Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
war.
    Eine einfache Entschuldigung würde bereits genügen, damit sie ihm verzieh. Tut mir Leid, dass ich dich nicht in meine Arbeit einbezogen habe. Ihr käme bestimmt nicht der Gedanke, ihm weitere Vorhaltungen zu machen, und anders als er wusste sie gar nicht, wie man schmollte. Sie hatte eine Entschuldigung verdient, aber wie ginge es dann weiter? Himmel, sie stand im Begriff, sich ernsthaft in ihn zu verlieben. Er hatte es sich nicht selber eingestehen wollen, doch sie konnte ihre Gefühle nicht verbergen. Er sah es in ihren Augen, hörte es in ihrer Stimme. Die klügste Frau, der er jemals begegnet war, verliebte sich in einen Mann, der bei jeder Berührung unsichtbare Schmutzflecke auf ihrem Körper hinterließ. Und das Schlimmste - das, was er sich nicht verzeihen konnte - war, wie gut ihm die Liebe dieses ach-so-rechtschaffenen Frauenzimmers tat.
    Der Gedanke rief neuen Zorn in seinem Innern wach. In vielerlei Hinsicht kannte sie ihn besser als jeder andere Mensch, weshalb also hatte sie sich nicht vor ihm geschützt? Sie hatte einen Mann mit einer sauberen Vergangenheit verdient. Einen Pfadfinder, einen Präsidenten des Studentenrats, jemanden, der in seinen Frühjahrsferien Häuser für die Obdachlosen baute, statt sie durch Faulenzen zu vergeuden.
    Nach einem letzten Zug warf er seinen Zigarettenstummel auf die Loggia. Säure brannte beinahe ein Loch in seinen Magen. Jeder Schurke, der diesen Namen verdiente, würde die Situation zu seinen Gunsten nutzen. Würde sich nehmen, was er bekommen konnte, und ließe sie dann ohne Gewissensbisse fallen. Schurken hatten es leicht. Was aber täte in einem solchen Fall der Held?
    Der Held würde sich zurückziehen, ehe die Heldin noch weiteren Schaden nehmen könnte. Der Held würde die Sache möglichst sauber beenden, und zwar so, dass die Heldin Erleichterung empfände, weil sie so leicht davongekommen war.
    »Ich habe Musik gehört.«
    Er fuhr herum und sah, dass Steffie über den Marmorboden auf ihn zugetrottet kam. Dies war ihre letzte Nacht in seinem Haus. Wenn die Kinder fort wären, hätte er endlich seine Ruhe, auch wenn er ihnen angeboten hatte, täglich an den Swimming-Pool zu kommen.
    Sie trug ein verwaschenes gelbes, mit Comicfiguren bedrucktes Nachthemd. Ihre dunklen Haare standen wirr um ihren Kopf, und sie hatte vom Schlafen eine Druckstelle in der Wange. Während sie auf ihn zukam, wusste er, er müsste sich auf sämtliche jemals gelernten Schauspieltechniken verlassen, um Street spielen zu können, denn egal, wie sehr er sich darum bemühte, würde er niemals verstehen, wie jemand es schaffte, sich an einem kleinen Mädchen zu vergehen. »Weshalb bist du denn auf?«
    Sie zog ihr Nachthemd in die Höhe, und er entdeckte einen schmalen Kratzer an ihrer linken Wade. »Brit‘ny hat mich im Schlaf getreten und dabei mit ihrem Zehennagel gekratzt.«
    Er brauchte einen Drink. Er wollte nicht, dass irgendwelche kleinen Mädchen mit verstrubbelten Locken mitten in der Nacht Trost suchend in sein Zimmer kamen. Tagsüber war es anders. Da hatte er Distanz. Nicht aber des Nachts, wenn er sich fühlte, als wäre er schon tausend Jahre alt. »Du wirst es überleben. Geh wieder ins Bett.«
    »Du bist schlecht gelaunt.«
    »Geh zu deinen Eltern.«
    Sie runzelte die Stirn. »Die haben abgeschlossen!«
    Unweigerlich musste er lächeln. »Tja, manchmal ist das Leben wirklich hart.«
    »Was, wenn ich eine Spinne sehe?«, fragte sie empört.
    »Wer bringt die dann um?«
    »Du selbst.«
    »Niemals.«
    »Weißt du, was ich als Kind mit Spinnen gemacht habe?«
    »Du bist ganz fest draufgetreten.«
    »Nein. Ich habe sie vorsichtig hochgehoben und aus dem Haus getragen.«
    Ihre Augen wurden groß wie Untertassen. »Warum denn das?«
    »Weil ich Spinnen mag. Ich hatte sogar mal eine Tarantel.« Die natürlich gestorben war, weil er vergessen hatte, sich um sie zu kümmern, aber das würde er dem Kind bestimmt nicht verraten. »Die meisten Spinnen sind ziemlich nette Tiere.«
    »Sie sind unheimlich.« Steffie ging in die Hocke und kratzte an dem mit blauem Glitzerlack verzierten Nagel ihres großen Zehs. Ihre Verletzlichkeit erfüllte ihn mit Sorge. Genau wie Isabel müsste sie viel härter werden, um im Leben zu bestehen.
    »Es ist allmählich an der Zeit, dass du mit diesem Unsinn aufhörst. Deine Angst vor Spinnen ist einfach nicht mehr interessant. Du bist ein kluges Mädchen, und du bist ganz sicher stark genug, um mit deiner Angst zurechtzukommen, ohne dass du wie ein

Weitere Kostenlose Bücher