Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Kilian, als er plötzlich in der Küche auftaucht. Der Blick seiner blauen Augen misst mich kurz, dann schüttelt er leicht den Kopf. »Du hast das mit dem Besuch heute Nachmittag gehört.«
Ich nicke unglücklich. Jetzt kann ich wirklich keine Ausrede mehr finden. Er weiß ja, dass ich mich nicht noch einmal mit seinen Freunden treffen will. Sie haben versucht, uns auseinander zu bringen und haben sich diesen gemeinen Test ausgedacht. Seit dem Abend, an dem Arne so fies zu mir war, weil er dachte, ich würde Kilian mit Viktor betrügen, gab es drei Gelegenheiten sie wiederzusehen und ich habe mich jedes Mal geweigert und das Lernen vorgeschoben. Jetzt habe ich keine Ausrede. Nur ein verdammt mulmiges Gefühl in meinem Bauch, gepaart mit leichter Panik.
Seufzend tritt Kilian auf mich zu und nimmt mich in den Arm. »Ich weiß gar nicht, wer alles kommt. Das funktioniert schon seit Jahren ohne Einladung. Sie trinken meist auch einfach nur einen Kaffee und dann sind sie wieder weg.«
Er kann das noch so sehr herunter spielen, es hört sich für mich trotzdem nach einem grausamen, langen Nachmittag an, währenddessen ich mich innerlich vor Selbstzweifel und Scham winden werde. Sie alle kennen Kilian schon viel länger als ich. Sie wissen besser als ich, was ihm gefällt. Haben tolle Geschenkideen und Tage und Wochen, um sich darauf vorzubereiten.
Und ich habe gar nichts, womit ich den Tag für ihn besonders machen könnte. Sex kann er jeden Tag von mir haben. Verwöhnen würde ich ihn auch jeden Tag, wenn er mich mal lässt. Es gibt nichts, was ich tun könnte, um… um… keine Ahnung… den Anderen zu beweisen, dass ich Kilian würdig bin. So kommt es mir vor. Ich muss irgendetwas machen. Etwas, das nicht nur Kilian gefällt, sondern etwas, wodurch die anderen sehen, glauben und verstehen, was er mir bedeutet. Das Gefühl der Panik nimmt zu, denn mir fällt nichts ein.
»Ruben…«, dringt Kilians Stimme warm zu mir durch. Seine Hände streicheln mich beruhigend. »Kein Grund zur Sorge, okay? Wir hatten das doch schon mal… Sie haben dich zu mögen, weil du mein Freund bist. Sie haben keine Chance dich nicht zu mögen, klar?«
Ich nicke, glaube ihm jedoch kein Wort. Ob sie jemanden mögen oder nicht, lässt sich kaum von seinen Gefühlen für mich beeinflussen. Nur ihr Verhalten können sie ändern. Aber ich mag es nicht, wenn mir andere Menschen mit falschem Lächeln und gestellter Freundlichkeit gegenübertreten.
Sanft nimmt Kilian mein Gesicht in seine Hände und zwingt mich dazu ihn anzusehen. »Es sind nur zwei Stunden oder so, Tiger. Dann haben wir den restlichen Abend für uns allein, das verspreche ich dir. Und wenn sie sehen, wie glücklich du mich machst, verstehen sie vielleicht auch, dass wir zusammengehören. Und wenn sie das begriffen haben, wundern sie sich vielleicht nur noch, wie ein Mistkerl wie ich es geschafft hat, dass du dich in mich verliebst.«
Aber sie werden nichts begreifen, weil sie denken, ich würde ihn betrügen und dass ich ein langweiliger, unscheinbarer, zu junger Mensch bin. Und sie werden sich fragen, was er überhaupt an mir findet.
»Ruben, hör auf damit!«, verlangt Kilian streng. Sein Daumen reibt über meinen Mundwinkel, der anscheinend wieder so verräterisch gezuckt hat. Eindringlich sieht er mir in die Augen. »Du bist ein interessanter, intelligenter und verdammt attraktiver Mann und ich liebe dich, okay?«
Wir hatten das schon öfter. Er sagt solche Sachen in letzter Zeit ziemlich häufig. Ich kann es ihm immer noch nicht wirklich glauben, aber ich denke, dass er das tatsächlich so meint. Es bringt mein Herz jedes Mal zum Pochen und ich spüre, wie mir eine verlegene Hitze in die Ohren steigt.
»Ich liebe dich auch«, hauche ich leise und versuche seinem Blick standzuhalten. Es fällt mir schwer, weil er so intensiv in mich hineinsieht. Und er sieht auch die Zweifel an seinen Worten in mir, die immer noch da ist.
Seufzend lehnt er sich vor und gibt mir einen Kuss. »Du wirst ja heute Nachmittag sehen, dass du Unrecht hast. Sie werden alle lieb zu dir sein. Und bis es soweit ist, hörst du auf, dir so viele Gedanken zu machen und lernst brav, okay?«
Ich nicke erneut und schmiege mich in seine feste Umarmung. »Ich habe Eier gekocht… Hast du noch Zeit zum Frühstücken?«
»Klar, Tiger.« Er klingt so, als würde er lächeln. »Du hast mir Frühstück gemacht?«
»Mhm, nur Eier und Brötchen…«
»Und den Tisch so schön gedeckt«, murmelt Kilian. »Du
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