Vorsaison

meinte Detlef
daraufhin zu mir, >>Oliver ist gegen gutaussehende Frauen immun, der
steht nur auf Intelligenzbestien. Er hat nämlich am M.I.T. studiert, musst du
wissen.<<
    Mir war es ehrlich gesagt so ziemlich
egal, auf was oder wen dieser Oliver stand. Was mich jedoch interessierte, war,
was Detlef da über Hermann gesagt hatte. Während er sich aus seiner Flasche
einen Whiskey einschenkte, fragte ich ihn, was denn passiert sei.
    >>Nichts weiter<<,
antwortete Detlef lapidar und zeigte auf seine Whiskeyflasche. Ich lehnte
dankend ab.
    >>Ich brauchte nur ganz einfach
Hermanns Zimmer<<, fuhr Detlef fort. >>Es geht ja schließlich
nicht, dass Oliver die ganze Zeit über auf dem Sofa pennt!<<
    Ich wusste mittlerweile, dass das chalet neben zwei Bädern auch über vier Schlafzimmer verfügte, wovon eines jedoch die
ganze Zeit über leer gestanden hatte.
    >>Ja, ja<<, machte
Detlef, als ich dies erwähnte und sagte dann, dass ein Zimmer nun aber für
Graham reserviert sei, falls es mal abends später würde. Dann fiel ihm ein,
dass ich wahrscheinlich ja noch gar nicht wusste, dass Graham nun für ihn
kochte. Ich unterbrach ihn und erklärte, Ernie hätte mich schon auf den
neuesten Stand der Dinge gebracht.
    >>Hat er dir auch erzählt, dass
ich endlich eine Freundin habe?<<
    Ich war überrascht und schüttelte den
Kopf. Dann hörte ich eine andere, vertraute Stimme hinter mir, die sagte:
>>Sie heißt Olga, hat fürchterliche Glubschaugen, Flöhe und die schlechte
Angewohnheit, dass sie jedem der freundlich zu ihr ist, gleich über die Schuhe
pinkelt.<<
    Maurice stand hinter mir.
    >>Hast du an meine Hosenträger
gedacht?<<, fragte er.
    >>Ja, hab‘ ich tatsächlich<<,
antwortete ich.
     
    Detlef war in Feierlaune, weil er nun
doch keinen Herzinfarkt bekommen würde, weil er sich gerade noch rechtzeitig
von Hermann entledigt habe! Er schlug vor, ins „Japón” zu wechseln.
    >>Ein Hoch auf die polnischen
Schwestern!<<, rief er, denen er es zu verdanken habe, dass er nun nicht mehr
ständig bis nach Gerona ins „Eros Center“ fahren müsse. Er sagte, dass er Ernie
und Oliver einladen würde mitzukommen, denn sie beide seien so hässlich, dass
er Mitleid mit ihnen habe. Maurice gegenüber machte er bloß eine abfällige
Handbewegung und rief dann, dies gelte nicht für ihn. Maurice sei der einzige
in dieser Runde, der für Sex eh nur mit den Fingern schnippen müsse!
    Maurice überhörte Detlefs Kommentar
und dieser setzte deshalb gleich noch eins oben drauf und rief: >>Mehr
noch, Maurice und Sabrina bekommen sogar noch Geld dafür!<<
    Maurice ignorierte Detlef erneut und
ich ebenfalls. In Bezug auf mich, war seine Bemerkung auch ganz klar eine
Anspielung auf meinen Job im „Mau-Mau“ — aber bei Maurice?
     
    Nachdem die anderen sich dann verabschiedet
hatten, erzählte Maurice mir, Detlef und Hermann hätten abends noch eine
ziemliche Auseinandersetzung gehabt, nachdem Graham bereits weggewesen wäre.  Maurice
fragte, ob ich Lust hätte mit ihm ins „El Reno“ zu fahren und erklärte, er habe
Hunger. Bei Detlef habe es Schweinshaxen gegeben und auch wenn er nicht wie ein
Moslem lebe — Schweinefleisch äße er trotzdem nicht!
     
    Im „El Reno“ war morgens um 2.00 Uhr
wirklich noch nicht viel los. Die Gäste kamen in der Regel erst später oder
früher — wie man’s nimmt. Jedenfalls nicht bevor nicht auch die letzte Discothek
geschlossen hatte. Maurice bestellte für sich Spaghetti Carbonara, die im „El
Reno“ mit einem rohen Eigelb serviert wurden. Dabei wurde das Eigelb in der
Hälfte seiner Schale auf den Spaghetti stehend serviert. Für mich bestellte
Maurice einen mel i mató und einen café solo. Während er aß, erzählte
er mir, wie Hermann die ganze Woche über damit geprahlt habe, dass er Detlef
bald nicht mehr nötig hätte, denn wenn Babs samstags zurückkäme, würde sie im „Japón”
mehr verdienen, als Detlef und alle anderen zusammen! Maurice sagte dann, dass
Detlef in weiser Voraussicht aber schon vor ein paar Wochen in einigen
österreichischen und deutschen Zeitungen Kleinanzeigen aufgegeben hätte. Er brauchte
dringend neue Mitarbeiter und wollte sich auch nicht darauf verlassen, dass die
Touristenflut der nahenden  Saison wieder genug neues Personal anspülen würde. Auf
eine von Detlefs Anzeigen hatte sich dann Oliver gemeldet, der nach seinem
Elektronikstudium erst einmal ein Jahr lang eine Auszeit nehmen wollte. Oliver
war aber erst am Donnerstag eingetroffen und es war wohl auch