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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. C. Lelis
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hörst du für Musik? Spielst du ein Instrument? Hobbys?«
    »Hm«, murmle ich unschlüssig. Ich muss ihn total enttäuschen. »Na ja, meistens höre ich nur Radio… Instrument? Nicht wirklich. Hobbys? Ich habe keine Zeit, wegen Uni und Jobben. Schwimmen, ab und zu. Nichts Interessantes.«
    »Du hörst also Radio«, springt er darauf an. »Was denn für einen Sender?«
    »Deinen«, gebe ich leise zu und starre auf mein Glas.
    Er lacht. »Echt? Wusstest du von Anfang an, wer ich bin?«
    »Ich hab‘ deine Stimme erkannt, war mir aber nicht sicher.« Die Nervosität ist immer noch nicht verschwunden. Ich habe ein mulmiges Gefühl dabei, so offen zu sein. Demnächst beichte ich ihm, dass ich erotische Träume von seiner Stimme hatte. Ich versuche, mich zusammenzureißen.
    »Das ist ja cool.« Er klingt geschmeichelt.
    Ach wirklich? Ich weiß ja nicht. Radiohören ist in meinen Kreisen nicht wirklich cool. Aber was soll’s. »Und du? Was hast du für Hobbys? – Außer Kochen.«
    »Hm, viel Zeit für so etwas habe ich auch nicht. Die Freizeit, die ich habe, verbringe ich am liebsten mit meinen Freunden. Außerdem spiele ich Gitarre oder lese auch mal sehr gern ein gutes Buch.«
    »Was liest du?« Wenn ich Zeit hätte, würde ich auch mehr lesen. Ich meine außer Lehrbücher. Früher hab‘ ich viel gelesen. Er listet mir ein paar Bücher auf, die ich aus der Bestsellerliste kenne. Ich nicke verständig. Offenbar schwimmt er hier mit dem Strom. Das tue ich auch. Irgendwie beruhigt mich das. Wir bleiben eine Weile bei dem Thema und kommen zu unseren Lieblingsbüchern. Gut, da haben wir wohl etwas gemeinsam. Nicht die Lieblingsbücher. Aber das Lesen. Immerhin. Aber irgendwann haben wir genug darüber gesprochen. Also besinne ich mich auf ein neues Thema.
    »Und du spielst Gitarre?«
    »Ja, in einer Band, aber ich glaube nicht, dass wir sehr bekannt sind…«
    »Wie heißt ihr denn?«
    Er sagt mir einen Namen, den ich sofort wieder vergesse, und lächelt bescheiden.
    »Kenn ich nicht«, gebe ich zu. »Was spielt ihr?«
    »Meist Coverlieder... Rolling Stones, The Doors...«
    Die Bandnamen habe ich immerhin schon mal gehört. Ich nicke. »Cool.«
    »Findest du?« Er lächelt erfreut und scheint nicht wirklich eine Antwort zu erwarten. Seine Hände machen weiter mit der Zubereitung unseres Essens. »Wie kommt es, dass du Produktionstechnik studierst?«
    »Interessiert mich.«
    »Ich war nie gut in technischen Bereichen«, gesteht er lächelnd. »Fällt es dir leicht?«
    »Es geht.« Was soll ich auch anderes sagen. Natürlich muss ich lernen, um gute Noten zu bekommen, aber es fällt mir nicht sehr schwer, den Stoff zu verstehen. Sonst würde ich es schließlich nicht studieren.
    Kilian hat inzwischen irgendetwas in einem Topf auf den Herd gestellt und das Gemüse gewaschen.
    »Wie kamst du zum Radio?«, frage ich schließlich, als die Stille zwischen uns beginnt, unangenehm zu werden.
    »Oh…« Er winkt ab. »Fing als Nebenjob während des Studiums an. Dann bin ich da irgendwie reingerutscht. Es war einfach mein Ding.«
    Tja, was soll man dazu sagen. Ich habe keine Ahnung. Seine Stimme klingt ja auch toll. Ich wünschte, ich könnte ihm das Reden ganz überlassen. Dann würde ich mich wenigstens nicht mehr blamieren.
    »Wie lange arbeitest du schon da?«
    »Ist das eine versteckte Frage nach meinem Alter?«, unterstellt er amüsiert. Eigentlich nicht. Aber ich zucke mit den Schultern und er fasst es offenbar als ‚Ja‘ auf. »Ich bin vierunddreißig und arbeite seit dreizehn Jahren beim Radio. Bei diesem Sender seit sechs Jahren. Wie alt bist du?«
    »Zweiundzwanzig.«
    Er nickt. Offenbar ist er nicht überrascht. Zwölf Jahre. Der Altersunterschied wirkt auf mich ziemlich groß. Aber ich ziehe daraus ja keinen Nachteil. Er ist derjenige, der den schwarzen Peter gezogen hat: mich.
    Kurzzeitig nimmt ihn das Kochen voll in Anspruch. Er rührt in einem Topf und hantiert etwas hektischer herum. Also halte ich erst einmal den Mund. Das kann ich ohnehin am besten. Nach einer Weile hat er wieder Kapazitäten für mich frei.
    Er füllt alles in eine Auflaufform und dabei fragt er schmunzelnd: »Ich bin dir doch nicht zu alt, oder?«
    »Passt schon«, murmle ich verlegen.
    Er lacht. »Du bist echt süß.«
    Ich runzle die Stirn. Offenbar hat er eine merkwürdige Definition von ‚süß‘ , wenn jemand wie ich darunter fällt.
    Endlich ist er fertig mit der Vorbereitung und schieb das Zeug in den Ofen. »So, in zwanzig Minuten

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