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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. C. Lelis
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können wir essen. Hast du schon Hunger?«
    »Etwas.« Eigentlich müsste ich vor Hunger sterben, aber ich bin zu aufgeregt.
    »Ich hoffe, es schmeckt.« Er kratzt sich am Kopf und kommt dann zu mir an den Tisch. Nun schenkt auch er sich ein Glas Wein ein und prostet mir zu. Ich halte ebenfalls mein Glas hoch und nehme einen weiteren Schluck. Ist natürlich sehr ratsam, Alkohol auf leeren Magen zu trinken. Vielleicht liege ich gleich besoffen unterm Tisch. Ich sinne nach einer Frage, die ich ihm stellen kann. Schließlich fällt mir wieder nur sein Job ein. »Moderierst du eigentlich noch mehr außer Nachrichten und diese Verkupplungssendung?«
    »Verkupplungs…«, wiederholt er amüsiert. »Du kennst sie? Ich bin nicht nur Moderator, sondern vor allem Redakteur. Da reichen die beiden voll und ganz.«
    »Anstrengend?«
    »Nein, es geht. Am schwierigsten ist es, die Nachrichten zusammenzustellen, aber damit bin ich nicht allein«, erklärt er locker. »Also hast du ‚Du bist nicht allein‘ schon mal gehört? Wie gefällt‘s dir?«
    »Ganz gut. Ich würde aber nie anrufen.« Nur um das ein für alle mal klarzustellen.
    »Na, Gott sei Dank!« Er grinst bereit. »Nein, die ganze Idee zu der Sendung und die Planung stammt von mir. Quasi mein Baby. Darum interessiert mich immer, was man noch verbessern könnte.«
    »Es rufen ziemlich häufig die Gleichen an.«
    »Das ist dir aufgefallen?« Er lacht vergnügt, aber auch ein wenig verlegen. Eine merkwürdige Mischung. »Ja, wir haben da so unsere Stammkandidaten. Wenn niemand anderes anruft, müssen wir auf die zurückgreifen, die immer anrufen. Für sie ist es eine Art Sport. Aber es geht ja nicht nur ums Verkuppeln. Es ging mir darum, überhaupt im Radio präsent zu sein. Schließlich werden ja auch aktuelle, relevante Themen für Homosexuelle besprochen und weitergegeben.«
    »Ist mir aufgefallen.«
    »Super!« Seine hellen Augen strahlen mich an.
    Mir wird unter ihrem Blick ziemlich heiß. Es entsteht ein kurzes Schweigen. Ich werde verlegen und weiche seinem Blick aus. Dieses gegenseitige in-die-Augen-Sehen habe ich noch nie verstanden. Es ist doch unangenehm, wenn dann das Herz so zu rasen beginnt und sich irgendwelche Körperteile mit Blut voll pumpen – zum Beispiel meine Ohren.
    Plötzlich streckt er seine Hand nach mir aus und landet genau bei meinen verräterischen Anhängseln. Schmunzelnd streicht er meine Haare fort und betrachtet mich amüsiert.
    »Du bist ja gar nicht so cool, wie du immer tust.«
    Bitte? Ich? ‚Cool‘? Ich bin verwirrt! Mit gerunzelter Stirn und leicht zusammengekniffenen Augen wage ich es, ihn wieder richtig anzusehen. »Tue ich doch gar nicht.«
    »Nein?«, raunt er verwundert. »Für mich wirkte es so.«
    Ich zucke mit den Schultern. Was soll ich darauf auch sagen?
    Kilian lächelt. »Siehst du! Immer dieses lässige Schulterzucken!«
    Jetzt bekomme ich wirklich heiße Ohren. Er legt meine Unfähigkeit, eine normale, menschliche Konversation zu führen, als Coolness aus? Wow… Ich reibe mich hinterm Ohr und weiche seinem Blick wieder aus.
    Doch plötzlich beugt er sich vor und ehe ich weiß, wie mir geschieht, landen seine Lippen auf meinem Mund. Nach dem ersten Schock lasse ich mich darauf ein. Ich bin immer noch ein miserabler Küsser, aber das scheint ihn nicht zu stören. Er küsst jedenfalls toll. Irgendwann weicht er zurück. Bedauernd sieht er auf seine Uhr.
    »Ich sollte den Tisch decken. Verschieben wir den Rest auf später.«
    Damit beugt er sich noch einmal vor, aber diesmal bleibt es bei einem trockenen Kuss. Er steht auf und beginnt, wieder geschäftig herumzuwerkeln. Mir ist schwindlig vom Küssen. Wie kann er jetzt so einfach aufstehen?
    Als dann alles auf dem Tisch steht, bin ich ziemlich befangen. Bestimmt werde ich mich bekleckern und furchtbar lächerlich machen.
    »Sag ‚stopp‘ «, bittet Kilian, als er mir auffüllt.
    »Okay, stopp.«
    »Wie? Wirklich? Mehr nicht?«
    Ich werde ohnehin kaum etwas herunter bekommen vor Aufregung. Aber um nicht unhöflich zu sein, gebe ich nach. »Vielleicht noch ein bisschen… Bin nicht so der große Esser.«
    Er schnalzt missbilligend mit der Zunge und gibt mir noch einen extra großen Klecks auf den Teller. »Deshalb kippst du auch um.«
    »Hm.« Im Prinzip hat er recht. An dem Tag hatte ich kaum was gegessen. Ich vergesse so etwas eben hin und wieder. Schon als Kind habe ich mich nicht an normale Essenszeiten gehalten. Nachdem auch er sich aufgetan hat, beginne ich

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