Vorsicht, frisch verliebt
ich würde ein paar neue Geräte für den Spielplatz der Grundschule kaufen, wenn ich dafür von allen in Ruhe gelassen werde.«
»Angesichts der Tatsache, dass du üblicherweise das Rampenlicht regelrecht suchst, muss es doch seltsam für dich sein, dich auf einmal zu verstecken.«
»Bist du heute Morgen mit dem Vorsatz wach geworden, mich zu nerven, oder ist das normal?«
»Du fährst schon wieder zu schnell.«
Er seufzte.
Sie ließen Casalleone schweigend hinter sich und bogen nach ein paar Kilometern von der Hauptstraße in einen schmalen Weg, wo er sich dazu herabließ, wieder mit ihr zu sprechen. »Dieser Weg führt zu der verlassenen Burg auf dem Hügel oberhalb des Hauses. Von dort aus müssten wir eigentlich so ziemlich alles beobachten können.«
Der Weg wurde zunehmend holpriger und mündete schließlich in einen kleinen Pfad, wo Ren den Wagen parkte. Sie begannen den Aufstieg zwischen den Bäumen, und er nahm ihr die Tüten mit den Lebensmitteln ab. »Wenigstens hast du keinen dieser mädchenhaften Picknickkörbe gepackt.«
»Ein bisschen kenne ich mich mit verdeckten Operationen aus.«
Worauf er statt einer Antwort nur schnaubte.
Als sie die Lichtung auf dem Gipfel der Anhöhe erreichten, entdeckte er ein neben der Ruine aufgestelltes, leicht ramponiertes Schild, das die Geschichte der alten Burg in wenigen Sätzen beschrieb. Isabel begann die Ruine zu erforschen und entdeckte, dass sie einmal eine aus mehreren Gebäuden bestehende regelrechte Festung gewesen war. Wilder Wein umrankte die halb verfallenen Mauern und die Reste des alten Wachturms, Bäume wuchsen zwischen den Fragmenten alter Bogentüren, und wilde Blumen reckten zwischen den Grundsteinen einer Scheune oder einer Stallung ihre Köpfe in die Luft.
Ren gab die Lektüre des Schildes auf und gesellte sich zu ihr, als sie ihren Blick über die Felder, Wiesen und Wälder der Umgebung wandern ließ. »Bevor die Burg gebaut wurde, hat sich hier eine etruskische Begräbnisstätte befunden«, erklärte er.
»Eine Ruine auf einer Ruine.« Selbst mit bloßem Auge konnte sie das kleine Bauernhaus tief unter sich erkennen, doch sowohl der Garten als auch der Olivenhain waren menschenleer. »Bisher scheint nichts zu passieren.«
Er blickte durch das mitgebrachte Fernglas. »Wir sind noch nicht lange genug weg. Das hier ist Italien. Sie brauchen Zeit, um alles zu organisieren.«
Ein Vogel flog aus seinem Nest in der hinter ihnen befindlichen Mauer. Ihre Nähe schien das Tier zu stören, und so trat Isabel einen Schritt zur Seite. Ihre Füße zertraten dabei ein paar Zweige wilder Pfefferminze, und der süße Duft stieg ihr angenehm in die Nase.
Sie bemerkte eine überdachte Nische in einem Teil der Mauer, trat ein wenig näher und sah, dass es offenbar die Apsis einer alten Kapelle war. Die Reste der Kuppel wiesen noch leichte Spuren der alten Farbe auf - ein rötliches Braun, das eventuell einmal karminrot gewesen war, sowie staubige Schatten von Ocker und Blau. »Hier ist es so friedlich. Ich frage mich, warum die Burg verlassen worden ist.«
»Auf dem Schild steht etwas von einer Seuche im fünfzehnten Jahrhundert und von übertriebenen Steuerforderungen der Bischöfe aus der Umgebung. Womöglich haben aber auch die Geister der hier begrabenen Etrusker sie vertrieben.«
Wieder hatte seine Stimme einen gereizten Klang. Sie wandte ihm den Rücken zu und blickte unter die Kuppel der einstigen Kapelle. Normalerweise riefen Kirchen ein Gefühl des Friedens in ihr wach, doch jetzt war Ren einfach zu nahe.
Plötzlich roch sie Rauch, drehte sich um und sah, dass er an einer Zigarette zog.
»Was tust du da?«
»Ich rauche. Allerdings nur eine am Tag.«
»Könntest du die absolvieren, wenn ich nicht dabei bin?«
Ohne auf sie zu reagieren, inhalierte er einen tiefen Zug, wanderte zu einem der Portale und lehnte sich grüblerisch gegen den halb verfallenen Stein. Vielleicht hätte sie ihn doch nicht dazu zwingen sollen, sich an seine Kindheit zu erinnern.
»Du irrst dich«, erklärte er ihr plötzlich. »Ich bin durchaus in der Lage, mein echtes Leben von meinem Leben auf der Leinwand zu trennen.«
»Ich habe nie behauptet, dass du das nicht bist.« Sie setzte sich auf ein Stück Mauer und betrachtete sein perfekt proportioniertes, fein gemeißeltes Profil. »Ich habe nur gesagt, dass das Selbstbild, das du als Kind von dir entwickelt hast, als du Dinge gesehen und getan hast, denen kein Kind ausgesetzt sein sollte, möglicherweise nicht zu
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