Vorsaison
mir, wie Peter am Sonntagabend
hier an der Theke gesessen hatte. Es war schon spät gewesen und er war so
ziemlich der letzte Gast gewesen. Dann hatte er Margaritha gefragt, wo er
übernachten könnte und weil die ihn nicht verstand, hatte sie Ernie gerufen. Anscheinend
hatte Peter schon ein paar Bier zu viel gehabt und erzählte Ernie, dass er den
ganzen Weg von Hamburg bis Lloret nonstop gefahren sei. Kurz vor Lloret hatte
er dann eine Reifenpanne und so war er hier hängengeblieben. Eigentlich hatte
er am nächsten Tag weiter Richtung Süden gewollt, aber nachdem er erst einmal
bei Ernie seinen Rausch ausgeschlafen hatte, beschloss er, noch ein paar Tage
zu bleiben.
>>Du weißt schon, dass er
ziemlich viel trinkt<<, sagte ich und Ernie nickte.
>>Weißt du auch, warum er den ganzen
Weg bis hierher nonstop gefahren ist?<<
Ernie nickte erneut.
>>Und du weißt auch, ob der
Wagen wirklich seiner ist und er ihn nicht irgendwo geklaut hat und auf der
Flucht ist? Denn irgendwie passen der teure Wagen und sein verlottertes
Aussehen überhaupt nicht zueinander!<<
Nicken.
>>Aber du möchtest mir nicht
sagen, was Peter hier macht!<<
Erneutes Nicken.
>>Und du willst mir auch nicht
sagen, wohin er eigentlich wollte oder wohin ihr beide nun nächste Woche fahren
wollt.<<
Wieder Nicken.
>>Ich geb‘s auf!<<,
seufzte ich.
>>Das musst du nicht<<,
sagte Ernie. >>Ich bin nur die falsche Person, der du deine Fragen
stellst. Ich bin sicher, wenn du Peter fragst, wird er dir genauso antworten,
wie er mir geantwortet hat. Er ist wirklich OK.<<
Er ist wirklich OK. Ich konnte diese Leier schon
nicht mehr hören. Es schien, als hätten sich alle in diesem Punkt abgesprochen!
Ernie winkte gerade einem blonden
Mann, der hereingekommen war und sich suchend umsah. Der Mann kam daraufhin zu
uns herüber und Ernie stellte ihn mir als Oliver und neuen Mitarbeiter von
Detlef vor. Oliver gab mir mit sichtlichem Desinteresse kurz die Hand und sagte hallo , während sein Blick weiterhin das „Hollywood“ scannte. Dann wandte
er sich Ernie zu und erklärte, dass Detlef noch nach einem Parkplatz suche. Er wollte
wissen, ob hier immer so viel los sei. Ernie zuckte die Schulter. Viel los
ist wohl relativ, dachte ich so bei mir und ein Blick auf Olivers alte
Jeans und die abgewetzten Turnschuhe sagte mir, dass er auch kein echter Discothekengänger zu sein schien. Oliver setzte sich dann auf die andere Seite neben Ernie und
verwickelte ihn in ein Gespräch. Margaritha hatte zu tun und so ging ich
tanzen. Alleine tanzen war in Lloret ganz nochmal, auch wenn ich es damals von
zu Hause noch nicht kannte.
Auf meinem Weg zurück zur Theke wurde
ich plötzlich am Arm gepackt und Alonso führte mich in eine Sitznische gleich
links in der Ecke, wo man durch den dicken, roten Vorhang in die Discothek kam.
Er fragte, wann wir unser Treffen wiederholen könnten und er sich kaum
auf seine Arbeit konzentrieren könne, wenn er wüsste, dass ich hier war. Er lachte
verschmitzt und wollte wissen, ob ich ihn verhext hätte. Doch ich war mir
keiner Schuld bewusst und schüttelte den Kopf. Alonso stand dabei wieder so
dicht vor mir, dass ich erneut die Hitze spürte, die von ihm ausging.
Gleichzeitig fing der Vorhang neben uns Feuer.
>>Wann?<<, fragte er.
>>Montag.<<
Alonso drückte meinen Arm und
verschwand durch den brennenden Vorhang wieder nach oben.
Kurz darauf kam Detlef und beschwerte
sich, er habe doch oben vor der verschlossenen Tür warten müssen, zusammen mit
mindestens 20 anderen Personen, weil Alonso einfach nicht da gewesen wäre! Er
begrüßte mich mit seiner ihm eigenen Theatralik und sah sich dann gespielt
ängstlich-suchend um. Als ich ihm daraufhin sagte, dass ich alleine
zurückgekommen sei, zuckte er jedoch nur die Schultern und meinte, bis heute Nachmittag
hätte es ihn wohl noch gejuckt, wenn Boobs wieder aufgetaucht wäre. Aber nun da
er Hermann rausgeschmissen habe, sei es ihm ehrlich gesagt egal! Dann drehte er
sich zu Oliver um und fragte, ob wir uns schon kennengelernt hätten. Oliver saß
immer noch auf seinem Barhocker und zuckte äußerst unrhythmisch zur Musik. Wenn
jemand jemals ein visuelles Lexikon erfinden würde, dann könnte er ein Foto von
Oliver, als Erklärung des Begriffes und der Bedeutung von >uncool< dazu abbilden, dachte ich so bei mir. Oliver schenkte mir auch jetzt wieder keine Beachtung,
hob nur die Hand und sagte etwas lahm zu Detlef: >>Ja, ja, die hat Ernie
mir schon vorgestellt.<<
>>Tja<<,
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