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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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geschundene Schulter.
    Trotz des Angriffs wirkte Harry Briggs nicht gerade gefährlich. Er war kleiner als Ren, schlank und sportlich und hatte ein nettes, ebenmäßiges Gesicht. Während Isabel ihn musterte, stellte sie fest, dass er ein ebensolcher Ordnungsfanatiker zu sein schien wie sie selbst - nur dass seine Ordnungsliebe derzeit unter keinem guten Stern stand. Seine glatten, konservativ geschnittenen braunen Haare hatten schon länger keinen Kamm und keine Bürste mehr gesehen, er war nicht rasiert, die Augen hinter den Gläsern der drahtgerahmten Brille wirkten müde, und auch die zerknitterte khakifarbene Hose und das dunkelbraune Polohemd erschienen alles andere als frisch. Er wirkte nicht gerade wie ein Ehebrecher, aber so etwas sah man den Menschen ja nicht von vornherein an. Ebenso erschien er ihr wie der letzte Mann auf Erden, der eine Schönheit wie Tracy zur Ehefrau hatte.
    Er strich über die Schultern seines Sohnes, und Isabel bemerkte seinen schlichten goldenen Ehering und seine praktische Uhr. »Hast du dich um alle gekümmert?«, fragte er seinen Sohn.
    »Sicher.«
    »Wir müssen miteinander reden, Kumpel, aber vorher muss ich noch zu deiner Mutter.«
    »Sie ist mit den Kleinen unten am Pool.«
    Harry nickte in Richtung Haustür. »Guck, ob ich auf dem Weg hierher ein paar Dellen ins Auto bekommen habe. Ein paar der Straßen waren nicht geteert und meine Geschwindigkeit leicht überhöbt.«
    Jeremy sah ihn unglücklich an. »Du fährst doch nicht ohne mich wieder ab?«
    Harry strubbelte dem Jungen durchs Haar. »Keine Sorge, mein Sohn. Es wird alles gut.«
    Als der Junge zum Auto lief, wurde Isabel bewusst, dass Harry seiner Frage ausgewichen war. Als Jeremy ihn nicht mehr hörte, wandte er sich abermals an Ren und all die Sanftmut, die er dem Jungen gegenüber bewiesen hatte, war wie ausgewischt. »Wo ist der Pool?«
    Rens Arger war offenbar verraucht, obwohl Isabel annahm, dass er problemlos jede Sekunde wieder entflammen könnte. »Vielleicht regen Sie sich besser erst mal ab.«
    »Egal. Ich finde sie auch so.« Harry stapfte knurrend an ihnen vorbei.
    Ren hob die zerbrochene Dachpfanne vom Boden auf, starrte sie einen Moment lang an und seufzte leise. »Wir können die beiden nicht alleine lassen.«
    Isabel tätschelte ihm begütigend den Arm. »Das Leben hat nun mal so seine Tücken.«
    Tracy sah Harry kommen. Automatisch machte ihr Herz einen Hüpfer, zog sich dann jedoch schmerzlich zusammen.
    Sie hatte gewusst, dass er früher oder später hier erscheinen würde. Nur hatte sie nicht erwartet, dass er so schnell herausbekommen würde, wohin sie mit den Kindern vor ihm geflüchtet war.
    »Daddy!« Die Mädchen plantschten aus dem Wasser, und auch Connor wackelte mit schwankender Windel emsig auf seinen Lieblingsmenschen zu. Schließlich konnte er nicht wissen, dass genau dieser Mensch von seiner Geburt alles andere als beglückt gewesen war.
    Irgendwie gelang es Harry, alle drei Kinder gleichzeitig zu umfangen. In Bezug auf seine Kleider war er sehr penibel, nicht jedoch, wenn seine Kinder ihn umarmten, was ihm prompt ein triefendes T-Shirt bescherte. Die Mädchen bedeckten sein Gesicht mit einer Unzahl feuchter Küsse, während Connor ihm mit seinen pummligen Händchen quietschend vor Freude den Brillenbügel verbog. Tracys Herz zog sich noch mehr zusammen, als er die Küsse zurückgab und den Kindern die ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte wie ihr selber in den Tagen, in denen er noch in sie verliebt gewesen war.
    Nun tauchte Ren am Rand des Pools auf. Sie registrierte nüchtern, dass Ren während der Jahre zäher und gewitzter geworden war. Zugleich jedoch legte er einen grässlichen Zynismus an den Tag, und sie fragte sich, wie nahe ihm die Geschichte mit Karli Swenson wohl gegangen war.
    Isabel trat neben ihn und wirkte in ihrer ärmellosen Bluse, der beigefarbenen Hose und dem Strohhut kühl und effizient. Ihre grenzenlose Kompetenz wäre einschüchternd gewesen, wäre sie nicht gleichzeitig so unendlich freundlich. Die Kinder waren von Anfang an von ihr begeistert gewesen, was im Allgemeinen für den Charakter eines Menschen sprach. Wie jede andere Frau, die sich in Rens Dunstkreis bewegte, war sie von ihm fasziniert. Doch anders als die anderen kämpfte sie machtvoll gegen diese Schwäche an. Tracy musste sie dafür bewundern, dass sie es überhaupt versuchte, obwohl sie keine Chance hatte gegen den verführerischen Kerl. Am Ende würde es ihr nicht gelingen, sich seinem Werben zu

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