden würde. Babs müsste wohl selbst herausfinden, was Hermann für ein Typ sei.
Ich verstand Maurice nicht! Wie konnte jemand wie Maurice bloß mit jemandem wie
Hermann befreundet sein? Maurice erwiderte darauf, dass Hermann sicherlich
nicht sein Freund sei, aber er sei ein Kumpel und auch Hermann wollte bloß
überleben. Als Maurice dies sagte, dachte ich wirklich, ich hätte mich verhört
— jetzt nahm er dieses Schwein auch noch in Schutz! Doch Maurice ließ sich von
mir nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen sagte er, dass ich ja auch nur die
halbe Geschichte kennen würde. Dann erzählte er mir, wie Babs, an dem Abend,
als Corinna und ich mit den beiden Clubbesitzern aus Barcelona das „Moby’s“
verlassen hatten, von Eduardo Junior angesprochen worden war. Eduardo Junior war
der Sohn des Besitzers vom „Japón”. Er hatte Babs im „Moby’s“ auf der
Tanzfläche gesehen, sie angesprochen und mit Komplimenten überschüttet. Dann
hatte er ihr wohl einen Job angeboten und Babs hatte zugesagt. Hermann sei in
die Sache nur insoweit involviert gewesen, als er für Eduardo den Dolmetscher
gespielt habe. Völlig ungläubig sah ich Maurice an und sagte dann, dass Babs
aber bestimmt nicht wüsste, was für eine Bar das „Japón” sei und was dort von
ihr erwartet würde. Doch auch diesmal belehrte mich Maurice eines besseren und
erklärte, Eduardo habe ihr das Prinzip der Copa-Bars genau erklärt und Babs
habe Mittwochnacht dort sogar schon zur Probe gearbeitet. Mittwoch war auch
mein erster Abend im „Mau-Mau“ gewesen! Ich wollte das alles nicht glauben und war
stinksauer.
>>Und warum weiß ich nichts
davon?<<, fuhr ich Maurice an.
>>Weil ich Babs eigentlich versprochen habe, dir nichts davon zu erzählen. Ernie und Detlef wissen übriges
auch nichts davon.<<
>>Und was hat dich dazu
veranlasst, dein Versprechen zu brechen?<<
>>Ich halte Babs für sehr naiv
und kenne Hermann gut genug, um zu wissen, dass er sie nur ausnützen wird — bis
ihm ein Mädchen begegnet, dass Babs ersetzen kann!<<
Maurice‘ Gelassenheit machte mich fast
rasend, aber ich beherrschte mich, so gut es ging.
>>Hältst du mich ebenfalls für
so naiv, dass du dich veranlasst gesehen hast, auch das Versprechen, das du mir
gegeben hast, zu brechen? Und hast du Babs auch erzählt, dass ich im Mau-Mau
arbeite und ebenfalls vorhabe, schon nächste Woche wiederzukommen?<<,
sagte ich dann.
Maurice schüttelte den Kopf.
>>Nein, natürlich nicht. Du
bist nicht Babs und auch wenn ich es nicht gut finde, was du machst, so habe
ich schon begriffen, dass es mich nichts angeht — oder du zumindest nicht
willst, dass es mich etwas angeht.<<
Maurice blieb zwar sehr sachlich,
dennoch merkte ich nun, wie er geistig auf Distanz zu mir ging. Als er den
Abend erwähnte, an dem Corinna und ich mit den Clubbesitzern aus Barcelona
weggefahren waren, hatte er sich dabei nicht anmerken lassen, ob ihm dies etwas
ausgemacht hatte oder nicht. Maurice besaß seine eigene Coolness und alles was
er tat, vom Sex bis hin zur Diskussion, lief extrem kontrolliert ab. Ich fragte
mich, ob man mit ihm überhaupt temperamentvoll streiten — oder schlafen konnte.
Ich wollte jetzt jedoch auch nicht
über mich oder über mich und Maurice reden. Die Zeit drängte und deshalb sagte
ich nur, dass er die Arbeit im „Mau-Mau“ nicht mit der im „Japón” vergleichen
könnte. Im „Japón” wären alle Mädchen ausnahmslos dazu verpflichtet, mit den Gästen
ins Séparée zu gehen, wohingegen
im „Mau-Mau“ nur ein einziges Mädchen überhaupt dazu bereit war! Maurice
nickte, so als ob ich ihm da nichts Neues erzählte. Dann fragte auch er mich,
wie lange ich dächte, dass ich am Séparée vorbeikäme?
Irgendwann wären es die Gäste leid, mir nur Copas an der Bar zu spendieren. Ich
antwortete, dass ich nur vorhätte so lange dort zu arbeiten, bis ich genug
Spanisch könnte, um einen Job als Reiseleiterin zu bekommen. Aber deshalb hatte
ich das Thema auch nicht angeschnitten, sondern, weil ich überzeugt davon war,
dass Babs nichts von den Séparées im „Japón” wusste.
Doch wieder belehrte mich Maurice eines besseren und wieder wollte ich ihm zuerst
nicht glauben.
>>Du hast mir doch gesagt, dass
Babs noch in der Lehre ist. Ich habe ja keine Ahnung, aber ich glaube nicht,
dass sie da so viel
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