Vorsicht, heiß!
einen Treuhandfonds zuständig, der fünf Jahre nach seinem Tod ausgezahlt werden soll“, entgegnete Marcos kühl. „Ist dir überhaupt klar, wie lange er schon tot ist?“
„Ja, das ist mir durchaus bewusst.“ Obwohl ihr Vater die Existenz seines jüngeren Sohnes kaum wahrgenommen hatte, war sein Tod ein schwerer Schlag für Paulo gewesen. Denn er hatte die ohnehin schwache Hoffnung aufgeben müssen, einmal ein Wort der Anerkennung von seinem Vater zu bekommen. Und diese Zeit war auch aus einem anderen Grund schwer für ihn gewesen.
„Dann feiert ihr beide, du und Bianca, ja bald euren Hochzeitstag.“ Verächtlich sah Paulo seinen Bruder an. „Soll ich euch eine Karte schicken? Ich könnte auch ein paar Herzchen auf den Briefumschlag malen.“
Marcos ignorierte den Seitenhieb. „Du bist Begünstigter des Fonds und sollst fünfzig Millionen Dollar bekommen.“
Paulo ließ den Baseball fallen, der vom Schreibtisch auf den Boden rollte.
Geld . Immer ging es um das verdammte Geld – die einzige Währung für Erfolg, die sein Vater hatte gelten lassen. Nachdem er für seine jahrelange harte Arbeit kaum ein anerkennendes Wort von seinem Vater bekommen hatte, war der endgültige Tiefschlag nach dessen Tod erfolgt: Marcos, der Lieblingssohn, hatte die Thronfolge angetreten. Und nun hatte er im Wettbewerb um das Wohlwollen ihres Vaters ein letztes Mal gesiegt.
„Das interessiert mich nicht“, sagte Paulo deshalb.
„Sei doch nicht kindisch“, erwiderte Marcos. „Dad wollte, dass du das Geld bekommst.“
„Deine Frau ist süchtig nach den schönen Dingen im Leben und konnte damals den Gedanken nicht ertragen, sich mit weniger begnügen zu müssen.“ Paulo strich sich durchs Haar. „Gib doch ihr das Geld.“
In Marcos’ Augen flackerte es. „Bianca hat dich nicht wegen des Geldes verlassen.“
Heftig schlug Paulo mit der Faust auf den Tisch. „Sie hat sich von mir getrennt, als ich angekündigt habe, das Unternehmen zu verlassen! Dann hat sie sich mit dir zusammengetan und ein zweites Mal ‚bis dass der Tod euch scheidet‘ gelobt – gleich, nachdem du geerbt hattest. Schon ein ziemlicher Zufall, oder?“
Marcos bedachte ihn mit einem stahlharten Blick. „Du hast sie einfach nie verstanden.“
Ohne seinem Blick auszuweichen, stand Paulo auf. „Ich habe sie besser verstanden, als du glaubst. Und jetzt solltest du gehen.“ Mit einem Nicken deutete er zur Tür. „Unser Gespräch ist beendet.“
7. KAPITEL
Im Licht der untergehenden Sonne saß Alyssa auf der leeren Tribüne. Das Motordröhnen wurde lauter, und dann schossen auf der Rennpiste die Motorräder an ihr vorbei. Sie hielt den Atem an, als Paulo sich in der Kurve so stark zur Seite neigte, dass sein Knie fast den Boden streifte.
Dieser Mann schien sie in jeder Hinsicht atemlos zu machen. Und als er sie eingeladen hatte, mit auf die Rennpiste zu kommen und ihm bei einer Übungsfahrt zuzusehen, hätte sie Nein sagen sollen.
Doch sie hatte Ja gesagt. Einerseits, weil sie von dem erotischen Erlebnis, das eine Stunde zuvor auf ihrem Schreibtisch stattgefunden hatte, noch immer ganz benommen war. Aber auch, weil sie einfach gewollt hatte.
Es hatte Paulo keine Mühe bereitet, sie abzulenken. Das Ganze hatte mit einem Kuss angefangen – und jemanden aus ihr gemacht, den sie kaum wiedererkannte. Sie konnte immer noch nicht fassen, was sie alles zu ihm gesagt hatte.
Alyssa beobachtete, wie Paulo, der als Erster durchs Ziel kam, an den Rand fuhr und abstieg. Der Schutzanzug, den er trug, betonte seinen schlanken, muskulösen Körper und verstärkte seine erotische Ausstrahlung. Bei diesem Anblick verspürte sie sofort wieder jenes inzwischen vertraute sinnliche Prickeln.
Nun kam der zweite Fahrer an, setzte den Helm ab und ließ den Blick über die Tribüne gleiten. Zu ihrer Überraschung stieg er die Stufen hinauf und blieb vor ihr stehen. „Du bist bestimmt Alyssa“, sagte er und stellte sich vor: „Nick Tatum, Besitzer des angesagtesten Clubs von South Beach – und Paulos ältester Freund.“ Seine grünen Augen funkelten, als er ihr die Hand reichte. „‚Ältester Freund‘ nicht nach Lebensjahren, sondern nach Dauer der Freundschaft.“
Lachend schüttelte Alyssa ihm die Hand.
Mit seinem braunen, von der Sonne aufgehellten Haar war Nick auf typisch amerikanische Art attraktiv. „Wenn du irgendetwas über Paulo wissen möchtest, brauchst du mich nur zu fragen.“
Aufmerksam sah Alyssa ihn an. „Gibt es denn etwas
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