Vorsicht, frisch verliebt
mitgeholfen haben, kamen am Sonntag nach der Lese hierher in die Villa. Es gab jede Menge Essen und Gelächter. Ihre Tante Philomena fand, es wäre ein zu großer Aufwand, und damit nahm die Tradition ein Ende.
Aber jetzt, wo Sie hier leben, können wir doch ruhig wieder damit beginnen, oder?«
»Ich lebe nur vorübergehend hier.« Er war seit beinahe drei Wochen in Italien. Nächste Woche müsste er für ein paar Tage zu Jenks nach Rom, und ein paar Wochen später fingen die Dreharbeiten an. Bisher hatte er Isabel gegenüber noch nichts davon erwähnt - weder von dem Treffen in Rom noch davon, wie lange er noch in der Villa bleiben würde -, und sie hatte ihn auch nicht danach gefragt. Aber weshalb hätte sie das auch gesollt? Schließlich wussten sie beide, dass ihre Beziehung zeitlich begrenzt war.
Vielleicht lüde er sie ein, ihn zu begleiten. Wenn er vertraute Dinge mit ihren Augen sähe, gäbe ihm das eine völlig neue Perspektive. Nur dass er sie nicht einladen konnte. Keine Verkleidung der Welt hielte die scharfäugigen Paparazzi davon ab, sie beide zu entdecken. Und wenn man sie mit ihm zusammen sähe, wäre ihr bereits angeknackster Ruf des braven Mädchens endgültig ruiniert. Außerdem war klar, dass sie ihm, fände sie erst heraus, worum es in dem Film tatsächlich ging, sofort den Laufpass geben würde.
Diese Überlegung rief ein Gefühl des Zorns in seinem Innern wach. Sie würde nie verstehen, welche Bedeutung diese Rolle für ihn hatte. Ebenso wie sie nicht verstehen wollte, dass er nicht aus irgendeinem verzerrten Selbstbild heraus ständig die Schurken spielte. Er konnte sich mit strahlenden Helden nicht identifizieren, aber das hatte mit seiner verkorksten Kindheit nicht das Mindeste zu tun. Oder zumindest nicht sehr viel. Und seit wann durfte jemand, der betrügerische Buchhalter einstellte und mit einem Arschloch verlobt gewesen war, sich ein Urteil über jemand anderen erlauben?
Es war ein Wunder, dass ihre Affäre nicht längst wieder verpufft war, auch wenn es ihm schwer fiel, sich in Bezug auf Isabel überhaupt irgendetwas vorzustellen, das irgendwann verpuffte. Nein, diese Affäre ginge sicher mit einem großen Knall zu Ende. Der Gedanke war derart deprimierend, dass er einen Moment brauchte, ehe er bemerkte, dass Anna noch immer mit ihm sprach.
»... aber das ist jetzt Ihr Zuhause - das Zuhause Ihrer Familie und Sie werden immer wiederkommen. Also werden wir zum Beginn einer neuen Tradition eine festa feiern, ja?«
Er konnte sich zwar nicht vorstellen, je noch mal zurückzukommen, nicht, wenn Isabel nicht hier war, doch er erklärte Anna, die Planung der Feier überließe er völlig ihr.
»Sie sind doch wohl keiner dieser Menschen, die denken, schwangere Frauen bräuchten keinen Sex, oder?« Tracy bedachte Isabel mit einem vorwurfsvollen Blick. »Denn wenn das so ist, gucken Sie sich diesen Mann einmal genauer an, und sagen Sie mir, wie irgendeine Frau, egal, ob schwanger oder nicht, ihm widerstehen können soll.«
Harry schaffte es, gleichzeitig verlegen und glücklich auszusehen. »Ich weiß nicht... Aber wirklich, Isabel, es ist einfach nicht länger nötig. Es ist ganz sicher nicht mehr nötig. Wir hatten mehr als genug Zeit, um miteinander zu reden, und die Listen, die wir erstellen sollten, haben uns tatsächlich sehr geholfen. Mir war gar nicht bewusst ... ich wusste einfach nicht ...« Ein Lächeln brachte sein Gesicht zum Schmelzen. »Ich hätte mir nie träumen lassen, auf wie viele Arten diese Frau mich liebt.«
»Und ich hatte keine Ahnung, wie viel er an mir bewundert. Ausgerechnet an mir!« Ein wohliger Schauder rann durch Tracys Körper. »Ich dachte, ich wüsste alles über Harry, aber bisher habe ich anscheinend nur an der Oberfläche dieses Mannes gekratzt.«
»Geben Sie sich noch etwas Zeit«, riet Isabel ihr trotzdem.
»Was für eine Art von Eheberaterin sind Sie?«, wollte Tracy von ihr wissen.
»Gar keine. Ich improvisiere. Das habe ich Ihnen von Anfang an gesagt. Sie waren diejenigen, die darauf bestanden haben, dass ich Sie berate, erinnern Sie sich noch?«
Tracy seufzte. »Wir wollen einfach verhindern, dass unsere Beziehung noch mal derart den Bach hinuntergeht.«
»Dann lassen Sie uns über die heutigen Listen sprechen. Hat jeder von Ihnen zwanzig Eigenschaften gefunden, die der jeweils andere hat und die er selber gerne hätte?«
»Einundzwanzig«, meinte Tracy. »Ich habe seinen Penis noch dazugerechnet.«
Harry lachte, sie sanken einander
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