Vorsicht, frisch verliebt
etwas aus uns geworden. Ich habe dich gefunden, habe meine Netze ausgeworfen und dich an Land gezogen.«
»So ein toller Hecht war ich absolut nicht!«
Harry brüllte nie - und als er es jetzt tat, blieb ihr vor Überraschung der Mund offen stehen.
Er drückte sich von der Pergola ab. »Du wolltest Kinder, dabei habe ich mir mich nie als Vater vorgestellt. Verstehst du es denn nicht? Für dich ging es nie allein um uns. Es ging einzig um deinen Wunsch nach Kindern. Darum, dass ich der Vater war, den du für sie wolltest. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein wusste ich, dass es dir nie um mich persönlich ging, nur wollte ich es mir nie wirklich eingestehen. Als es nur Jeremy und Steffie gab, war es noch verhältnismäßig einfach mir zu sagen, es ginge auch um uns. Selbst als Brittany kam, konnte ich mir noch einreden, dass du mich um meinetwillen willst. Vielleicht hätte ich mich auch weiter blind stellen können, aber dann wurdest du mit Connor schwanger und liefst mit diesem selbstzufriedenen Lächeln durch die Gegend. Ewig ging es nur um Schwangerschaften und die daraus resultierenden Kinder. Ich habe versucht, mich damit zu arrangieren, weiter so zu tun, als wäre ich die Liebe deines Lebens und nicht nur deine beste Spermaquelle, aber es wurde zunehmend schwerer. Jeden Morgen habe ich dich angeschaut und mir gewünscht, dass du mich so liebst wie ich dich. Aber ich hatte meine Schuldigkeit getan, und du hast mich überhaupt nicht mehr gesehen. Und du hast Recht. Ich habe angefangen, mich vor dir zu verschließen. Anders hätte ich nämlich nicht weiterleben können. Aber als du dieses Mal schwanger wurdest und vor lauter Freude am liebsten Purzelbäume geschlagen hättest, habe ich es nicht länger ertragen. Ich wollte, aber es war unmöglich.« Seine Stimme brach. »Ich konnte ... und kann einfach nicht mehr.«
Tracy versuchte zu verstehen, was er sagte, aber so viele widerstreitende Gefühle rangen in ihrem Innern miteinander, dass sie nicht mehr wusste, wo ihr auch nur der Kopf stand. Erleichterung. Wut, weil er so beschränkt war. Und Freude. O ja, Freude, denn ihre Situation schien doch nicht völlig hoffnungslos zu sein. Wo sollte sie beginnen? Am besten mit einem Satz, der möglichst unverfänglich war. »Und was ist mit der Zahncreme?«
Er starrte sie an, als hätte sie eine plötzlich zweite deutlich sichtbare Schwangerschaft direkt hinter der Stirn. »Zahncreme?«
»Damit, dass ich oft nicht daran denke, neue mitzubringen. Und damit, dass es dich verrückt macht, wenn ich meine Schlüssel irgendwo verlege. Du hast mir gesagt, wenn ich noch einmal unser Konto überziehe, nimmst du mir das Scheckbuch ab. Und erinnerst du dich noch an die Beule in der Stoßstange deines Wagens, von der du dachtest, du selbst hättest sie dir eingehandelt, als du Jeremy zum Baseballspiel gefahren hast? In Wirklichkeit war ich es. Connor hatte in meinem Wagen gebrochen und ich hatte keine Zeit, ihn zu säubern, also habe ich dein Auto genommen, und es, als ich Brittany auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt ausgeschimpft habe, mit meinem Einkaufswagen gerammt. Was ist damit, Harry?«
Er blinzelte. »Wenn du eine ordentliche Einkaufsliste schreiben würdest, würdest du die Zahncreme nicht vergessen.«
Typisch Harry, er schien mal wieder überhaupt nichts zu begreifen. »Ich werde niemals Einkaufslisten schreiben, aufhören, meine Schlüssel zu verlieren oder irgendeins der anderen Dinge lassen, die du von vornherein an mir gehasst hast.«
»Ich weiß. Ebenso weiß ich, dass es Tausende von Männern geben würde, die glücklich darüber wären, für dich Zahncreme kaufen oder sich von dir mit deinem Einkaufswagen eine Beule in den Wagen rammen lassen zu dürfen.«
Eventuell verstand er doch.
Isabel hatte ihr gesagt, sie sollte mit dem Kopf statt mit dem Herzen denken, doch das war, wenn es um Harry ging, entsetzlich schwer. »Ich wusste, dass du ein toller Vater wärest, und vielleicht habe ich mich unter anderem auch deshalb so unsterblich in dich verliebt. Aber ich hätte dich auch dann weiter geliebt, wenn du mir kein einziges Baby hättest machen können. Du hast all das, was mir fehlt. Ich will nicht deshalb so viele Kinder, weil du mir nicht genügst. Ich will sie, weil meine Liebe zu dir so unendlich groß ist, dass ich sie auch an andere Menschen weitergeben muss.«
Leichte Hoffnung flackerte in seinen Augen, aber immer noch sah er sie traurig an.
Endlich wurde ihr das Ausmaß seiner Unsicherheit bewusst.
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