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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sich von der selbstgerechten Dr. Favor nicht doch am Ende um den Finger wickeln lassen. Inzwischen hatte er so häufig mit Jasagern zu tun, dass er ganz vergessen hatte, wie es war, aufpassen zu müssen. Aber wenn er die Absicht hatte, sie in Zukunft häufiger zu sehen, gewöhnte er sich besser wieder eine gewisse Vorsicht an. Von seinem Ruhm war sie garantiert nicht beeindruckt. Himmel, sie mochte nicht mal seine Filme. Und dieser moralische Kompass, den sie ständig mit sich herumtrug, war so schwer, dass sie sich kaum noch aufrecht halten konnte. Hatte er also tatsächlich die Absicht, den nächsten Tag mit diesem Weibsbild zu verbringen?
    Allerdings, er hatte. Wie sonst sollte er sie dazu kriegen, dass sie noch einmal ihre Hüllen für ihn fallen lassen würde?
    Lächelnd spielte er mit seiner leeren Tasse. Der Gedanke war ihm gekommen, als er sie mit der Karte von Michelangelos David vor dem Laden hatte stehen sehen. Sie hatte konzentriert die Stirn gerunzelt und an ihrer vollen Unterlippe genagt, die sie mit langweiligem Lippenstift nur unzulänglich vor dem Kennerblick verbarg. Ihre blonden Haare waren streng zurückfrisiert gewesen, zwei freche Löckchen jedoch hatten ihre hübschen Wangenknochen vorteilhaft umspielt, und weder die teure kurze Strickjacke, die sie um die Schultern geknotet hatte, noch das bis oben zugeknöpfte beigefarbene Kleid hatte ihren bei einer Moralapostelin vergeudeten, wohlgeformten Körper ausreichend kaschiert.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ließ den Gedanken auf sich wirken. Etwas war grundfalsch gelaufen, als er und die gute Frau Doktor zum ersten Mal im Bett gewesen waren. Um dafür zu sorgen, dass es nicht erneut zu einem solchen Debakel käme, müsste er möglicherweise langsamer zu Werke gehen, als ihm lieb war.
    Entgegen der öffentlichen Meinung hatte er nämlich ein Gewissen, das er auch rasch überprüfte. Nein. Nicht das kleinste Zwicken. Dr. Fifi war eine erwachsene Frau, und wenn er ihr nicht gefallen hätte, wäre sie ihm in Florenz nicht freiwillig gefolgt. Trotzdem, jetzt setzte sie sich gegen ihn zur Wehr. Hatte er tatsächlich Lust, genug zu investieren, damit er diese Abwehr überwand?
    Ja, warum nicht? Er fand sie faszinierend. Trotz ihrer spitzen Zunge verfügte sie über einen seltsam anziehenden Anstand. Er war sich sicher, dass sie das, was sie in ihren Büchern predigte, tatsächlich glaubte. Was hieß, dass sie - anders als beim letzten Mal - vorher eine Art Beziehung zu ihm bräuchte.
    Er hasste dieses Wort. Er hatte noch nie irgendwelche ehrlichen Beziehungen gehabt. Aber wenn er die Sache direkt ansteuerte und sich weit genug verstellte, ginge er der Frage nach ihrer beider Beziehung eventuell erfolgreich aus dem Weg.
    Es war lange her, seit er eine Frau getroffen hatte, die ihn interessierte, ganz zu schweigen davon, dass sie ihn tatsächlich unterhielt. Letzte Nacht hatte er zum ersten Mal seit Monaten richtig gut geschlafen, und heute hatte es ihn bisher nicht nach seinem Notfall-Glimmstengel verlangt. Außerdem würde Dr. Fifi ein wenig Dekadenz gut tun. Dafür war er genau die richtige Person.
    Am nächsten Morgen wurde Isabel von einem Strahl kochend heißen Wasser aus dem Hahn des Waschbeckens begrüßt. Sie genoss ein warmes Bad, wusch sich gründlich die Haare und rasierte sich die Beine, doch ihre Dankbarkeit verflog, als sie sich die Haare föhnen wollte und entdeckte, dass es nirgends Strom gab.
    Sie starrte in den Spiegel. In Höhe ihrer Ohren ringelten sich bereits die ersten Löckchen. Ohne Föhn und Bürste hätte sie am Ende einen Wust von Locken, der weder mit Gel noch mit Festiger zu bändigen war. In zwanzig Minuten sähe sie ebenso wild aus wie ihre Mutter, wenn die nach einer ihrer Schäferstündchen heimgekommen war.
    Die psychologischen Wurzeln von Isabels Bedürfnis nach totaler Ordnung waren nicht sehr tief vergraben. Es war eine vorhersehbare Folge des Chaos, in dem sie aufgewachsen war. Sie erwog, in der Villa anzurufen und den Ausflug zu verschieben, doch Gage würde bestimmt denken, es fehle ihr an Mut. Außerdem war sie in Bezug auf ihre Haare schließlich nicht neurotisch. Sie mochte nur nicht, wenn sie unordentlich war.
    Zum Ausgleich für ihre nicht gebändigten Haare stieg sie in ein schlichtes, schwarzes Sommerkleid mit rundem Ausschnitt und hoch geschnittenen Schultern, wählte ein Paar schmal geschnittene Slipper, legte ihr goldenes atme- Armband an und versteckte ihre Locken unter einem

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