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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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er — den hätten einige von
Detlefs Untermietern heute beim Anblick der Schweinshaxen auch gemacht! Dann blinzelte
er mir zu und sagte mit gesenkter Stimme: >> Keine Panik, Peter ist echt
OK!<<
     
    Kurz darauf klingelte es erneut.
Diesmal unten an der Haustür. Graham fragte, ob ich noch jemanden erwarten
würde, doch ich schüttelte den Kopf. Daraufhin öffnete er das Wohnzimmerfenster,
lehnte sich hinaus und warf einen Blick auf die Treppe vor dem Haus.
    >>Es ist Hermann<<, sagte
er und sah mich abwartend an. Es klingelte erneut und ich seufzte. Mit meinen
Schlüsseln in der Hand ging ich nach unten und schloss auf. Ich ließ Hermann
jedoch nicht ins Haus. Stattdessen baffte ich ihn an, dass Babs nicht hätte
mitkommen können.
    >>Was soll das denn
heißen<<, rief Hermann irritiert.
    >>Das was ich sage; sie konnte
nicht mitkommen!<<
    Hermann machte daraufhin in der Tat
ein sehr erschrockenes Gesicht, das auch nicht gespielt wirkte.
    >>W-wieso nicht<<,
stotterte er dann. >>Ist sie etwa krank geworden?<<
    Ich nickte.
    >>Und warum hat sie mir dann
nicht, wie versprochen, das Geld geschickt, damit ich eine Wohnung mieten kann?<<,
fragte er. Jetzt jedoch mit deutlich spürbarem Ärger in der Stimme.
    >>Vielleicht weil sie krank ist
und nicht zur Bank konnte?<<, antwortete ich. Hermann war nur auf seinen
eigenen Vorteil bedacht und ich fand ihn einfach verabscheuungswürdig! Mir war jedoch
sehr daran gelegen, dass er dies auch begriff.
    >>Aber sie kommt doch noch?<<,
fragte Hermann dann wieder besorgt. Ich betrachtete ihn einen Augenblick und
plötzlich verstand ich, warum so viele Mädchen und Frauen auf ihn hereinfallen
konnten. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich in dieser einen Sekunde wirklich
glauben können, dass seine Besorgnis in der Tat Babs galt und nicht sich selbst!
    >>Ich hab‘ keine
Ahnung<<, sagte ich und wollte die Tür schließen, doch Hermann hatte den
Fuß dazwischen. Die Tür war allerdings aus massivem Holz gefertigt und Hermann trug
lediglich weiche Wildlederstiefel mit dünner Sohle im Mokassin-Look.
    >>Wenn du dir nicht ein paar
Zehen brechen willst, würde ich das Risiko nicht eingehen<<, knurrte ich
deshalb und Hermann nahm seinen Fuß flugs aus der Tür. Dann entsann ich mich
jedoch, dass ich kein Recht hatte, etwas für Babs zu entscheiden. Ich wusste das
Babs in Deutschland todunglücklich war und dass sie bestimmt nicht aus freien
Stücken nicht mit zurückgekommen war! Hermann mochte ja ein Schwein
sein, aber es war Babs‘ Entscheidung, an wen sie ihr Herz verschenkte. Deshalb
sagte ich in gemäßigtem Ton, dass ich selbst keine Ahnung hätte. Babs hätte
sich offenbar gleich nach ihrer Rückkehr auf der Arbeit krankgemeldet und es
sei mir auch nicht möglich gewesen, sie während der ganzen letzten Woche zu sprechen.
Ich wüsste aber, dass sie ab Montag wohl wieder arbeiten ging und am Montagabend
würde ich deshalb mit einer Bekannten telefonieren, in der Hoffnung dann mehr
zu erfahren. Damit schloss ich die Tür und hörte noch wie Hermann rief, dass er
dann eben am Dienstag nochmal vorbeikäme. In meinen Ohren klang das wie eine
Drohung!
     
    Als ich mich schließlich auf den Weg
ins „Hollywood“ machte, saßen Peter und Graham immer noch über ihrer Partie
Schach und Peter sagte, dass er eigentlich auch viel zu alt für Disco sei. Ich
wollte ihm da nicht widersprechen und zog los. Vor dem „Hollywood“ wartete eine
kleine Menschenschlange. Doch als Alonso mich sah, schob er einige der
Wartenden zur Seite, bedeutete mir, näher zu kommen, griff meinen Arm und zog mich
hinein. Es brauchte keine Worte; es war die Art, wie er mich zuerst zu sich hin
— und dann erst durch den Eingang zog. So nah, dass ich seine Körperwärme
spürte und seinen Geruch wahrnahm. Auch sein Geruch erinnerte mich an Adelio. In
meiner Wahrnehmung fing gerade der rote Teppichboden Feuer. Alonso ließ mich
los und ich ging hinunter. Nachdem ich meine Begrüßungsrunde gemacht hatte,
setzte ich mich mit meinem Getränkegutschein von Juanito zu Ernie an die barra
uno . Ernie schüttelte den Kopf und wollte wissen, wie ich das machte.
Immerhin arbeitete er hier, aber er hatte noch nie einen Getränkegutschein von
Juanito bekommen. Dann fragte er, ob Peter und Graham sich wieder ins
Schachbrett verbissen hätten und ich nickte. Ernie meinte, die beiden sich
gleich von Anfang an gut verstanden.
     
    Natürlich wollte ich wissen, wie
Ernie Peter überhaupt kennengelernt hatte und Ernie erzählte

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