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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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auf seine Uhr. Nur noch zwanzig Minuten nach seinem Zeitplan! Die Zeit war wie im Fluge vergangen, und statt sie mit irgendwelchen Improvisationen auszufüllen, würde er nun sogar imstande sein, seine Rede ein wenig abzukürzen. Hätte er den Tanz des Häuptlings nicht bereits angekündigt, könnte er ihn jetzt einfach aus dem Programm streichen ... nein, das wäre auch nichts. Er hatte immer Wert darauf gelegt, mit den Eingeborenen dieser Welt auszukommen. »Schließlich ist es auch ihre Heimat«, hatte er immer gesagt.
    Er klimperte mit einem Löffel an sein Weinglas und erhob sich. Gesichter wandten sich ihm zu, und die Konversation kam widerwillig zum Erliegen. Er lächelte in die Runde.
    »Wie ihr wißt«, sagte er, »ist es bei diesen kleinen Zusammenkünften immer meine Gewohnheit gewesen – und alte Gewohnheiten sind die besten –, einige wenige Worte zu sagen. Heute abend werde ich mich noch kürzer fassen als gewöhnlich.« Er hielt inne und tat einen Schluck aus seinem Wasserglas.
    »Aus Anlaß der vierhundertzwanzigsten Wiederkehr jenes Tages, an dem unsere große Rasse die schwerste Krise ihrer Geschichte durchmachte, um sich alsbald einem Phönix gleich aus der Asche ihrer alten Welt zu erheben und den Beginn eines neuen Zeitalters einzuleiten, erinnern wir uns des weiten Weges, den wir gekommen sind; und des weiten Weges, den wir zweifellos noch zu gehen haben.« Er lächelte, um anzudeuten, daß seine nächsten Worte nur als Ausdruck seiner kameradschaftlichen Empfindungen gesagt wurden. »Ich denke in diesem Moment an eine neue Theorie, die unser guter Doktor hier heute abend vorgetragen hat. Diese Theorie postuliert, daß beim Zusammentreffen zweier Rassen die unterlegene Rasse unausweichlich zum Untergang verurteilt sei. Und daß, weil die Gesetze der mathematischen Wahrscheinlichkeit zugunsten der Existenz anderer, uns überlegener Rassen sprechen, wir eines Tages diejenigen sein werden, die untergehen müssen.«
    Wieder hielt er inne und wärmte sie mit seinem Lächeln.
    »Dazu möchte ich sagen: Unsinn! Keiner möge erwidern, ich suchte bloß Zuflucht in jener blinden Borniertheit, die auf solche Prophezeiungen mit dem Ruf ›Uns kann das nicht passieren!‹ reagiert. Ich glaube, daß es uns zustoßen kann, aber es wird nicht dazu kommen. Und warum nicht? Ich beantworte das mit einem Wort: Zivilisation.«
    Carter blickte triumphierend in die Gesichter seiner Gäste, dann fuhr er fort: »Diese Übermenschen – sollten sie jemals auftauchen – müssen wie wir zivilisiert sein. Zivilisiert. Überlegt einmal, was dieses Wort bedeutet. Sehen wir uns an, wie wir hier versammelt sind. Sind wir nicht gebildete, freundliche, sympathische Menschen? Und wie behandeln wir die unterlegenen Rassen, auf die wir im Zuge unserer Expansion gestoßen sind?
    Ich werde es euch überlassen, auf diese Fragen zu antworten, denn nun möchte ich euch zu Cognac und Kaffee in den Patio einladen, wo ihr einen der Ureinwohner dieses Planeten sehen werdet, der den Wunsch geäußert hat, für euch zu tanzen. Betrachtet ihn, erfreut euch an seinem Tanz und überlegt, welche menschliche Freundlichkeit und Rücksichtnahme in der Geste enthalten ist, die ihn in unser Fest mit einbezogen hat.« Carter machte eine feierliche Pause, um mit erhobener Stimme fortzufahren: »Und bedenkt jenes alte Wort, dessen Echo durch die Korridore der Zeit bis zu uns hallt: Wie ihr anderen getan habt, so soll euch geschehen!«
     
    Carter setzte sich, strahlend und errötend zum Applaus der Gäste, dann stand er sofort wieder auf, um ihnen voranzugehen. Als sie durch die Empfangshalle strömten, beschleunigte er seine Schritte und ließ sie hinter sich.
    Als er ins Freie kam, nahm ihm die plötzliche Dunkelheit die Sicht, aber er kannte den Weg und wartete nicht, bis seine Augen sich an die Nacht gewöhnt hatten. Nach ein paar Sekunden konnte er die Gestalt des Häuptlings ausmachen.
    Er überließ es Ona, die Sitzordnung der Gäste zu überwachen und die Lichter einzuschalten, und eilte auf das Rosenspalier zu. Der Eingeborene wartete auf ihn.
    »Nun«, sagte Carter ein wenig atemlos, »kann es losgehen. Aber es muß ein kurzer Tanz sein, ein sehr kurzer Tanz.«
    Der Häuptling senkte seinen langen schmalen Kopf und blickte wie von ferne und mit trauriger Würde zu Carter herab, und Carter fühlte sich plötzlich unbehaglich.
    »Na gut«, murmelte er nach einem Moment. »Zu kurz brauchst du es auch nicht zu machen.«
    Er wandte sich ab und

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