Vorsicht Nachsicht (German Edition)
herausgefunden hat, was sie bedeuten. Er seufzt leise und streichelt sanft über meinen Kopf.
»Ruben… Nimm es nicht so schwer. Ist doch klar, dass du bei deinen ganzen Prüfungen und dem Stress den wir erst hatten, nicht daran gedacht hast…«
»Aber… Ich hätte…«
»Hast du aber nicht«, unterbricht er mich sanft. »Und ich sage dir, es ist nicht schlimm. Ich finde es sogar gut, wie es ist. Wie gesagt, es war Absicht auf meiner Seite. Und jetzt hör auf, dich zu verkriechen und lass mich meinen Geburtstag genießen, ehe ich zur Arbeit muss.«
»Aber…«
»Ruben.« Er seufzt und beendet das unnütze Gespräch einfach mit einem sehr langen Kuss, der mir nach und nach alle bösen Gedanken raubt. Ich gehe darauf ein, beginne ihm mehr zurückzugeben – immerhin hat er heute Geburtstag – und streichle ihn zärtlich. Gerade als unsere Lenden aneinander reiben und das Ganze deutlich an Hitze gewinnt, beginnt Queen im Hintergrund ‚Who wants to live forever‘ zu spielen.
Ich grunze leicht belustigt und löse mich aus unserem Kuss, um ihn anzusehen. »Hast du das Lied absichtlich ausgesucht?«
»Mhm, ich mag das Älterwerden nicht besonders«, gesteht er und seufzt. »Muss mir immer wieder einreden, dass es normal ist. Und jetzt … touch my tears with your lips. Touch my world with your fingertips... «, singt er und zwinkert mir zu. »Bevor ich zur Arbeit muss…«
Ich liebe es, wenn er singt, da wird mir jedes Mal ganz anders. Versonnen ziehe ich ihn wieder zu mir herunter und tue ihm den Gefallen mit dem Küssen und Anfassen. Allerdings werden wir erneut aus der Stimmung gerissen, als kurz darauf das Telefon klingelt. Kilian seufzt und richtet sich widerwillig auf.
»So ein Mist… Ich mag keine Geburtstage. Nicht mal morgens hat man seine Ruhe…«
Frustriert, aber auch erheitert sehe ich ihm dabei zu, wie er sich schwerfällig aus dem Bett rollt, um ins Wohnzimmer zum Telefon zu laufen. Als er verschwunden ist, strecke ich mich ausgiebig und sofort kehren meine Gedanken zu meinem schlechten Gewissen zurück. Auch wenn ich ihm nichts schenken soll, ich weiß, ich muss irgendetwas tun, um das Gefühl loszuwerden.
Dazu komme ich an diesem Morgen jedoch nicht mehr. Der frühe Anrufer, wie ich kurz darauf erfahre, ist Jeremy. Der absolute Lustkiller… Immer noch. Ich verziehe das Gesicht und steige dann auch aus dem Bett. Missmutig trotte ich in die Küche. Ich schätze, das Gespräch wird länger dauern und Kilian wird es danach eilig haben… Er muss schließlich in einer knappen halben Stunde zur Arbeit. Da sollte ich ihm wenigstens Frühstück machen, damit er nicht mit einem leeren Magen los muss. Brötchen aufbacken und Eier kochen bekomme ich gerade noch so hin.
Mit halbem Ohr lausche ich auf Kilians Stimme. Es ist eines der üblichen Geburtstagsgespräche.
»Danke. – Gut, ich war gerade dabei meinen Geburtstag zu genießen, als du uns gestört hast. – Tut es dir gar nicht!« Kilian lacht. »Na ja, ich denke, wir werden es später nachholen. – Nein, heute Nachmittag kommt wohl noch, wer mag, zum Kaffee vorbei… – Na ja, die üblichen, meine Schwestern eventuell mit Familie und ein paar von den Jungs, wenn sie nicht arbeiten müssen.«
Irritiert halte ich inne. ‚Was‘ ?! Besuch? Seine Familie und Freunde? Natürlich. Es ist sein Geburtstag. Er ist ein sozialer Mensch. Natürlich bekommt er Besuch. Aber wann hatte er vor, mir das zu sagen? Hatte er nicht gesagt, dass er von mir verwöhnt werden will? Ich hatte das irgendwie so verstanden, dass wir dabei allein sind. Nicht, dass ich mich seinem ganzen Sozialleben aussetzen muss. Nervös fahre ich mir durchs Haar.
Seine Freunde… Sie mögen mich nicht. Zwar hat Kilian mit ihnen geredet, ihnen erklärt, dass ich nie was mit Viktor hatte, aber ich habe sie seit dem Abend auch nicht mehr gesehen. Ganz ehrlich, ich will sie auch nicht so schnell wieder sehen.
Aber es sind immer noch Kilians Freunde. Irgendwie verständlich, dass sie an seinem Geburtstag vorbei kommen. Garantiert bringen sie Geschenke mit. Dann bin ich der Einzige, der ihm nichts geschenkt hat. Oh Gott… Kann ich mich nicht irgendwo verstecken?
Ich könnte jemanden aus dem Café fragen, ob ich heute seine Schicht übernehmen kann. Nur heute Nachmittag, bis die Gäste weg sind. Aber Kilian würde mir niemals abnehmen, dass es ein Notfall war. An seinem Geburtstag müsste ich in jedem Fall ablehnen, wenn mich jemand bittet für ihn einzuspringen.
»Oh oh«, brummt
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