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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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jedenfalls weder entwendet noch auf irgendeine Weise beschädigt. Sollte das jemand getan haben, dann sei es seiner Ansicht nach Miss Robarts selbst gewesen.
    »Und sie hat es dann durchs Fenster in ihr eigenes Haus geschleudert?« hakte Sergeant Oliphant nach.
    »Meinen Sie, wenn sie so was getan hätte, dann hätte sie es zerschnitten und durch Blaneys Fenster geworfen? Klingt einleuchtend. Aber wer immer es beschädigt haben mag, Blaney war es nicht.«
    »Wieso sind Sie da so sicher?« fragte Sergeant Oliphant.
    »Weil ein schöpferischer Mensch, mag es nun ein Maler oder ein Wissenschaftler sein, nie seine beste Arbeit vernichten würde.«
    »Kommen wir zu Miss Mairs Dinnerparty«, sagte Sergeant Oliphant. »Sie haben den Gästen geschildert, was der Whistler seinen Opfern zufügte. Darunter befanden sich Informationen, die Sie, darum haben wir Sie gebeten, nicht ausplaudern sollten.«
    »Man kann doch nicht ohne jede Erklärung mit einer Verspätung von zwei Stunden auf einer Dinnerparty erscheinen«, erwiderte Lessingham ungerührt. »Meine Entschuldigung war immerhin ungewöhnlich. Ich habe mir gedacht, daß man die Leute an dem gräßlichen Vorfall teilhaben lassen sollte. Davon abgesehen hätte ich, wenn es mir gelungen wäre, das zu verschweigen, mich besser unter Kontrolle haben müssen, als es der Fall war. Mord und verstümmelte Leichen gehören zu Ihrem Metier. Leute, die minder aufregende Berufe haben, verstört so etwas zumeist. Ich wußte, ich konnte damit rechnen, daß die Anwesenden es nicht der Presse mitteilen würden. Und das haben sie, soviel ich weiß, auch nicht getan. Außerdem – warum wollen Sie von mir erfahren, was an jenem Donnerstag so alles geschah? Adam Dalgliesh war gleichfalls zugegen. In ihm haben Sie doch einen gewitzten und auch – von Ihrem Standpunkt aus gesehen – verläßlichen Zeugen. Einen Spitzel möchte ich ihn nicht nennen. Das wäre unfair.«
    An dieser Stelle mischte sich Rikkards in die Befragung ein.
    »Obendrein wäre es unrichtig und beleidigend«, sagte er.
    Lessingham wandte sich ihm zu. »Da treffen Sie den Nagel auf den Kopf«, erwiderte er gelassen. »Deswegen habe ich den Ausdruck auch nicht gebraucht. Und wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben … Ich muß mich wieder um die Arbeit im AKW kümmern.«

30
    Es war schon Nachmittag, als Rikkards und Oliphant mit den Vernehmungen im Kraftwerk fertig waren und zu Martyr’s Cottage aufbrechen konnten. Sie überließen es Gary Price, sich um die Fragebogen zu kümmern, und versprachen, ihn nach Alice Mairs Vernehmung abzuholen; Rikkards meinte, diese würde ein besseres Ergebnis zeitigen, wenn sie von zwei statt nur von einem Beamten durchgeführt wurde. Alice Mair öffnete ihnen gelassen und ohne sichtbares Zeichen von Angst oder Neugier die Tür, warf einen flüchtigen Blick auf ihre Ausweise und bat sie herein. Ebensogut hätten sie Mechaniker sein können, die reichlich spät kamen, um den Fernseher zu reparieren, fand Rikkards. Und die Vernehmung sollte, wie er feststellte, in der Küche stattfinden. Anfangs fand er das merkwürdig, doch als er sich umsah, wurde ihm klar, daß man den Raum kaum als Küche bezeichnen konnte, sondern als eine Kombination aus Büro, Wohnzimmer und Küche. Die Größe überraschte ihn so sehr, daß er sich überlegte, ob sie eine Wand hatte herausreißen lassen, um sich diesen mehr als großzügig geschnittenen Arbeitsplatz zu schaffen. Außerdem fragte er sich, was Susie wohl davon halten würde, und entschied, daß sie es vermutlich verwirrend gefunden hätte. Susie zog es vor, ihr Haus eindeutig nach Funktionen einzuteilen: die Küche zum Arbeiten, das Speisezimmer zum Essen, das Wohnzimmer zum Fernsehen und das Schlafzimmer zum Schlafen sowie einmal pro Woche zum Lieben. Er und Oliphant nahmen in zwei bequemen hochlehnigen Korbsesseln zu beiden Seiten des Kamins Platz. Rikkards fühlte sich wunderbar behaglich, als er behutsam seine langen Gliedmaßen ausstreckte. Miss Mair entschied sich für ihren Schreibtischsessel, mit dem sie sich zu ihnen herumdrehte.
    »Mein Bruder machte mir von dem Mord natürlich sofort Mitteilung, als er gestern abend nach Hause kam. Im Hinblick auf Hilary Robarts’ Tod kann ich Ihnen leider nicht helfen. Ich war gestern den ganzen Abend zu Hause und habe weder etwas gehört noch gesehen. Aber über ihr Porträt könnte ich Ihnen einiges sagen. Möchten Sie oder Sergeant Oliphant einen Kaffee?«
    Rikkards hätte recht gern einen gehabt,

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