Vorsaison
und Maurice nickte.
>>Sie sagt, es ist ihr
egal.<<
Ich dachte wieder an das, was Detlef
über Maurice gesagt hatte.
>>Und du schläfst mit
ihr?<<, fragte ich dann.
Maurice sah mich eindringlich an und
meinte: >>Ich weiß nicht, ob dich das etwas angeht!<<
In knapp drei Monaten würde Maurice
wieder nach Calella ziehen und er hatte sich bis dahin von Lourdes Bedenkzeit
ausgebeten.
>>Gibt es keine
Alternative?<< fragte ich schließlich.
>>Alternative wozu?<<
>>Zu dieser Lourdes natürlich.
Ich meine, du siehst nicht schlecht aus, scheinst auch nicht dumm zu sein und
offenbar bist du auch ein ganz netter Kerl — es muss dir doch möglich sein,
eine Frau zu finden, die dir gefällt und die du heiraten kannst!<<
Maurice lächelte verschmitzt.
>>Anscheinend nicht<<,
sagte er dann. >>Du musst wissen, dass ich sehr wählerisch bin. Nur
leider wollen die Frauen, die mir gefallen, immer nur mit mir ins Bett!<<
>>So, wie ich<<, sagte
ich darauf.
Maurice nahm das als Aufforderung und
winkte nach der Rechnung.
Statt zum chalet fuhren wir allerdings
nach Sta. Cristina, einer Urbanisation am Meer, unweit vom „El Reno“, wo ein
kleines Hotel stand. Maurice sah mein überraschtes Gesicht und sagte, er könnte
einfach nicht mit mir in seinem kleinen Zimmer im chalet schlafen. Maurice
wies mit dem Kopf in Richtung eines kleinen Gebäudes, das etwas abseits von dem
Hotel stand, und sagte, dass er dort mal eine Zeitlang gewohnt habe. Für ihn
sei Ruhe enorm wichtig und ein piso mitten in der Stadt käme für ihn
deshalb auch nie in Frage. Maurice verschwand kurz im Hotel und kam gleich
darauf mit einem Schlüssel wieder.
>>Ich bekomme hier immer noch
ein Zimmer zu Sonderkonditionen, musst du wissen, und wenn ich dann schon mal
ein Mädchen abschleppe, dann bringe ich sie meistens hierher<<, sagte er.
***
Zeit ist relativ und in einer Woche
kann viel geschehen. Nicht nur Ernie schien verändert, sondern auch Maurice.
Hätte ich noch vor einer Woche gesagt, dass Maurice eher der einfühlsame
Liebhaber war, der mit Leidenschaft und heißer Begierde nicht umzugehen wusste
— ich dachte dabei an unsere letzte Nacht unter der Dusche — so musste ich
diese Meinung nun ein wenig revidieren. Dennoch hatte ich schon das Gefühl, als
ob er dafür irgendwie eine sich selbst auferlegte Grenze überwinden musste. Diesmal
nahm er sich jedoch, was er bekommen konnte und das gleich mehrmals.
Als ich gegen 10.00 Uhr wach wurde,
schlüpfte ich unter die Dusche und als ich zurück ins Zimmer kam, war auch
Maurice wach.
>>Ich habe diesmal leider kein
Ersatz-T-Shirt für dich<<, sagte er dann. Ich antwortete, das sei auch
nicht nötig, öffnete meine neue Tasche und zog ein frisches Oberteil daraus
hervor.
>>Wie ich sehe, hast du dich
sehr schnell akklimatisiert — nicht nur was deinen Kleidungsstil angeht — und
dich den örtlichen Gepflogenheiten schon bestens angepasst<<, erwiderte
Maurice daraufhin ein wenig resigniert. Er bestand darauf, dass ich noch mit
zum chalet kam, um Olga kennenzulernen — außerdem mache Graham das beste
Frühstück, das man sich vorstellen könnte.
Als wir dann im chalet eintrafen, saßen tatsächlich gerade alle um den großen, runden Esstisch herum. Graham
servierte Würstchen, weiße Bohnen, Rühreier mit Speck und frittierte grüne
Tomaten. Alle, das waren Detlef, Oliver, Ernie und Graham. Ich lehnte das
Frühstück jedoch ab, denn ich hätte unmöglich gleich nach dem Aufstehen so
fette Sachen essen können. Stattdessen bat ich Graham, mir nur eine Tasse Kaffee
aus der Küche mitzubringen. Alle waren extrem gut gelaunt. Wir setzten uns mit
an den Esstisch. Maurice bückte sich und zeigte dann unter den Tisch. Dort saß
eine winzige Pekinesen-Dame und schaute mit riesigen Glubschaugen zu Detlef
hinauf. Detlef warf ihr daraufhin ein Stück Würstchen zu und rief, noch nie
habe ihn eine Frau so verliebt und mit so viel Verlangen angeschaut. Olga war
wirklich süß und Maurice erzählte, er habe sie ein paar Tage lang hier in der
Urbanisation herumstreunen gesehen. Dann hatte es vor ein paar Tagen angefangen
zu regnen und weil sie ihm leidgetan hatte, hatte er sie mit einem Stückchen
Wurst angelockt, eingefangen und dann mit zum chalet genommen. Detlef fiel
ihm ins Wort und rief, dass Olga aber trotzdem sein Hund wäre. Immerhin sei sie
gleich am ersten Abend zu ihm aufs Bett gesprungen. Maurice sagte, das läge nur
daran, dass er Olga mit Wurst ins Bett gelockt hätte.
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