Vorsicht, frisch verliebt
echte Lust.
Mit Ren zusammen könnte sie echte Leidenschaft erleben ... es wäre wie eine Fahrt über ein aufgewühltes, mit spitzen Felsen übersätes Meer. Doch dass es diese Felsen gab, hieß nicht, dass sie auf einen von ihnen auflaufen und hilflos untergehen müsste.
Gehetzt kam er zurück zum Wagen. »Die kleine Nudistin hat meine Rasiercreme gefunden und sich damit einen Bikini aufgemalt.«
»Ein wirklich einfallsreiches Kind. War das Drehbuch da?«
»Nein, verdammt. Außerdem habe ich schätzungsweise einen gebrochenen Zeh. Jeremy hat meine Hanteln gefunden, eine davon auf der Treppe liegen lassen, und ich bin mit voller Wucht dagegen gerannt. Ich kann wirklich nicht verstehen, wie Tracy es mit dieser Horde aushält.«
»Ich denke, dass es anders ist, wenn es die eigenen Kinder sind.« Sie versuchte sich Ren als Vater vorzustellen und sah eine Reihe kleiner Dämonen, die ihre Babysitter fesselten, Stinkbomben durch die Wohnung warfen und alte Leute ärgerten. Kein allzu angenehmes Bild.
Sie musterte ihn. »Vergiss nicht, dass du selbst als Kind angeblich auch nicht gerade ein Musterknabe gewesen bist.«
»Stimmt. Der Seelenklempner, zu dem mein Vater mich, als ich elf war, geschickt hat, meinte, die einzige Art, die Aufmerksamkeit meiner Eltern auf mich zu lenken, wäre offensichtlich absolut schlechtes Benehmen. Also habe ich bereits in jungen Jahren mein schlechtes Benehmen perfektioniert, um möglichst auf Dauer im Rampenlicht zu stehen.«
»Und mit derselben Philosophie hast du auch deine Karriere gestartet.«
»He, schließlich hatte es bereits für mich als Kind hervorragend funktioniert. An den bösen Buben erinnert man sich immer.«
Dies war nicht der rechte Augenblick, um ihre Beziehung anzusprechen, doch vielleicht wäre es ein passender Moment, um ihm einen kleinen Stein in den Weg zu legen nicht, um ihn kentern zu lassen, sondern einfach, damit er ein gewisses Bewusstsein für sein Verhaltensmuster bekam. »Du weißt doch, dass wir als Kinder häufig ein Fehlverhalten entwickeln, weil das in unseren Augen überlebenswichtig ist?«
»Äh - wie?«
»Ein Teil des Reifungsprozesses besteht darin, dieses Fehlverhalten zu überwinden. Natürlich scheint das Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen, bei den meisten großen Schauspielern sehr ausgeprägt zu sein, sodass in deinem Fall die Fehlfunktion höchst praktisch ist.«
»Du hältst mich also für einen großen Schauspieler?«
»Ich denke, du hast Potenzial, aber du kannst nicht wirklich groß werden, solange du nur ähnliche Rollen spielst.«
»Das ist totaler Schwachsinn. Jede meiner Rollen hat ganz eigene Nuancen, also erzähl mir nicht, sie wären alle gleich. Schauspieler haben von jeher schon gern die Schurken gespielt. Es gibt ihnen die Gelegenheit, völlig aus sich herauszugehen.«
»Ich spreche nicht von Schauspielern im Allgemeinen. Ich spreche von dir und von der Tatsache, dass du nicht bereit bist, irgendwelche anderen Rollen zu übernehmen. Warum nicht?«
»Das habe ich dir längst erklärt. Außerdem ist es noch viel zu früh am Morgen für eine solche Diskussion.«
»Weil du mit einer verzerrten Selbstsicht aufgewachsen bist. Du wurdest als Kind emotional missbraucht und solltest dir darüber klar sein, aus welchen Gründen du ständig die Rollen der bösen Buben wählst.« Noch ein letztes kleines Steinchen, das sie ihm in den Weg warf, dann ließe sie ihn in Ruhe. »Tust du es, weil du gerne die Sadisten spielst oder weil du dich irgendwo tief in deinem Innern als zu unwürdig erachtest, den Helden abzugeben?«
Krachend schlug seine Faust aufs Lenkrad. »Gott ist mein Zeuge. Dies ist garantiert das letzte Mal in meinem Leben, dass ich was mit einer verdammten Psychotante anfange.«
»Bisher hast du noch gar nichts mit mir angefangen. Und außerdem fährst du zu schnell«, erklärte sie ihm lächelnd.
»Halt die Klappe.«
Sie machte sich im Geist eine Notiz, ihm eine Liste der von ihr für gesunde Beziehungen erstellten Regeln für einen fairen Kampf zu geben, auf der ein gebrülltes »Halt die Klappe« eindeutig nicht vorgesehen war.
Inzwischen hatten sie den Ort erreicht, und als sie an der Piazza vorbeifuhren, merkte sie, dass ihnen zahlreiche Menschen hinterhersahen. »Ich verstehe es nicht. Trotz all deiner Verkleidungen müssen doch inzwischen die meisten Leute wissen, wer du bist. Bisher bist du aber noch von niemandem um ein Autogramm gebeten worden. Findest du das nicht komisch?«
»Ich habe Anna gesagt,
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