Vorsicht Nachsicht (German Edition)
verwöhnst mich ja echt.«
Es ist nur eine Kleinigkeit. Aber es freut mich, dass er sich darüber freut. Ich könnte das eigentlich jeden Morgen für ihn machen, wenn es ihm gefällt. Aber dann ist es nichts Besonders mehr… ‚Vielleicht jeden Sonntag‘ , nehme ich mir vor und recke mich, um ihn noch einmal zu küssen.
***
Nachdem Kilian zur Arbeit gefahren ist, versuche ich tatsächlich eine Stunde zu lernen. Doch ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren. Ich bin ständig am Grübeln, was ich noch machen kann, um das miese Gefühl in mir zu beruhigen. Auch, um nicht ganz so dumm und nutzlos vor seinen Freunden und seiner Familie dazustehen.
Schließlich halte ich es nicht mehr aus und rufe Torben an. Der hat viel mehr Erfahrung, was Geburtstage angeht. Immerhin habe ich meinen eigenen nie wirklich groß gefeiert und ich hatte noch nie einen Freund. Die Einzigen, die immer an meinen Geburtstag gedacht und mir etwas geschenkt haben, sind Torben und seine Eltern.
Ich erreiche ihn auf der Arbeit und schildere ihm nur ganz kurz die Misere, in der ich stecke. Zu meiner Entrüstung fängt er an zu lachen.
»Das ist so typisch, Süßer, dass du seinen Geburtstag nicht wusstest! Armer Kilian. Wobei, der genießt es sicherlich, dass du ein schlechtes Gewissen hast. Bestimmt will er das noch ausnutzen.«
»Ausnutzen? Wie meinst du das denn?«
»Na ja, zum Beispiel im Bett… Gibt’s da was, was er gerne mag und du nicht so gerne tust? Wenn er dich heute drum bittet, kannst du schlecht Nein sagen. Ich würde es ausnutzen«, gesteht er glucksend. Immerhin hat er sich inzwischen damit abgefunden, dass Kilian und ich zusammen sind. Von ihm kommen zwar immer noch stichelnde Kommentare, in denen er unterstellt, dass Kilian ein berechnender, notgeiler Arsch ist, aber ich gewöhne mich allmählich daran.
Daher übergehe ich es einfach. »Also, was mache ich jetzt? Ich will nicht nichts schenken, aber ich habe auch keine Idee für ein gutes Geschenk… Und auch nicht genug Geld. Außerdem will Kilian ja auch gar kein Geschenk.«
»Na, ein unpassendes Geschenk ist schlimmer als gar kein Geschenk... Eine schöne Geste ist vielleicht besser, als wenn du ihm jetzt noch auf die Schnelle ein Buch oder so kaufst«, erklärt Torben und lässt mich nun völlig ratlos zurück. Die Idee mit dem Buch war mein letzter Ausweg.
»Was für eine Geste?«, frage ich resigniert.
»Na ja, es ist der erste Geburtstag in eurer Beziehung… « ‚Und wahrscheinlich auch der letzte‘. Auch wenn er das nicht sagt, höre ich die Meinung deutlich heraus. Dann sagt er jedoch etwas Überraschendes. »Es ist die Gelegenheit kleine Rituale aufzubauen. Du hast ihm Frühstück gemacht, das war schon mal gut… Dann gehst du ihm noch Blumen kaufen. Er ist zwar ein Kerl, aber jeder freut sich über Blumen. Muss ja auch nicht viel sein. Schenk ihm eine rote Rose als Zeichen für deine Gefühle. Und dann… keine Ahnung, back ihm einen Kuchen.«
»Ich kann nicht backen.«
»Jeder Maurer kann Backen, Süßer.«
»Ich bin aber kein Maurer.«
»Aber du bist doch gut in Chemie gewesen. Wichtig ist nur, dass du dich ans Rezept hältst. Wann kommt er von der Arbeit zurück?«
»In… sechs Stunden.«
»Na dann hast du sogar noch Zeit für einen Fehlversuch«, stellt Torben fest und klingt recht zufrieden mit sich selbst. »Ich rette dir hier gerade den Arsch: Eine rote Rose und einen Kuchen. Sollte innerhalb deines Budgets liegen und ist total romantisch. Komm gar nicht erst auf die Idee, den Kuchen oder so eine Backmischung zu kaufen! Die schmecken nicht! Es muss ein selbst gebackener Kuchen sein.«
Ich habe keine Ahnung, was einem verbrannten, wahrscheinlich scheußlich schmeckenden Kuchen romantisch sein soll, aber ich habe wohl keine andere Wahl, als Torben zu glauben. Er ist der Experte. »Okay… Ich versuch mein Glück. Danke!«
***
Die Küche sieht schlimm aus, als der Kuchen endlich im Ofen ist. Wie ein Schlachtfeld. Ich habe überall Mehl verteilt, weil ich nicht gewusst habe, dass es so staubt, wenn ich den Mixer rein halte. Und dann habe ich ein Ei falsch aufgeschlagen, so dass sich die schleimige Masse über die ganze Anrichte verteilt hat. Überhaupt habe ich Eier aufschlagen für nicht so schwer gehalten. Bei Kilian sieht es immer ganz leicht aus. Ich habe ungefähr zehn Minuten darauf verschwendet, die Schalenstückchen wieder aus dem Mehl zu pulen, nachdem sie mir mit hineingefallen sind. War verdammt anstrengend
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